Die Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) bekommt am Standort Schweinfurt ein Lehrzentrum und einen neuen Studiengang mit 350 Plätzen für Robotik.
33 Millionen Euro macht die Staatsregierung im Rahmen des Hochschulausbau-Programms dafür locker. An dem neuen Robotik-Center sollen 19 Stellen entstehen, darunter sechs Professuren, sagte FH-Präsident Robert Grebner am Freitag bei einem Ortstermin.
Ministerrat beschließt ganzes Maßnahmenpaket
Der Studiengang werde in seiner Art einzigartig in Deutschland sein und ziele schwerpunktmäßig auf die Programmierung und Anwendung intelligenter Robotersysteme. „In fünf Jahren wollen wir die ersten Robotik-Ingenieure entlassen“, hofft Grebner. „Der Markt braucht sie.“
Konkrete Baupläne für das neue Robotik-Zentrum in Schweinfurt gibt es bereits – es soll innerhalb der „i-Factory“, einer digitalen Fabrik auf dem Konversionsgelände der früheren Ledward-Kaserne, entstehen.
Ministerrat beschließt Ausbau in ganz Bayern
Der Ministerrat hat diese Woche ein umfassendes Maßnahmenpaket für den Hochschulausbau in allen Regierungsbezirken beschlossen: Neue Studiengänge sowie 9400 zusätzliche Studienplätze sollen verteilt in ganz Bayern geschaffen werden.
Mainfranken soll neben München zu einer Forschungshochburg für Künstliche Intelligenz werden. „Das ist eine Riesenmöglichkeit für die Region“, ist Grebner überzeugt. Erst Ende Juni hatte die Staatsregierung ein milliardenschweres Förderprogramm für die Digitalisierung angekündigt.
Mainfranken ein Schwerpunkt für Künstliche Intelligenz
So soll in Würzburg an der Uni für den Schwerpunkt Künstliche Intelligenz (KI) ebenfalls ein Forschungsneubau entstehen – dazu sechs neue Professuren und vier Nachwuchsgruppen. Unter Federführung der FHWS ist zudem unter dem Namen „KAIRO“ ein bayernweites „Kompetenznetzwerk“ für künstliche Intelligenz und Robotik geplant.
Dieses Zentrum wird laut FH-Präsident Grebner in Würzburg angesiedelt. Es werde eng mit dem neuen Zentrum für Robotik in Schweinfurt zusammenarbeiten: „Wir stärken Schweinfurt mit Informatik-Komponenten und Würzburg mit Künstlicher Intelligenz.“
Roboter unaufhaltsam auf dem Vormarsch
Robotik werde in Verbindung mit sich stark entwickelnden künstlichen Intelligenzen unaufhaltsam in alle unsere Lebens- und Arbeitsbereiche vordringen, so Grebner. Rasenmäh- und Staubsaugroboter seien da erst ein sehr bescheidener Anfang ohne viel Intelligenz.
Auch Industrieroboter sind heute so ausgelegt, dass sie zwar hochpräzise komplexe Bewegungen ausführen und große Massen schnell bewegen können. Dies erstreckt sich aber in vielen Fällen auf wiederkehrende Bewegungen, die, einmal programmiert, ohne eigentliche Intelligenz und mit wenigen Sensoren auskommen.
Robotikingenieure in Schweinfurt ausbilden
Mit neuen KI-Ansätzen und Sensortechniken will die FHWS die angewandte intelligente Robotik selbst in ihrem neuen Center nach vorne bringen. Gleichzeitig will man Robotikingenieure ausbilden, um die zukünftig im Arbeits- und im täglichen Leben zum Einsatz kommenden Roboter zu „beherrschen“.
Experten rechnen damit, dass mit leistungsfähigerer Intelligenz Roboter universeller einsetzbar werden und ihre Tätigkeitsbereiche explosionsartig ansteigen. Am Ende, so die Prognose, werde jeder mehrere Roboter besitzen – so wie es sich mit Computern, Notebooks und Smartphones abgespielt hat. Für viele Roboter und Anwendungsbereiche braucht es – wie bei Computern auch – Experten und hier eben Robotikexperten.
Absolventen zur Gründung eigener Unternehmen motivieren
Für FH-Präsident Grebner, selbst Informatiker, ist ein Roboter nichts anderes als ein Computer mit Armen und Beinen. Natürlich funktionieren intelligente Roboter nur mit einer gehörigen Portion von Sensoren. Damit können sie sehen, hören oder sich orientieren (GPS-Empfänger). Damit ist auch der Robotikingenieur definiert, der sich als Computerspezialist mit Sensoren und Aktoren (und damit Elektronik und Mechanik) auskennen muss.
„Genau diese Ingenieure wollen wir an der FHWS nicht nur für die Wirtschaft und Wissenschaft ausbilden, sondern auch motivieren, eigene Pläne umzusetzen und in dem neuen und spannenden Robotikbereich eigene Unternehmen zu gründen“, so Präsident Grebner.
Unterstützung aus der Politik
Ebenso wie Staatssekretär Gerhard Eck hat Oliver Jörg (CSU), stellvertretender Vorsitzender des Wissenschaftsausschusses im Landtag, hat das FHWS-Robotik-Konzept für die Region von Anfang an unterstützt: „Ein solcher grundständiger Studiengang passt sehr gut zum Hochschulstandort Schweinfurt, wo mit den Fakultäten Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen Grundlagen für Robotik bereits vorhanden sind.“ Die Industrieumgebung suche händeringend nach entsprechenden Experten. Das hätten viele Unternehmen aus der Region bestätigt, so Jörg beim Besuch an der FH.
Um die Stellung Bayerns im Industriebereich national wie international zu stärken, sei das Nachhalten von entsprechenden Kompetenzen auf akademischem Niveau unumgänglich. Bayern sowie die Region Unterfranken als eine von zehn Hightech-Regionen Europas benötigten eine stabile Versorgung mit Robotik-Kompetenzen. Dazu werden der neue Studiengang und das Lehrzentrum entscheidend beitragen.
Mainfränkische Wirtschaft will davon profitieren
FH-Präsident Grebner ist auch für die Unterstützung aus der Wirtschaft über die beiden Kammern dankbar. "Ohne schlagkräftiges Center zur Unterstützung unserer Wirtschaft in Mainfranken bei der Eroberung der Robotikzukunft würden wir ins Hintertreffen geraten", wird Jürgen Bode, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt, in einer Mitteilung zitiert.
Und Ludwig Paul, Geschäftsführer der Handwerkskammer Unterfranken, ist begeistert, dass mit dem neuen Center auch das Handwerk in der Region angesprochen wird. "Er hat der Hochschule schon per E-Mail seine Freude auf die vereinbarte Zusammenarbeit und die vor uns liegende spannende Zukunft ausgedrückt", so Grebner.