
Die Region für den Tourismus attraktiver gestalten, die Innenentwicklung vorantreiben, den ÖPNV verbessern – dem Landkreis Schweinfurt stehen in der kommenden Förderphase des Regionalmanagements bis 2028 einige Projekte ins Haus. Dass zumindest eines davon von vielen wohl mit besonders scharfem Blick beobachtet werden dürfte, wurde jüngst im Kreistagsausschuss für Kreisentwicklung deutlich.
Denn nach "SWeasy" in der Stadt Schweinfurt soll als Pendant für den Landkreis bald "NVMeasy" folgen. "Wir wollen das Projekt der Stadtwerke Schweinfurt auch für den Verbund umsetzen. Das heißt, wir werden ein Projekt starten zur Einsetzung eines bankkartenbasierten Check-in/Check-out-Systems mit Bestpreis-Berechnung", teilte Theresa Wunderlich vom Fachbereich Regionalmanagement und Kreisentwicklung dem Kreistagsausschuss mit.
Statt mit Bargeld soll damit künftig auch im neuen Verkehrsverbund Nahverkehr Mainfranken (NVM) mit Bankkarte gezahlt werden können – ganz digital. "Im Gegensatz zu SWeasy wird bei NVMeasy aber zunächst der Papierverkauf von Fahrscheinen beibehalten und beide Systeme parallel betrieben", sagt NVM-Geschäftsführer Christopher Alm.
Kontroverse um SWeasy überschattet Einführung von NVMeasy
Eingeführt werden soll das System voraussichtlich im Laufe des Jahres 2026, heißt es aus dem Landratsamt. "Das Projekt befindet sich demnach in der Anfangsphase, sodass zum aktuellen Zeitpunkt zum Thema 'Bezahlmethoden' keine konkrete Aussage getroffen werden kann. Das Feedback und die Rückmeldungen zum Start von SWeasy werden natürlich Berücksichtigung finden", sagt Melina Bosbach-Nemeth, Pressesprecherin im Landratsamt.
Für die Einführung habe man bereits eine Förderung vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr erhalten, so Wunderlich. Klar wurde im Ausschuss jedoch auch: Man ist sich offenbar bewusst, dass die Bevölkerung nach der Kontroverse, die auf die Einführung von SWeasy folgte, NVMeasy wohl kaum mit offenen Armen empfangen dürfte.
"Bedauerlicherweise ist das Ganze ein bisschen überlagert durch das, was in der Stadt Schweinfurt passiert ist", sagte Gabriele Jakob (CSU). Dennoch halte sie das System für "ein sehr gutes Projekt", das schlicht Geduld erfordere. Mittlerweile haben unter anderem auch die Landkreise Kitzingen und Main-Spessart die Einführung von NVMeasy angekündigt.
Überarbeitung des Radwegenetzes wird teurer
Thema war im Ausschuss auch die bereits im vergangenen Jahr angekündigte Überarbeitung des Radwegenetzes in der Region. Die dürfte wohl deutlich aufwändiger und teurer werden als bislang angenommen, teilte David Wald aus dem Regionalmanagement im Ausschuss mit. Bislang sei lediglich geplant gewesen, das bestehende Netz zu überarbeiten – dafür habe man einen externen Dienstleister mit der Erstellung eines Vorkonzepts beauftragt.
Dieser habe dem Regionalmanagement jedoch "recht schnell Rückmeldung gegeben, dass es mit einer einfachen Überarbeitung des bestehendes touristischen Radnetzes, was bisher von uns beabsichtigt war, nicht getan ist", so Wald. Stattdessen müsse der Landkreis in eine "umfassende Neukonzeption" einsteigen.
Kosten steigen von 336.000 auf voraussichtlich 400.000 Euro
Das hätte auch Auswirkungen auf die bisherige Kostenkalkulation. Diese belaufe sich statt auf gut 336.000 Euro, die der Landkreis bis 2028 in die Umsetzung dreier Teilprojekte stecken möchte, nun auf rund 400.000 Euro. Dafür werden 80 Prozent Förderung durch den Freistaat Bayern erwartet. Trotz höherer Kosten und deutlichem Mehraufwand halte man im Regionalmanagement die umfassende Neukonzeption aber für "den richtigen Weg", sagte Wald. Die konkrete Umsetzung im Bereich Radwanderwege soll 2027 starten. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.
