zurück
Würzburg
125 Jahre "Maulaffenbäck" in Würzburg: Woher der Name der Traditions-Weinstube kommt
Eine Würzburger Institution feiert 125-jähriges Bestehen: der "Maulaffenbäck" in der Altstadt. Warum fränkische Gemütlichkeit noch immer alle Alters- und Gesellschaftsschichten anzieht.
Der 'Maulaffenbäck', mitten in der Würzburger Altstadt, feiert in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen. Viel an der Optik des Traditions-Weinlokals ist seit den 50er-Jahren gleich geblieben.
Foto: Benjamin Brückner | Der "Maulaffenbäck", mitten in der Würzburger Altstadt, feiert in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen. Viel an der Optik des Traditions-Weinlokals ist seit den 50er-Jahren gleich geblieben.
Catharina Hettiger
 |  aktualisiert: 12.02.2024 12:14 Uhr

Anlässlich des Jubiläumsjahres haben sich der Wirt des Würzburger "Maulaffenbäck", Andreas Kern, der das Lokal mit seiner Frau Petra Brand-Kern betreibt, und Rainer Adam zusammengesetzt, um auf die Geschichte der Traditions-Weinstube in der Maulhardgasse 9, mitten in der Altstadt, zurückzublicken. Adam, ein leidenschaftlicher Sammler historischer Dokumente, vor allem in Sachen Sport und Musik, hat seine Unterlagen zum "Maulaffenbäck" mitgebracht. Historische Postkarten, alte Handzettel, Zeitungsartikel – "Traditionslokale interessieren mich schon lange", sagt Adam. Der 73-Jährige ist Stammgast auf Ansichtskartenbörsen und im Stadtarchiv, "ich habe in jeder Zeitung ab Januar 1900 gelesen", sagt er und lacht.

Er sammelt alles rund um die Historie des 'Maulaffenbäck': Rainer Adam. Die meisten Postkarten, auf denen das Traditionsgasthaus zu sehen ist, stammen aus den 1920er bis 40er-Jahren.
Foto: Benjamin Brückner | Er sammelt alles rund um die Historie des "Maulaffenbäck": Rainer Adam. Die meisten Postkarten, auf denen das Traditionsgasthaus zu sehen ist, stammen aus den 1920er bis 40er-Jahren.

Der "Maulaffenbäck" gehört zu den zahlreichen "Bäcks" in Würzburg. Besaß ein Bäcker einen Weinberg, durfte er damals in seiner Bäckerei auch Wein ausschenken. Der "Maulaffenbäck" wurde von Bäckermeister Adalbert Hofmann gegründet: am 17. April 1898, wegen der Nähe zur Augustinerkirche zunächst unter dem Namen "Zum Augustinerbäck". Am 16. April 1898 erschien die Gründungsanzeige im Würzburger Generalanzeiger. Bei seinen Recherchen wurde Rainer Adam darauf aufmerksam, rahmte sein Fundstück und übergab es den "Maulaffenbäck"-Wirten, die es im Lokal über einem der Tische aufhängten.

Hängt gerahmt über einem der Tische: die Gründungsanzeige des Lokals aus dem 'Würzburger Generalanzeiger', damals noch Weinstube 'Zum Augustinerbäck' genannt.
Foto: Benjamin Brückner | Hängt gerahmt über einem der Tische: die Gründungsanzeige des Lokals aus dem "Würzburger Generalanzeiger", damals noch Weinstube "Zum Augustinerbäck" genannt.

Wie das Maulaffenbäck zu seinem Namen kam

1907 übernahm Franz Seufert mit Familie die Weinstube und gab ihr den Namen "Maulaffenbäck". Hintergrund ist der Überlieferung nach, dass der damalige Bäcker offenbar immer wieder die "Maulaffen feilhielt", also mit offenem Mund am Türpfosten seines Lokals lehnte. Um ihn zu ärgern, hätten Studenten, die in derselben Straße wohnten, ein Lied über ihn gedichtet: "Alle Bäcker backen, alle Bäcker backen, nur der Maulaffenbäck backt nicht." Offiziell erschien der Name erstmals im Würzburger Gaststättenverzeichnis von 1926 – im Volksmund war das Lokal schon länger als "Maulaffenbäck" bekannt. "Der Name war damals ungewöhnlich, ein echter Vermarktungs-Gag", findet Andreas Kern.

