Anlässlich des Jubiläumsjahres haben sich der Wirt des Würzburger "Maulaffenbäck", Andreas Kern, der das Lokal mit seiner Frau Petra Brand-Kern betreibt, und Rainer Adam zusammengesetzt, um auf die Geschichte der Traditions-Weinstube in der Maulhardgasse 9, mitten in der Altstadt, zurückzublicken. Adam, ein leidenschaftlicher Sammler historischer Dokumente, vor allem in Sachen Sport und Musik, hat seine Unterlagen zum "Maulaffenbäck" mitgebracht. Historische Postkarten, alte Handzettel, Zeitungsartikel – "Traditionslokale interessieren mich schon lange", sagt Adam. Der 73-Jährige ist Stammgast auf Ansichtskartenbörsen und im Stadtarchiv, "ich habe in jeder Zeitung ab Januar 1900 gelesen", sagt er und lacht.
Der "Maulaffenbäck" gehört zu den zahlreichen "Bäcks" in Würzburg. Besaß ein Bäcker einen Weinberg, durfte er damals in seiner Bäckerei auch Wein ausschenken. Der "Maulaffenbäck" wurde von Bäckermeister Adalbert Hofmann gegründet: am 17. April 1898, wegen der Nähe zur Augustinerkirche zunächst unter dem Namen "Zum Augustinerbäck". Am 16. April 1898 erschien die Gründungsanzeige im Würzburger Generalanzeiger. Bei seinen Recherchen wurde Rainer Adam darauf aufmerksam, rahmte sein Fundstück und übergab es den "Maulaffenbäck"-Wirten, die es im Lokal über einem der Tische aufhängten.
Wie das Maulaffenbäck zu seinem Namen kam
1907 übernahm Franz Seufert mit Familie die Weinstube und gab ihr den Namen "Maulaffenbäck". Hintergrund ist der Überlieferung nach, dass der damalige Bäcker offenbar immer wieder die "Maulaffen feilhielt", also mit offenem Mund am Türpfosten seines Lokals lehnte. Um ihn zu ärgern, hätten Studenten, die in derselben Straße wohnten, ein Lied über ihn gedichtet: "Alle Bäcker backen, alle Bäcker backen, nur der Maulaffenbäck backt nicht." Offiziell erschien der Name erstmals im Würzburger Gaststättenverzeichnis von 1926 – im Volksmund war das Lokal schon länger als "Maulaffenbäck" bekannt. "Der Name war damals ungewöhnlich, ein echter Vermarktungs-Gag", findet Andreas Kern.
Bei der Bombardierung Würzburgs am 16. März 1945 wurde die Weinstube, wie die gesamte Maulhardgasse, völlig zerstört. Hilde Dietz, Tochter der Seuferts, die das Lokal bis zu ihrem 80. Geburtstag führte, trieb seinen Wiederaufbau voran. Bis zur Fertigstellung im Jahr 1950 zog das "Maulaffenbäck" in den Keller der Hofstraße 10, wo es als erstes Weinlokal nach der Zerstörung Würzburgs eröffnete. 1988 verkaufte Hilde Dietz das Haus an den Würzburger Immobilienmakler Karl-Heinz Pfister – unter der Bedingung, das Lokal so weiterzuführen, wie es seit Jahrzehnten üblich war. Dazu gehört auch das sogenannte "Vesperle", die "Bäck"-Tradition, seine eigene Brotzeit mitbringen zu dürfen.
"Vesperle" als aussterbende Tradition?
Früher war dies ganztägig möglich, aktuell noch zwischen elf und zwölf Uhr. Wirt Andreas Kern sieht das Ganze allerdings als "aussterbende Tradition": "Das entspricht wirtschaftlich nicht mehr dem Trend der Zeit – wir sind dazu verdammt, pro Platz einen bestimmten Umsatz zu machen." War der "Maulaffenbäck" früher vor allem eine Schänke, ist er heute ein Speiselokal, mit traditioneller fränkischer Küche.
Wein spielt aber nach wie vor eine große Rolle: Die Wirtin Petra Brand-Kern ist auch Besitzerin des Weinguts Brand in Randersacker, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Andreas Kern betreibt. "Für ein Weingut ist ein Lokal wie der 'Maulaffenbäck' ein Aushängeschild", sagt Kern – werden dort schließlich die Weine des Weinguts ausgeschenkt.
Stammtisch von 90-jährigen Professoren
"Unter der Woche sind vor allem Würzburger hier, ab elf Uhr finden Stammtische statt – da stehen die Gäste schon morgens, wenn wir aufmachen, vor der Tür", sagt Andreas Kern. "Von Donnerstag bis Samstag sind 80 Prozent der Gäste Touristen." Altersmäßig sei das Publikum bunt gemischt. Neben Stammgästen, die das Lokal seit Jahrzehnten aufsuchen, käme vor allem am Freitag- und Samstagabend auch junges Publikum. "Für junge Leute ist es 'in', in Traditionsgaststätten zu gehen", hat Kern beobachtet.
Früher seien viele Studenten im "Maulaffenbäck" ein- und ausgegangen, sagt Kern: "Sie durften bei der damaligen Besitzerin Hilde Dietz anschreiben und erst am Ende des Monats bezahlen." Einige dieser Studenten kämen auch heute noch nach Würzburg ins "Maulaffenbäck", so zum Beispiel einmal im Jahr ein Stammtisch von 90-jährigen Professoren.
Fränkische Gemütlichkeit und Beständigkeit als Markenzeichen
Die Einrichtung ist seit den 50er-Jahren gleichgeblieben: Mit Tischen, Bänken, Stühlen und Lüstern aus massivem Holz und teils holzvertäfelten Wänden scheint die Zeit im Inneren des Lokals stehengeblieben zu sein. "Als Wirt ist man hier wie ein Schauspieler", sagt Andreas Kern. Die Gäste würden "fränkische Gemütlichkeit" erwarten, und viele Touristen wollten abends gar nicht mehr gehen. "Mir rucke fei eweng zam", das Motto des Maulaffenbäck, käme bei den Gästen gut an. "Auf so eine Bank passen schon mal 15 bis 18 Leute", so der Wirt.
Eine Besonderheit des "Maulaffenbäck" ist das Wirtshaussingen, das vor Corona alle 14 Tage stattgefunden hat. "Wir haben eigene Liederbücher drucken lassen, mit deutschen und fränkischen Liedern", sagt Kern. Corona hätte alles zurückgeworfen, doch man wolle diese Tradition bald wieder aufnehmen.
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Mit meinen Besuchern von außerhalb haben wir später regelmäßig ein paar Stunden im Maulaff verbracht. Alle waren von dieser Art der Bewirtung begeistert. Und es stimmte: Alt und Jung, Akademiker und Arbeiter saßen an einem Tisch Tisch und haben diskutie.
Was seit dem letzten Wechsel aus dem Maulaff geworden ist, kann ich nur beweinen. Und was der Wirt aus Randersacker als Tradition verbrämt, ist schlichtweg eine stinknormale Weinstube. Da nützt auch sein “Brotzeitfenster” von einer Stunde nichts! Was bleibt, ist die übliche Gastro-Abzocke ... Ohne mich und meine Würzburger Gäste!
Mit den letzten Pächtern Hein/Hoffmann und den Pachtforderungen des Immo-Händlers war es endgültig vorbei mit der traditionellen Kultur eines “Bäck”
Und über die vorherigen “Gastronomen”, die sogar Tellergeld verlangt haben, kann man nur Schweigen ...
Mit solch einer "Tradition " braucht man sich nicht schmücken.
Schade, wenn Traditionslokale sich selbst so beschneiden, dass sie in den Augen von uns Würzburger nur noch Traditionshüllen für Touris sind.
Lasst zu, dass man grundsätzlich seine Brotzeit mitbringen kann, so wie es früher immer möglich war. Wieviele kommen denn noch und tun dies!
DER Bäck, oder?