Wer in den vergangenen Monaten im neuen Stadtteil Bellevue, der ehemaligen amerikanischen Wohnsiedlung Askren Manor, gewesen ist, wird gestaunt haben: Es brummt, scheppert, hämmert, es wird gebaggert, gebuddelt, abgerissen, was das Zeug hält. Die Konversion der amerikanischen Liegenschaften, von Oberbürgermeister Sebastian Remelé immer als "historische Chance für die Stadtentwicklung" bezeichnet, hat so richtig Fahrt aufgenommen.
In Askren Manor sieht man das daran, dass die Abrissarbeiten der alten Wohnblocks und Hallen voran schreitet. Entstehen werden insgesamt 650 Wohnungen, es sollen mal bis zu 2000 Menschen hier leben. Im Moment passiert insbesondere im nördlichen Teil an der Niederwerrner Straße eine Menge. Die Hallen an der Ecke Grant Street/Maple Street sind abgerissen, als nächstes steht der Abriss der früheren Elementary-Middle-School an. Für den Neubau einer Grundschule mit Kindertagesstättewurde kürzlich der Sieger des Architektenwettbewerbs bekannt gegeben.
Im Bauausschuss stellte Tiefbauamtsleiter Christof Klingler nun die Planungen für die neue Straße im Eingangsbereich von Askren Manor von Niederwerrn kommend vor. Das bisher gewohnte Bild, mit der von den Amerikanern nach den Anschlägen am 9. September 2001 massiv ausgebauten Wachanlage, wird sich radikal ändern. Im Frühjahr 2020 werden die bestehenden Häuser und Zäune abgerissen, bis Herbst 2020 soll die neue Straße fertig sein.
Neue Straße direkt ins Wohngebiet
Im Moment ist die Straßenführung so, dass die Euerbacher Straße als Vorfahrtsstraße an der Ampel zur Niederwerrner Straße/B 303 endet. Gegenüber dem Eingangsbereich von Askren Manor ist die Sportanlage der DJK Schweinfurt entlang der Josef-Reuß-Straße. Zukünftig wird es so sein, dass von der Ampelanlage direkt die Straße in das neue Wohngebiet Bellevue führt, davon abzweigend dann die Euerbacher Straße und die Josef-Reuß-Straße angeschlossen sind. Das Ziel ist, die Autofahrer, Radler und Fußgänger direkt in das Wohngebiet zu lenken. Allerdings ist die Führung der früheren Maple Street – jetzt Anna-Weichsel-Straße – anders als bisher mit dem Wachhäuschen. Die Straße wird deutlich näher an der Schule geführt.
Ebenso vorgesehen sind zwei Zufahrten für die neue Schule, sowie von Norden kommend eine Linksabbiegespur für den Verbrauchermarkt, der gegenüber der Schule entstehen soll. Außerdem gibt es eine Mittelinsel als Querungshilfe bei der Schule. In Richtung Ampelanlage zur B 303 wird der Radweg von der Niederwerrner Straße ein Stück weitergeführt, der in der Anna-Weichsel-Straße mündet. Die Gesamtkosten für die Maßnahme, für die auch zahlreiche Leitungen verlegt werden müssen, sind mit 1,2 Millionen Euro geschätzt. Refinanziert werden sollen sie laut Verwaltung durch Erschließungsbeiträge der Anlieger.
Die Baustadträte nahmen die Planung zur Kenntnis, hatten aber ein paar Hinweise. Rüdiger Köhler (CSU) wollte wissen, wie das Thema Abholen und Hinbringen von Schülern durch Eltern bei der Schule gelöst werden soll. Er befürchtet, dass viele die Kinder an der Straße aussteigen lassen könnten. Baureferent Ralf Brettin betonte, es gebe zwei große Parkplätze, einen vor der Zweifach-Turnhalle und einen vor der Schule. Jürgen Rojek (CSU) fand die Linienführung des Radweges problematisch, da man von Bellevue kommend auf dem Weg Richtung Niederwerrn die Kreuzung an der Bundesstraße zwei Mal queren muss. Christof Klingler erklärte, das sei zwar "nicht geschmeidig, aber machbar."
Ulrike Schneider (Freie Wähler/Schweinfurter Liste) stellte in Frage, ob man wirklich am nördlichen Ende von Bellevue einen Verbrauchermarkt braucht, wo es doch in unmittelbarer Nähe zahlreiche Supermärkte gebe. Ralf Brettin erklärte, zunächst gehe es nur um die Zufahrt. Ob und in welcher Größe genau ein Supermarkt oder ein Nahversorger dort entsteht, werde erst in der weiteren Planung festgelegt.
Könnte man eine schmale Grünspange, mit Rad- und Wanderweg vom Einfahrtsbereich, an der Schule vorbei, zur Wern führen? Jetzt könnte man hier noch ein Band anlegen, mit später einmal großen Bäumen!
Die Wern schmiegt sich hier sehr schön an die Stadt! Wäre hier eine Renaturierung mit einem langezogenen See und Uferpromenade denkbar, vmtl. günstig für Grundwasserspiegel, Hochwasserrückhaltung & Stadtklima! Mit mehreren Querwegen direkt in den neuen Stadtteil? Ein "Schweinfurter Wernbogen", als kleines Pendant zum "Schweinfurter Mainbogen". So dass SW ein bisschen als Stadt zwischen zwei Flüssen ins Bewusstsein käme. Bellevue erführe eine enorme Image-Aufwertung und Erhöhung der Wertschöpfung.
Der Uferpark könnte bis an den kleinen Park an Wern/Geldersheimer Str. ausgedehnt werden. Bellevue & Bergl-Nord hätten dann einen echten Bürgerpark, der hier viel mehr Sinn machte, als in der LGS-Diaspora hinter der Barriere Niederwerrner Straße.
Die Straßennamen sind wieder einmal ein typischer, ideenloser Stadtratsbeschluss, wie seit Jahrzehnten, mit SPD und jetzt CSU-Couleur. Der alte Postplatz wurde in Gg.-Wichtermann-Platz umbenannt, statt z. B. die Hahnenhügelbrücke in Gg.-Wichtermann-Brücke.
An der Bellevue-Einfahrt lag die älteste SWer Siedlung "Affeltrach", noch aus vorchristlicher Zeit! Etwa um die Schule ist das Bodendenkmal der Wüstung Hilpersdorf. 951 kam es ans Kloster Fulda. Bis 1661 gab es hier eine Kirchenruine und heute noch die Flur "An der Hilperskirche".
Vorschlag: Jetzt könnte man noch (mit Großmut) problemlos Straßen im Einfahrtsbereich & nördlichen Teil v. Bellevue umbenennen, z.B. in:
"Affeltracher Straße"
"Hilpersdorfer Straße"
"An der Hilperskirche"
"Fuldastraße"
Solche "Kleinigkeiten" bringen wenigstens etwas Identität in die im ganzen Land herzlose, austauschbare Stadtrandplanung.