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Geldersheim
Gewerbepark Conn Barracks: Warum auf dem ehemaligen Kasernengelände der US-Army "die Zukunft der Region" liegt
Viele Köpfe haben gehirnt. Herausgekommen ist ein Leitbild, das den geplanten Gewerbepark Conn Barracks besonders macht. Wie das fertige Gebiet einmal aussehen soll. 
Hier wird der Gewerbepark Conn Barracks entstehen. Auf dem rund 100 Hektar großen ehemaligen US-Kasernengelände sollen Gewerbe und Industrie 4.0 angesiedelt werden. 2023 sollen die Verkaufsverhandlungen mit dem Bund beginnen.
Foto: Anand Anders | Hier wird der Gewerbepark Conn Barracks entstehen. Auf dem rund 100 Hektar großen ehemaligen US-Kasernengelände sollen Gewerbe und Industrie 4.0 angesiedelt werden.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 05.11.2022 02:41 Uhr

In der Vision ist der Gewerbepark "Conn Barracks" schon erblüht: als eine grüne Oase für innovatives Gewerbe und Industrie 4.0, als verbindendes Element zwischen der Stadt Schweinfurt und den umliegenden Gemeinden, als erlebbarer Freiraum sowohl für Arbeitnehmende als auch für die ringsum wohnenden Menschen – als ein Ort, in dem "die Zukunft der Region liegt".

Stellvertretende Landrätin Bettina Bärmann ist die Freude anzumerken, dass endlich der Startschuss fällt, dass es endlich losgeht mit der Konversion des ehemaligen US-amerikanischen Kasernengeländes zu einem Gewerbepark. Beim ersten Bürgerdialog am Mittwochabend im Fränkischen Hof in Geldersheim hätte die Bevölkerung erfahren können, wie dieser Gewerbepark einmal aussehen soll, welche Betriebe sich dort ansiedeln können und was so besonders an den "Conn Barracks" ist. Es sind aber nur wenige Interessierte gekommen.

Wer einer weitere Chance nutzen möchte: Eine zweite Veranstaltung wird es am 10. November im Gemeindezentrum in Niederwerrn geben.

Theresa Wunderlich vom Konversionsmanagement des Landkreises Schweinfurt erklärt das Leitbild für den Gewerbepark Conn Barracks.
Foto: Anand Anders | Theresa Wunderlich vom Konversionsmanagement des Landkreises Schweinfurt erklärt das Leitbild für den Gewerbepark Conn Barracks.

Das gemeinsame Ziel der Gemeinden Geldersheim und Niederwerrn sowie von Stadt und Landkreis Schweinfurt ist es, die Conn Barracks zu einem Gewerbepark mit überregionaler Bedeutung zu entwickeln. Aus diesem Grund haben sie sich nach Abzug der Amerikaner im Jahr 2014 zu einem Zweckverband zusammengeschlossen, der die Entwicklung des knapp 200 Hektar großen Geländes verantwortet. Seit Mitte Mai 2019 befindet sich auch die unterfränkische Anker-Einrichtung des Freistaats Bayern auf einem Teil der Conn Barracks.

Grün und offen soll der Gewerbepark werden

Auf großen Schautafeln hängen Pläne und Bilder. Darüber prangen Leitsätze. Eine hochkarätig besetzte Projektgruppe aus den Spitzen von Wirtschaft, der Regierung von Unterfranken und Mitgliedern des Zweckverbands hat diese im Sommer vergangenen Jahres entwickelt. "Es soll was Grünes werden, nicht nur Beton und Stahl", fasst Theresa Wunderlich vom Konversionsmanagement des Landkreises Schweinfurt zusammen.

Der Gewerbepark soll offen sein in alle Richtungen, nach Geldersheim, nach Euerbach, nach Niederwerrn, nach Schweinfurt. Mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß erreichbar. Vor Ort könne man sich auch autonome Mobilitätsangebote vorstellen. Die rund 100 Hektar nutzbare Gewerbefläche – der Rest ist viel Grün und Infrastruktur – soll Raum für viele "Nutzungscluster" bieten, vom Handwerk bis zur Robotik.

"Wir wollen viele verschiedene Unternehmen", sagt stellvertretende Landrätin Bettina Bärmann. Keinen Riesen. Auf keinen Fall wolle man "Schnellschüsse" machen. "Wir wollen hochwertige Arbeitsplätze", betont Bärmann, "und wir wollen mit diesem Sahnestück auch Gewerbesteuer rekrutieren."

"Die Conn Barracks sind das Pfund, das wir für die Region haben"
Bettina Bärmann, stellvertretende Landrätin

Dass dies keine Wunschträume sind, belegen die Anfragen. Nicht nur aus der Region, schon jetzt gibt es internationales Interesse an dem noch nicht einmal beworbenen Gewerbepark. Die Conn Barracks liegen nicht nur mitten in Deutschland, sondern zentral in Europa. Sie haben Autobahn- und Gleisanschluss, sind nahe an Industrie, Lehre und Forschung. Und sie bieten durch die Größe der zusammenhängenden Fläche Raum für verschieden große Unternehmen. "Die Conn Barracks sind das Pfund, das wir für die Region haben", ist Bärmann überzeugt.

Am allerwichtigsten aber sei es, moderne Arbeitsplätze zu schaffen, damit die Jugend da bleibt. "Dafür müssen wir was bieten." Neben dem Hauptziel, einen Gewerbe- und Industriepark in den Conn Barracks zu errichten, soll deshalb auch ein attraktives Arbeitsumfeld mit "hochwertigen und erlebbaren Freiräumen" entstehen. Die Freizeit- und Erholungsangebote sollen den Bewohnerinnen und Bewohner der umliegenden Ortschaften ebenfalls zur Verfügung stehen.

Bevölkerung möchte das Gelände besichtigen

Die Besucherinnen und Besucher hören interessiert zu, was sie aber am meisten umtreibt, ist die Frage: "Wann darf man rein?" Die Leute wollen wissen, was hinter dem hohen Zaun ist. "Ich würde mich gerne dort wieder einmal umschauen", meint eine Besucherin, die früher für die Amerikaner in den Conn Barracks gearbeitet hat. "Unser Ziel ist es, das Gelände endlich zu öffnen", versichert Theresa Wunderlich. Doch noch gehört das 200 Hektar große Areal dem Bund. Der Zweckverband muss es zuerst einmal zu seinem Eigentum machen.

Stellvertretende Landrätin Bettina Bärmann ist optimistisch, dass bis 2024 der Kauf der Conn Barracks unter Dach und Fach ist.  
Foto: Anand Anders | Stellvertretende Landrätin Bettina Bärmann ist optimistisch, dass bis 2024 der Kauf der Conn Barracks unter Dach und Fach ist.  

Warum das so lange dauert, will ein Besucher wissen. Stellvertretende Landrätin Bettina Bärmann verweist hier auf den sich über vier Jahre hinziehenden zähen Verhandlungsmarathon mit dem Freistaat Bayern über die Weiternutzung der Anker-Einrichtung. Ursprünglich sei zugesichert worden, die Flüchtlingsunterkunft Ende 2025 zu schließen. Davon habe der Freistaat zwischenzeitlich dann Abstand genommen.

Ergebnis der Verhandlungen sei nun ein Kompromiss, der die Freigabe von Teilen der Anker-Einrichtung an den Zweckverband vorsieht, sodass Flüchtlingsunterkunft und Gewerbepark nebeneinander bestehen können. Auch werden eine eigene Zufahrt und – auf Kosten des Freistaats - ein Sicht- und Lärmschutz – gebaut. Am 16. November soll diese mündliche Vereinbarung in einem öffentlich-rechtlichen Vertrag besiegelt werden.

Dann kann's richtig losgehen: Der Zweckverband wird bei der Bima, der zentralen Immobiliendienstleisterin des Bundes, sein Erstzugriffsrecht auf die Conn Barracks anmelden und 2023 in die Kaufverhandlungen einsteigen. Ziel ist ein Kaufabschluss bis 2024. Danach kann die Erschließung des Geländes beginnen.

Manches Vorhandene kann bestehen bleiben, zum Beispiel ausgebaute Straßen oder noch gut erhaltene Kanäle. Vieles aber muss wohl abgerissen werden, zum Beispiel die Gebäude und Lagerhallen aus Zeiten der US-Army. Sie entsprechen nicht deutschen Vorschriften und Qualitätsanforderungen. Es wird also noch einige Jahre dauern, bis sich das erste Gewerbe dort ansiedeln wird. Aber: "Wir sind in diesem Jahr einen großen Schritt gegangen", freut sich Bärmann. 

 
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    "Grün und offen soll der Gewerbepark werden... Es soll was Grünes werden, nicht nur Beton und Stahl"

    Wieder grüne Worthülsen, die wir seit Jahren von der Stadt SW zur LGS hörten - das Ergebnis ist bekannt. Wieder nur leere, populistische Worte statt konkrete Strukturen!

    "Mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß erreichbar." In Ledward vergaß man den Stadtbus und hier die Bahn! Die Conn Barracks haben den US-Terminal mit zweiten Gleis. Da kann mit relativ wenig Aufwand ein Bahnhalt für Gewerbepark & Niederwerrn (Altort, 5.000 Einw., Rad & Fußweg) entstehen. Die Erfurter Bahn würde sich freuen - sie hält in Thüringen an Ortschaften mit 100 Einwohnern. Wir hätten dann eine S-Bahn-ähnliche Strecke von KG bis SW-Stadt.

    "Wir wollen...keinen Riesen"
    Wollte man Intel nicht? Will man in Zukunft so was auch nicht?

    Mehrere kleine Firmen gehen überall, z. B. auch in einem überfälligen Gewerbepark Oberndorf-West - aber ein 200 ha Areal gibt es selten. Das ist das Pfund mit dem man wuchern sollte.
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