In ganz Deutschland sterben Bäume an den Folgen des Klimawandels. Sie verbrennen, verdursten oder werden von Schädlingen dahingerafft. In Unterfranken ist das Waldsterben besonders gravierend. Die Trockenjahre 2003 und 2015 sowie zuletzt 2018 und 2019 haben den Bäumen sehr zugesetzt. Allein im ersten Halbjahr 2019 fielen in Unterfranken laut Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten AELF in Würzburg mehr als 540 000 Festmeter Schadholz an - das entspricht 14 Prozent der Waldschäden in Bayern. Was in Berlin getan wird, damit sich die Fränkische Platte, die wärmste und trockenste Region Bayerns, nicht von ganzen Wäldern verabschieden muss, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Rande eines Besuchs im Landkreis Schweinfurt. Die 48-Jährige kam auf Einladung der Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber (CSU), um sich ein Bild vom Ausmaß der Klimaschäden in heimischen Wäldern zu machen.
Julia Klöckner: Es muss möglich sein - in 20, 50 oder auch 100 Jahren. Ohne den Wald werden wir nicht überleben. Er ist unsere grüne Lunge, hilft uns, den Klimawandel zu drosseln. Der Wald ist ein Alleskönner: von der Reinigung unseres Wassers und der Luft bis hin zum Erhalt der Artenvielfalt. Wir haben keine Alternative, als um und mit dem Wald für eine gute Zukunft zu kämpfen.
Klöckner: Hier in Unterfranken sieht man schon Schäden, die man woanders noch nicht sieht. Aber dadurch wissen wir, was auf uns zukommt. Was wir vor allem tun müssen: klima- und schädlingsresiliente Bäume pflanzen. Wir haben die größte Wiederaufforstungsinitiative in der Geschichte Deutschlands gestartet. Das Forschungsinstitut meines Ministeriums arbeitet dabei intensiv mit. Es ist eine Jahrhundertaufgabe.
Klöckner: Wenn der Klimawandel zuschlägt, haben wir nur einen Versuch. Deshalb müssen wir jetzt richtig reagieren. Unterfranken ist als Referenzregion sehr geeignet.
Klöckner: Ich halte schützen durch nachhaltige Nutzung für die richtige Strategie. Es geht um einen Mix von Naturverjüngung und aktiver Pflanzung. Die Zeit, den Wald sich selbst zu überlassen, haben wir im Klimawandel nicht. Und wenn wir Mischwälder wollen, wäre es in Nadelwäldern nicht klug, allein auf Naturverjüngung zu setzen. Wir müssen vor Ort entscheiden, was das Richtige ist. Dafür brauchen wir genügend Forstpersonal.
Klöckner: Zuständig für Forstpersonal sind die Länder. Wir als Bund stellen viel Geld aus dem Klimafonds und der Coronasoforthilfe zur Verfügung. Zusammen mit den Ländern sind es 1,5 Milliarden, um Waldschäden zu beseitigen, um zu forschen, um das Bauen mit Holz zu fördern, um klimaangepasst wiederaufzuforsten und Verbissschäden vorzubeugen.
Klöckner: Es geht nicht um "Wald vor Wild" oder "Wild vor Wald". Beides muss in einer guten Koexistenz funktionieren. Wir brauchen Jägerschaft und Forstleute. Klar ist: Wenn alles vertrocknet und an einer Stelle gibt es neue Pflanzungen, dann ist das für das Wild wie eine Einladung zum Buffet.
Klöckner: Das kommt auf die konkrete Lage vor Ort an. Zielkorridore sind sinnvoll, mit Mindest- und Maximalabschüssen. Das Wild braucht Lebensraum - die Jungpflanzen brauchen ihn auch, deshalb ist Verbissschutz wichtig. Das geht nur gemeinsam.
Klöckner: Zurzeit legen Waldbesitzer drauf. Der Holzmarkt ist geflutet, die Preise sind im Keller. Wir helfen den Waldbesitzern, darunter vielen Kommunen. Denn aktuell fehlt vielen die Liquidität.
Klöckner: Wir wollen die Leistung des Waldes honorieren, um das Einkommen auf breitere Füße zu stellen. CO2-Emissionen haben einen Negativpreis. Waldbesitzer, die CO2 senken, sollten dann umgekehrt auch dafür entlohnt werden.
Klöckner: Ja, 100 Millionen Euro haben wir für das Thema „Bauen mit Holz" vorgesehen. Ich bin dankbar, dass Horst Seehofer als Bundesbauminister mit seinen Länderkollegen die Bauordnungen anpasst, die bisher höherstöckige Holzbauten nicht zuließen, obwohl sie sicher sind.
Klöckner: Beides. 500 Millionen Euro Flächenprämien geben wir für zertifizierte Wälder, die nach dem FSC- oder PEFC-Umweltsiegel auf Nachhaltigkeit setzen. Kriterien sind nicht schnelles Wachstum und Monokultur, sondern standortangepasste Mischwälder. So nehmen wir auch die Privatwaldbesitzer in die Pflicht, in ihrem eigenen und unser aller Interesse im Klimawandel.
damit Waldbesitzer, die naturnah und schonend wirtschaften, für die Ökosystemleistungen (reine Luft, sauberes Wasser, fruchtbarer Boden) ihrer Wälder belohnt werden!