Allgemein als "Erfolgskonzept" und "Vorzeigeprojekt" gelobt wurde im Ausschuss das Rufbus-Angebot "Callheinz". Das war erst im Sommer 2024 auch auf den Schweinfurter Norden und Westen erweitert worden. Auch Rhön-Grabfeld und der südliche Landkreis Würzburg sind mittlerweile mit dabei. Mit rund 370 Fahrgästen pro Tag – Tendenz steigend – werde "Callheinz" in der Region Schweinfurt gut angenommen, sagte Theresa Wunderlich.
Auch im Leader-Förderprogramm stehen in der aktuellen Förderphase einige Projekte an. Sechs seien mittlerweile beantragt worden, teilte Ulfert Frey aus dem Arbeitsbereich Kreis- und Regionalmanagement, Kultur mit. Darunter etwa das Zentrum für Bevölkerungsschutz und Resilienz des BRK-Kreisverbands Schweinfurt sowie der Umbau des ehemaligen Klärwärterhauses zu einem DLRG-Vereinsheim in Werneck.
Beschlossen, allerdings noch nicht beantragt, seien zudem drei weitere große Projekte: der Umbau und die Erweiterung des KjG-Bildungs- und Jugendübernachtungshauses in Schonungen, ein inklusiver und ökologischer Kita-Neubau der Gemeinde Grettstadt in Obereuerheim und der gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen entwickelte PumpSkate-Park in Heidenfeld. Die Frist für die Beantragung laufe noch bis Anfang Februar, so Frey.
Zur Transparenz: In einer früheren Fassung dieses Artikels war kein Zeitrahmen für die Einführung des Ticketsystems "NVMeasy" genannt worden. Angaben dazu und zum Parallel-Betrieb von NVMeasy und dem Verkauf von Papiertickets wurden seitens des Landratsamtes und des NVM nachgeliefert und von der Redaktion im Artikel aktualisiert.
Diese Diskussion ist Jammern auf hohem Niveau!
Warum geht das mit den Papiertickets dann bei den Stadtwerken Schweinfurt nicht. Wäre interessant was die Stadtwerke dazu sagen
Mit freundlichen Grüßen
Hartwig
Wer bewährte Haltepunkte mit genügend Platz für den Bus und Überdachung um wenige Meter verlegt (da gibt es jetzt statt Platz Stau und man steht im Regen) verschwendet Steuergelder und schadet dem ÖNV.
Als Mitglied der Eurozone sind auch in Deutschland nur Euro-Banknoten und -Münzen gesetzliches Zahlungsmittel, was sich aus den unmittelbar anwendbaren Art. 128 Abs. 1 AEUV für Banknoten resp. Art. 11 der Verordnung (EG) Nr. 974/98 des Rates für Münzen ergibt.
Das deutsche Gesetz kennt allgemein nur die Erfüllung der Geldschulden durch Barzahlung. Sie ist nach traditionellem Verständnis die eigentlich geschuldete Leistung des Geldschuldners und führt daher durch Übereignung des Bargelds zur Erfüllung der Geldschuld.[13]
Grundsätzlich kann der NVM also Zahlung per Prepaid, Kreditkarte etc. vorschreiben. Maximal kann das seinem Kontrahierungszwang widersprechen.
auf Hinweis der NVM-Geschäftsführung habe ich den Artikel gerade noch einmal aktualisiert. Offenbar wird der Verkauf von Papiertickets im Landkreis-ÖPNV zunächst beibehalten und beide Systeme werden parallel betrieben.
Mit freundlichen Grüßen
Désirée Schneider (Autorin)
das könnte natürlich sein - SWeasy war zunächst ja ebenfalls im Parallelbetrieb eingeführt worden. Wir bleiben auf jeden Fall dran und werden zeitnah in der Berichterstattung noch einmal genauer auf NVMeasy und die damit einhergehenden Änderungen eingehen.
Mit freundlichen Grüßen
Désirée Schneider (Autorin)
auf Hinweis der NVM-Geschäftsführung habe ich den Artikel gerade noch einmal aktualisiert. Offenbar wird der Verkauf von Papiertickets im Landkreis-ÖPNV zunächst zusätzlich beibehalten und beide Systeme werden parallel betrieben.
Mit freundlichen Grüßen
Désirée Schneider (Autorin)