Diese Postkarte zeigt laut Sammler und Hobbyarchivar Rainer Adam den Bäckermeister Adalbert Hofmann, der den Maulaffenbäck 1898 unter dem Namen 'Zum Augustinerbäck' gründete.
Foto: Archiv Rainer Adam | Diese Postkarte zeigt laut Sammler und Hobbyarchivar Rainer Adam den Bäckermeister Adalbert Hofmann, der den Maulaffenbäck 1898 unter dem Namen "Zum Augustinerbäck" gründete.

Bei der Bombardierung Würzburgs am 16. März 1945 wurde die Weinstube, wie die gesamte Maulhardgasse, völlig zerstört. Hilde Dietz, Tochter der Seuferts, die das Lokal bis zu ihrem 80. Geburtstag führte, trieb seinen Wiederaufbau voran. Bis zur Fertigstellung im Jahr 1950 zog das "Maulaffenbäck" in den Keller der Hofstraße 10, wo es als erstes Weinlokal nach der Zerstörung Würzburgs eröffnete. 1988 verkaufte Hilde Dietz das Haus an den Würzburger Immobilienmakler Karl-Heinz Pfister – unter der Bedingung, das Lokal so weiterzuführen, wie es seit Jahrzehnten üblich war. Dazu gehört auch das sogenannte "Vesperle", die "Bäck"-Tradition, seine eigene Brotzeit mitbringen zu dürfen.

"Vesperle" als aussterbende Tradition?

Früher war dies ganztägig möglich, aktuell noch zwischen elf und zwölf Uhr. Wirt Andreas Kern sieht das Ganze allerdings als "aussterbende Tradition": "Das entspricht wirtschaftlich nicht mehr dem Trend der Zeit – wir sind dazu verdammt, pro Platz einen bestimmten Umsatz zu machen." War der "Maulaffenbäck" früher vor allem eine Schänke, ist er heute ein Speiselokal, mit traditioneller fränkischer Küche.

Wein spielt aber nach wie vor eine große Rolle: Die Wirtin Petra Brand-Kern ist auch Besitzerin des Weinguts Brand in Randersacker, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Andreas Kern betreibt. "Für ein Weingut ist ein Lokal wie der 'Maulaffenbäck' ein Aushängeschild", sagt Kern – werden dort schließlich die Weine des Weinguts ausgeschenkt.

Stammtisch von 90-jährigen Professoren

"Unter der Woche sind vor allem Würzburger hier, ab elf Uhr finden Stammtische statt – da stehen die Gäste schon morgens, wenn wir aufmachen, vor der Tür", sagt Andreas Kern. "Von Donnerstag bis Samstag sind 80 Prozent der Gäste Touristen." Altersmäßig sei das Publikum bunt gemischt. Neben Stammgästen, die das Lokal seit Jahrzehnten aufsuchen, käme vor allem am Freitag- und Samstagabend auch junges Publikum. "Für junge Leute ist es 'in', in Traditionsgaststätten zu gehen", hat Kern beobachtet.

Der Maulaffenbäck früher – was die Einrichtung angeht, hat sich zu heute nicht viel verändert.
Foto: Archiv Rainer Adam | Der Maulaffenbäck früher – was die Einrichtung angeht, hat sich zu heute nicht viel verändert.

Früher seien viele Studenten im "Maulaffenbäck" ein- und ausgegangen, sagt Kern: "Sie durften bei der damaligen Besitzerin Hilde Dietz anschreiben und erst am Ende des Monats bezahlen." Einige dieser Studenten kämen auch heute noch nach Würzburg ins "Maulaffenbäck", so zum Beispiel einmal im Jahr ein Stammtisch von 90-jährigen Professoren.

