
Dass sich Sebastian Remelé 2026 nicht mehr für das Amt des OB zur Wahl stellen wird, hat selbst einige Kommunalpolitiker überrascht. In der Bevölkerung war die Nachricht weitgehend ein Paukenschlag. Einer, der im Netz sehr unterschiedlich aufgenommen und vielfach kommentiert worden ist. In vielen Fällen kritisch, aber auch verletzend.
Besonders in den Sozialen Medien quellen die Kommentarspalten von Hohn und Spott nur so über. Viele Kommentatorinnen und Kommentatoren schieben Remelé die alleinige Schuld für angebliche Missstände in Schweinfurt zu. Unter anderem wird behauptet, der OB habe die Stadt "zu Grunde gerichtet", sei verantwortlich für wachsende Leerstände und eine drohende Verödung der Innenstadt.
Es gibt aber auch Gegenwind. Vor allem, was den harschen Umgangston in den Kommentarspalten betrifft. So danken Nutzer dem OB für seinen langjährigen Dienst und nehmen ihn in Schutz. Eine Person macht darauf aufmerksam, dass ein Bürgermeister nicht alles alleine entscheide, sondern hinter ihm Fraktionen und die eigene Partei stehe. Ein bekennender Nichtwähler Remelés schreibt: "Nachtreten ist einfach eine armselige Sache. Lieber mal Verbesserungen vorschlagen und mal selbst recherchieren, ob diese überhaupt umsetzbar wären."
Politische Gegner zollen Remelé Respekt
Bei politischen Gegnern stößt Remelés Entschluss auf Anerkennung. "Eine ehrenhafte Entscheidung, die in mir Respekt auslöst", kommentiert etwa Wolfgang Gutgesell, Kreisvorsitzender der Schweinfurter Linke, auf Facebook. Politischer Beistand kommt auch von außerhalb. So drückt Würzburgs zweiter Bürgermeister Martin Heilig (Grüne) sein Bedauern für den Rückzug Remelés aus. "Mit ihm verliert Schweinfurt einen OB, der über die Stadtgrenzen hinaus denkt und sich sehr engagiert für die Belange seiner Stadt einsetzt", schreibt Heilig unter einem Artikel dieser Redaktion auf mainpost.de. Mit Remelé habe man stets über Parteigrenzen hinweg konstruktiv und pragmatisch zusammenarbeiten können.
Anfeindungen gegenüber Kommunalpolitikern nimmt zu
Der Blick auf die Reaktionen zeigt ein bekanntes Muster. Während konstruktive Kritik eher selten stattfindet, dominieren polemische oder persönliche Angriffe die Diskussionen in den Sozialen Medien. Eine Entwicklung, die längst nicht nur Remelé betrifft. Eine aktuelle Auswertung des Bundeskriminalamts (BKA) zeigt, dass kommunale Amtsträgerinnen und Amtsträgern immer öfter von Hass, Hetze und Gewalt betroffen sind. Demnach gaben 35 bis 40 Prozent der Befragten an, Anfeindungen und Übergriffe erlebt zu haben. Auch Desinformationen und durch KI-generierte, verfälschte Inhalte – sogenannte "Deep Fakes" – spielen online eine immer größerer Rolle.
Wie weit derartige Attacken gehen können, zeigt der Fall des Schweinfurter Landtagsabgeordneten Paul Knoblach. Der Grünenpolitiker wurde 2023 an seinem Wahlkampfstand in Schweinfurt von einem Passanten mit dem Tod bedroht. Vergangenes Jahr wurde der damals 65-jährige Mann vor dem Schweinfurter Amtsgericht für die Tat verurteilt.
Die Folgen für die Kommunalpolitik beschäftigen auch den SPD-Stadtrat Ralf Hofmann. In seinen Augen führen diese Verunglimpfungen dazu, dass "sich immer weniger Menschen diese Ämter mehr antun wollen", sagt Hofmann. Fachlich seien er und OB Remelé oft "über Kreuz" gewesen, menschlich jedoch schätze er ihn durchaus. Die Häme, mit der in den Sozialen Medien Remelés Entscheidung kommentiert wird, findet Hofmann "unterirdisch".
Oberbürgermeister reagiert gelassen und verständnisvoll
Remelé selbst blickt gelassen auf die Reaktionen im Netz. Auf Anfrage erklärt er: "Auf meine Ankündigung, nicht mehr als Oberbürgermeister zu kandidieren, haben mich persönlich ausschließlich positive und respektvolle Rückmeldungen erreicht." Soziale Medien, erklärt er, begünstigten schnelle und ungefilterte Reaktionen. Durch die Anonymität im Internet werden häufig Dinge geschrieben, die im direkten Gespräch nicht gesagt würden. Abfällige Kommentare ohne konstruktive Kritik kommentiere er aber bewusst nicht, da dies aus seiner Sicht wenig hilfreich sei.
Dennoch könne er nachvollziehen, dass die Menschen verunsichert seien und dass diese immer stärker einen Adressaten für Krisen wie das Sterben der Innenstädte, die steigenden Lebenskosten oder den Stellenabbau in der Industrie suchen. "In einer Stadt ist dieser Adressat der Oberbürgermeister, und so bin ich es in Schweinfurt."
Um die Diskussionskultur zu fördern, setzen Städte zunehmend auf einfache Formen der Bürgerbeteiligung. So tauschen die Bewohner eines Würzburger Stadtteils mithilfe eines digital-analogen Briefkastens Informationen, Fragen und Antworten zu aktuellen Ereignissen in ihrem Viertel aus.
Oder Sachs-Bad. Alle wollten es sanieren (das Geomaris lässt grüßen), sie sagte Nein; sondern Kunsthalle ins Sachs-Bad und Hallenbad als Freizeitbad am Sommerbad - ist viel effektiver.
Die unpopuläre Wahrheit: OB kann man nicht lernen, man muss dazu geboren sein
@Georg Ries
Ein Hallenbad (auch Hallenfreibad) kann man nicht sanieren. Das wird zum Millionengrab. Siehe Geomaris, das für die Stadt GEO zum finanziellen Mühlstein wurde.
Die Stadt hat nur noch das gesetzliche Minimum.
Was Grieser angespart hatte, wurde unter Remelé munter ausgegeben. Komisch - dabei kann doch die CSU angeblich so gut wirtschaften.
Wer auch immer Schweinfurts in Zukunft regiert, wird ein schweres Erbe antreten.