Schweinfurt droht im Wettbewerb mit anderen Städten wie Bamberg, Würzburg, Bad Kissingen oder Bad Neustadt ins Hintertreffen zu geraten. Zu wenig Engagement der Verwaltung, zu wenig Ideen und Visionen für den Wirtschaftsstandort – jedenfalls ist das die Sorge von FDP-Stadtrat Georg Wiederer. Seit Jahren immer wieder geäußert. Eine weitere Frage: Braucht es einen neuen Wirtschaftsförderer oder Wirtschaftsförderin?
Im Februar war die damalige Wirtschaftsförderin Pia Jost gegangen, sie wechselte in eine Stadt in Brandenburg, die vor allem ihre Expertise in Sachen Aufbau eines Innovations-Parks zu schätzen wusste. In Schweinfurt hatte Jost immer dafür geworben, das Potenzial der Ledward Kaserne zu nutzen und dort gemeinsam mit der Technischen Hochschule (Stichwort Robotik und i-Factory), den Industriebetrieben, dem Fraunhofer Institut und verschiedenen Start-up-Unternehmen einen Technologie- und Innovations-Park zu etablieren, der vor allem Schweinfurt als weltweites Zentrum der Wälzlagerindustrie stärken würde.
Eine direkte Nachfolgelösung für Pia Jost wurde damals nicht gefunden, mehrere vorstellig gewordene Bewerber waren dem Stadtrat nicht qualifiziert genug. Deshalb entschloss sich Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU), in Absprache mit den Fraktionen, den bisherigen Citymanager Thomas Herrmann zu befördern und zum Leiter der Wirtschaftsförderung zu machen. Allerdings befristet bis 31. März 2024. Bewährt sich Herrmann auf der neuen Stelle, könnte dies auch eine Dauerlösung werden.
Für die FDP und Georg Wiederer ist es das jetzt schon nicht. "Die Interimslösung in diesem für die Entwicklung der Stadt bedeutenden Amt halte ich nicht für eine angemessene Lösung", erklärte er. Seine große Sorge: Entweder leidet die klassische Wirtschaftsförderung und Ansiedelung neuer Firmen oder das Citymanagement unter der Doppelrolle.
"Es ist eine der wichtigsten Aufgaben für unsere Stadt. Wenn nichts passiert, bleibt alles beim Alten und wird immer weniger", so Wiederer, der eine klare Zielsetzung forderte und, dass die Stelle des Wirtschaftsförderers mit angemessener Dotierung sofort neu ausgeschrieben wird.
Mit diesem Vorschlag stieß er aber nicht auf Gegenliebe. Für den OB ist die Stelle mit Thomas Herrmann "gut besetzt", das hätten auch seine regelmäßigen Gespräche mit den Unternehmenschefs ergeben. Das Maintal sei bereits fast voll, weitere Flächen für interessierte Unternehmen habe die Stadt derzeit nicht, weswegen auch die Entwicklung der Conn Barracks als Gewerbepark so wichtig sei. Das klassische Verkaufen von Flächen, wie es zum Beispiel Pia Josts Vorgänger Hans Schnabel als Wirtschaftsförderer noch tat, sei heute nicht mehr gefragt.
Strategie für die Ausrichtung der Schweinfurter Wirtschaftsförderung erarbeiten
Das sah auch Stefanie Stockinger-von Lackum (CSU) so, denn die heutige Wirtschaftsförderung "ist viel mehr." Sie plädierte dafür, die grundsätzliche Richtung der Wirtschaftsförderung als Gremium zu diskutieren. Auch Frank Firsching (Linke) unterstützte das.
Es brauche eine fundierte Diskussion, an deren Anfang die Frage stehen müsste, was der Stadtrat, was die Verwaltung für Erwartungen an die Wirtschaftsförderung habe. Die Strategie müsse festgelegt werden, vor allem, wenn es um mehr gehen solle als die Belebung der Innenstadt. Zum Beispiel, wenn die Stadt eine aktive Rolle einnimmt, die Industriebetriebe bei der Mobilitätswende zu begleiten.