Fränkische Gemütlichkeit und Beständigkeit als Markenzeichen

Die Einrichtung ist seit den 50er-Jahren gleichgeblieben: Mit Tischen, Bänken, Stühlen und Lüstern aus massivem Holz und teils holzvertäfelten Wänden scheint die Zeit im Inneren des Lokals stehengeblieben zu sein. "Als Wirt ist man hier wie ein Schauspieler", sagt Andreas Kern. Die Gäste würden "fränkische Gemütlichkeit" erwarten, und viele Touristen wollten abends gar nicht mehr gehen. "Mir rucke fei eweng zam", das Motto des Maulaffenbäck, käme bei den Gästen gut an. "Auf so eine Bank passen schon mal 15 bis 18 Leute", so der Wirt.

Eine Besonderheit des "Maulaffenbäck" ist das Wirtshaussingen, das vor Corona alle 14 Tage stattgefunden hat. "Wir haben eigene Liederbücher drucken lassen, mit deutschen und fränkischen Liedern", sagt Kern. Corona hätte alles zurückgeworfen, doch man wolle diese Tradition bald wieder aufnehmen.

Die Einrichtung ist seit den 50er-Jahren gleichgeblieben - eine bewusste Entscheidung der Wirte, die gerade viele Stammgäste begrüßen.
Foto: Benjamin Brückner | Die Einrichtung ist seit den 50er-Jahren gleichgeblieben - eine bewusste Entscheidung der Wirte, die gerade viele Stammgäste begrüßen.

Hinweis der Redaktion: Trotz sorgfältiger Recherche konnte der Rechteinhaber der historischen Fotos nicht ermittelt werden. Rechteinhaber werden gebeten, sich bei der Redaktion zu melden.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Catharina Hettiger
Altstädte
Bäckereien und Konditoreien
Stadtarchiv Würzburg
Weingüter
Weinlokale
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • K. S.
    Ich kenne den Maulaff seit meiner Kindheit, mit den Großeltern, Eltern war ich dort “Gast”. Mit Sepp, dem Sohn von Frau Dietz hatte ich eine Schulbekanntschaft.
    Mit meinen Besuchern von außerhalb haben wir später regelmäßig ein paar Stunden im Maulaff verbracht. Alle waren von dieser Art der Bewirtung begeistert. Und es stimmte: Alt und Jung, Akademiker und Arbeiter saßen an einem Tisch Tisch und haben diskutie.
    Was seit dem letzten Wechsel aus dem Maulaff geworden ist, kann ich nur beweinen. Und was der Wirt aus Randersacker als Tradition verbrämt, ist schlichtweg eine stinknormale Weinstube. Da nützt auch sein “Brotzeitfenster” von einer Stunde nichts! Was bleibt, ist die übliche Gastro-Abzocke ... Ohne mich und meine Würzburger Gäste!
    Mit den letzten Pächtern Hein/Hoffmann und den Pachtforderungen des Immo-Händlers war es endgültig vorbei mit der traditionellen Kultur eines “Bäck”
    Und über die vorherigen “Gastronomen”, die sogar Tellergeld verlangt haben, kann man nur Schweigen ...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. G.
    Genau, früher ist man erst nebrnan zur Metzgerei Hein gegangen und hat sich seine Brotzeit besorgt. Dann ging es nebenan und hat gemütlich mit ein oder zeei Schöppli Brot gemacht. Schöne alte Zeit.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. S.
    Karl Valentin: "Es war nicht alles schlecht, was früher einmal gut war ..."
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. M.
    Zwischen 11 und 12 Uhr kann man seine Brotzeit selbst mitbringen! Ein Marketinggag!
    Mit solch einer "Tradition " braucht man sich nicht schmücken.
    Schade, wenn Traditionslokale sich selbst so beschneiden, dass sie in den Augen von uns Würzburger nur noch Traditionshüllen für Touris sind.
    Lasst zu, dass man grundsätzlich seine Brotzeit mitbringen kann, so wie es früher immer möglich war. Wieviele kommen denn noch und tun dies!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. S.
    "Wie das Maulaffenbäck zu seinem Namen kam"

    DER Bäck, oder?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • B. S.
    Im Artikel ist immer von "der Maulaffenbäck" die Rede, außer bei dieser Unterüberschrift. Trotzdem findet sich im Alltag oft "neis" statt "nein" Maufaffenbäck ..., also das Sächliche.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. S.
    Machen Sie doch was Sie wollen, ob nei oder neis oder nein oder beim etc. Is doch eh kein Bäck mehr!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. S.
    Doppelposting.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten