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Schweinfurt
Wohnen in Bellevue: Wie Schweinfurts neuer Stadtteil entsteht
Die Erschließung der Bellevue als neues Wohngebiet schreitet mit Sieben-Meilen-Stiefeln voran. Was in den vergangenen Monaten geschah und was für die Zukunft geplant ist.
Mit elegantem Schwung in den neuen Stadtteil Bellevue: Die Erschließungsstraße von Norden, von der B303 kommend, ist seit einigen Monaten fertig gestellt.
Foto: Anand Anders | Mit elegantem Schwung in den neuen Stadtteil Bellevue: Die Erschließungsstraße von Norden, von der B303 kommend, ist seit einigen Monaten fertig gestellt.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:24 Uhr

Jürgen Folk staunt jedes Mal aufs Neue, wenn er nach einigen Wochen wieder draußen auf dem Konversionsgelände ist und nicht im Büro der Stadtverwaltung. Er arbeitet im Stadtentwicklungs- und Hochbauamt, kümmert sich hauptsächlich um die Ledward Kaserne, aber auch den neuen Stadtteil Bellevue, einstmals Askren Manor. "Jedes Mal, wenn man hierher kommt, ist wieder etwas Neues entstanden", sagt Folk und Baureferent Ralf Brettin nickt lächelnd.

Im Moment sieht man das an zwei Stellen in Bellevue besonders gut – im Süden und im Norden. Am Amerika-Platz im Süden muss man ziemlich laut sprechen, denn entweder stört der Lärm vom Hämmern und Bohren oder vorbeifahrende Lastwagen sowie Bagger.

Die Projekte der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWG laufen wie geschmiert, das erste neue Mehrfamilien-Wohnhaus gleich links am Eingang zu Bellevue wird dieses Jahr bezogen, gegenüber sieht man schon die ersten Mauern für das zweite Haus, das Ende 2022 bezugsfertig ist. Bis 2024 sind alle vier geplanten Gebäude gebaut, dann wird auch der Amerika-Platz und die Parkanlage neu gestaltet.

Links der erste neue Wohnblock von vieren, den die SWG am Amerika-Platz in Bellevue baut. Er ist schon Ende 2021 bezugsfertig.
Foto: Anand Anders | Links der erste neue Wohnblock von vieren, den die SWG am Amerika-Platz in Bellevue baut. Er ist schon Ende 2021 bezugsfertig.

Alleine die SWG hat dann 121 neue Wohnungen gebaut, davon 78 Sozialwohnungen. Bereits jetzt leben über 200 Menschen in Bellevue, wenn alles fertig ist, sollen es bis zu 3000 Mitbürger sein. "Dieses Projekt ist sozusagen das Ausrufezeichen gleich am Eingang", so Brettin, "ein Ausrufezeichen der SWG in Sachen Baugeschwindigkeit, Architektur und Wohnungsaufteilung."

Der Bayerische Immobilien Kontor hat einige Wohnblocks am Kennedy Ring gekauft und saniert diese zu Eigentumswohnungen.
Foto: Anand Anders | Der Bayerische Immobilien Kontor hat einige Wohnblocks am Kennedy Ring gekauft und saniert diese zu Eigentumswohnungen.

Ebenfalls schon beachtlich weit sind die Arbeiten bei der BayIOK, dem bayerischen Immobilien Kontor, das mehrere Wohnblocks entlang des Kennedy-Rings entkernt und saniert. Laut den Angaben auf der Unternehmens-Internetseite entstehen derzeit in vier Wohnblocks 30 neue Eigentumswohnungen, zwischen 27 und 126 Quadratmeter groß.

"So langsam belebt sich das Ganze hier und wird etwas Neues."
Baureferent Ralf Brettin über den neuen Stadtteil Bellevue.

Die zwei bereits sanierten Wohnblocks seien schon "erfolgreich vermarktet worden", heißt es beim BayIOK. Im Marketing-Sprech wirbt das Unternehmen für die Wälzlagerstadt: "Wo sich Wachstum und Lebensqualität treffen, liegt die Mitte Europas: Schweinfurt."

In den sieben Jahren seit Abzug der Amerikaner bereits viel geleistet

Die Konversion in Schweinfurt, man kann sie auch unter die Überschrift stellen: "Wo es jeden Tag anders ausschaut." Baureferent Ralf Brettin ist durchaus stolz auf das, was die Verwaltung bisher erreicht hat. Der Begriff "Turbokonversion", den Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) schon vor Jahren prägte, bringt auf den Punkt, was hier seit 2014, als die letzten amerikanischen Soldaten den Standort verließen, passiert ist. "Aus meiner Sicht ist das seit dem Abzug der Amerikaner bis heute eine bemerkenswert schnelle Entwicklung", so Ralf Brettin.

Das zweite Gebäude der SWG am Amerika-Platz wächst bereits in die Höhe. Fertig sein soll es Ende 2022.
Foto: Oliver Schikora | Das zweite Gebäude der SWG am Amerika-Platz wächst bereits in die Höhe. Fertig sein soll es Ende 2022.

Bei einem Rundgang durch das Gelände bemerkt man erst, wie viele Projekte derzeit gleichzeitig laufen. Nicht nur die großen Bauträger bauen fleißig, auch die Einfamilienhäuser, die im Westen Richtung Wern vorgesehen sind, entstehen bereits. "Wir haben für jedes Grundstück zumindest schon Interessenten", so Ralf Brettin. Außerdem denkt die Stadt im Moment darüber nach, ein kleines Areal von etwas mehr als einem Hektar, das man nicht für den Neubau der Körner-Schule mit Doppelturnhalle, Kindertagesstätte und Hort braucht, auch für Einfamilienhäuser zu planen. "So langsam belebt sich das Ganze hier und wird etwas Neues", so der Baureferent, der auch darauf verweist, wie grün das Gelände ist, insbesondere wegen des weitgehend erhaltenen alten Baumbestandes.

Neue Parkanlage in Bellevue soll bis 2024 fertig gestaltet sein

Apropos grün: Die Parkanlage, die sich ab dem Amerika-Platz von Ost nach West zieht und von Süden nach Norden, wird in jedem Fall gebaut, wohl aber erst 2024. Die Stadt, informierte Brettin, hat sich derweil von dem ursprünglichen Planer getrennt, "die Zusammenarbeit hat beidseitig nicht den Erwartungen entsprochen." Man habe es neu ausgeschrieben und einen neuen Landschaftsplaner gefunden. An den grundsätzlichen, im Stadtrat genehmigten Gestaltungsideen ändert sich gleichwohl nichts.

Anzeige für den Anbieter Google Maps über den Consent-Anbieter verweigert

Vor allem im Norden von Bellevue, am Eingang von der Niederwerrn aus kommend, ist starke Veränderung zu sehen. Die alte Schule sowie die militärischen Sperranlagen sind schon lange weg, nun ist hier der neue Eingang von der B303 kommend mit einer großen Straße. Das 1,2 Millionen-Projekt ist schon seit dem Winter fertig, im Zeit- wie im Kostenrahmen geblieben, was angesichts der Corona-Krise und der Baukonjunktur auch nicht selbstverständlich ist.

Verhandlungen zwischen Stadt und Investor für Supermarkt-Gebäude

Wenn man von Norden nach Bellevue hineinfährt gleich auf der linken Seite liegt auch das Grundstück, auf dem in den nächsten Jahren eine Mischung aus Büro, Supermarkt und Wohnen entstehen soll. Man sei mit einem Investor in Verhandlungen, so Ralf Brettin. "Wenn es realisiert werden kann, wird es eine sehr hochwertige Anlage", betont Jürgen Folk.

Gegenüber dem Supermarkt entsteht die neue Schule, die zum Schuljahr 2024/25 bezugsfertig sein soll. Die Baugenehmigung soll dieses Jahr erfolgen, die Ausschreibung bis Anfang 2022 abgeschlossen sein, so dass im Sommer nächsten Jahres die ersten Bagger anrücken und man bis September 2024 komplett fertig ist mit neuer Schule, Turnhalle, Kindertagesstätte und Hort. "Das ist auch ein Bekenntnis zu dem Standort und seiner Wohnqualität durch die Stadt", betont der Baureferent.

Drohnen-Bild von Bellevue mit Blickrichtung Süden, auf dem man die rege Bautätigkeit der verschiedenen Bauträger gut erkennen kann.
Foto: Anand Anders | Drohnen-Bild von Bellevue mit Blickrichtung Süden, auf dem man die rege Bautätigkeit der verschiedenen Bauträger gut erkennen kann.

Im Zeitplan liegen auch die Baustellen der Bauprojekte Schweinfurt GmbH & Co. KG, einer Firma, die zu gleichen Teilen die Bauunternehmen Glöckle und Riedel Bau betreiben. Sie haben in Schweinfurt zusammen auch schon Bauprojekte auf der Maininsel, in der Hadergasse oder das City-Karree am Georg-Wichtermann-Platz realisiert. In Bellevue hat Bauprojekte Schweinfurt mehrere so genannte Punkthäuser unter dem Namen  „Living@ Manor“ gebaut, die teilweise schon bezogen sind. Die geplanten weiteren Wohnhäuser entstehen gerade.

Die Konversion in Schweinfurt

Am 2. Februar 2012 gab die us-amerikanische Armee bekannt, dass sie sich vom Standort Schweinfurt zurückzieht. Im September 2014 war die offizielle Übergabe der Ledward-Kasernen an den Bund. Seither laufen die Planungen für die Konversion der einstmals militärisch genutzten Flächen nicht nur auf Hochtouren, sondern sind größtenteils in der Umsetzung.
In Yorktown und Kesslerfield wohnen schon wieder Menschen, in Askren Manor, jetzt Bellevue genannt, nicht nur in den ehemaligen Offiziershäusern, sondern auch schon in fertigen Geschosswohnungen. Bundesweit für Aufsehen sorgte die Verlosung der Häuser in Yorktown 2016, da die Nachfrage so groß war.
Die International School Mainfranken übernahm die ehemalige High School, die frühere Elementary und Middle School ist abgerissen, an ihrer Stelle kommt der Neubau für die Körnerschule. Seit 1. Juli 2015 wurden mehrerer Gebäude der Ledward-Kasernen an der Niederwerrner Straße für die Erstaufnahmeeinrichtungen (EA) für Flüchtlinge genutzt, die nun das unterfränkische Ankerzentrum ist. Seit Sommer 2019 ist dieses nach Geldersheim in die ehemaligen Conn-Carracks verlegt.
Auf dem Ledward-Gelände eröffnete die FH das erste Gebäude des neuen i-Campus, die Carus-Allee ist fertig. Der Entwurf für das Gelände der Landesgartenschau 2026, für die der bayerische Umweltminister Marcel Huber im Juli 2018 den Zuschlag erteilte, wurde kürzlich ausgewählt.
Quelle: Stadt/SWT
 
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  • Reinshagen153@t-online.de
    @hellmann: Recht haben Sie mit Ihrer Ironie, was den "Anschluss" betrifft, und zwar an die Wern, mit dem Wernradweg, der im Norden der Bellevue an der Wern entlang läuft. Aber man hat keinen Anschluss eines Rad- oder Fußweges, geschweige denn eine grünes Band von Bellevue zum Werngrund vorgesehen. Wenn es Ihnen als Laien nicht auffällt, dann sollte wenigstens Stadtplanern dieser handwerkliche Fehler eines fehlenden Rad- und Fußweganschlusses zum Werngrund nicht unterlaufen. Ist das der Bauverwaltung auch nicht aufgefallen?

    Wenn Sie in Bellevue wohnen, wollen Sie dann lieber am Kennedyring entlang spazieren oder radfahren, als am Werngrund?
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  • Reinshagen153@t-online.de
    Wenn man sich das untere Drohenfoto ansieht, dann unterscheidet sich Bellevue städtebaulich kaum von der Umgebung. Der große Wurf ist das nicht. Wenn man schon fast alles abgerissen und viele Werte vernichtet hat, dann hätte man sich mehr erwartet, als diese Charakterlosigkeit. Man vermisst einen erkennbaren Mittelpunkt und Treffpunkt, den jeder Stadtteil haben sollte - am besten noch mit einem Wahrzeichen. Das ist hingegen - natürlich auch dem vorgegebenen Straßenraster geschuldet - ein strukturloser Siedlungsbrei, kaum über der "Qualität" des benachbarten Musikerviertels.
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  • r.hellmann@web.de
    Lieber Andy25, wir haben halt leider nicht mehr Gudrun Grieser als OB, da war alles besser. Aber man könnte als Wahrzeichen ein stationäres Riesenrad bauen mit einem Riesenwälzlager aus Schweinfurter Produktion, damit der Name Bellevue auch zur Geltung kommt. Auch ein Anschluss an die Stadtbahn nach Wittek-Brix wäre nicht schlecht.
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  • Reinshagen153@t-online.de
    @hellmann. Wittek-Brix sieht einen Anschluss bei Bellevue vor, ans Schulzentrum-West. Damit Schüler aus dem südlichen Landkreis in einem Ast der Steigerwaldbahn direkt fahren können zu: Humboldt-Gymnasium, Schulzentrum Alfons Goppel und weiteren benachbarten (Fach)Schulen und zuvor zu FH und weiteren Schulen. Die gesamte (Hoch)Schulachse wäre dadurch an die Steigerwaldbahn angebunden. Und Sie finden das lächerlich und machen sich darüber lustig.

    "Wir sind gewohnt, dass Menschen verhöhnen, was sie nicht verstehen" (Goethe)
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