Die Situation in Bayerns Wäldern spitzt sich weiter zu. Eine aktuelle bayernweite Schätzung beziffert das Ausmaß des Schadens durch Insekten, Trockenheit, Sturm und Schneebruch allein im ersten Halbjahr 2019 auf rund vier Millionen Festmeter (fm) Holz. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2018 fielen rund 6,5 Millionen Festmeter Schadholz an, davon 4,5 Millionen Borkenkäferholz bei der Fichte. Dies ergab eine Anfrage dieser Redaktion beim Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
>Lesen Sie auch: Experten schlagen Alarm: Viele Bäume in Unterfranken sterben
Weiter heißt es seitens des Ministeriums: Die Fichte ist wie in den Jahren zuvor die am meisten betroffene Baumart. Rund drei Millionen Festmeter Fichtenholz mussten im ersten Halbjahr 2019 geschlagen werden. Vor allem der Borkenkäfer, aber auch Schäden durch Schneebruch in den Alpen und in den Mittelgebirgsregionen im Januar waren die Hauptursachen.
Buchen: In Unterfranken schon 84 000 Festmeter Schadholz
In Unterfranken ist die Situation in den Wäldern nochmals dramatischer geworden. Aufgrund des wärmeren und trockeneren Klimas als in den übrigen Teilen Bayerns ist hier der Wald vom Klimawandel und seinen Auswirkungen besonders betroffen. Viele Baumarten stoßen in Unterfranken bereits an ihre klimatischen Grenzen. Nicht nur die Fichten sind schwer in Mitleidenschaft gezogen. Auch Arten, die andernorts in Bayern noch wenig betroffen sind, zeigen in Unterfranken Trockenschäden. Große Eichenwaldflächen wurden durch die Raupen des Schwammspinners in Unter- und Mittelfranken kahlgefressen.
Besonders auffällig ist heuer das teilweise flächige Absterben der Kiefern. Der größte Schaden entstand in Mittelfranken (340 000 Festmeter Holz) und Unterfranken (100 000 Festmeter Holz). Mehr als die Hälfte der im ersten Halbjahr gemeldeten Schäden für Bayern (etwa 640 000 Festmeter) an der Kiefer sind damit in diesen beiden Regierungsbezirken angefallen.
Daneben kommt es zu trockenheitsbedingten Ausfällen an der Buche. Hier sei Unterfranken "der absolute Hotspot", so ein Sprecher des Ministeriums. Rund 84 000 Festmeter der insgesamt in Bayern angefallenen rund 130 000 Festmeter Schäden an der Buche wurden aus Unterfranken gemeldet. Darüber hinaus sind weitere Baumarten in Unterfranken von der Trockenheit betroffen.
Welche Hilfe erwartet die Waldbesitzer?
Um Waldbesitzern unter die Arme zu greifen, gibt es den neuen Fördergrundsatz des Bundes mit dem klangvollen Namen: "Förderung von Maßnahmen zur Bewältigung der durch Extremwetterereignisse verursachten Folgen im Wald." Die einzelnen Bundesländer können Maßnahmen der Waldbesitzer mit Bundesmitteln kofinanzieren. Bayern erhält hieraus etwa eine Million Euro pro Jahr aus Bundesmitteln. In Bayern gilt für alle Waldbesitzer, egal welcher Region, die sogenannte waldbauliche Förderrichtlinie (WALDFÖPR).
Gefördert werden die insektizidfreie Borkenkäferbekämpfung, das Entrinden von Holz, der Transport des mit Schädlingen befallenen Holzes an entsprechende Lagerplätze (mehr als 500 Meter vom nächsten gefährdeten Wald entfernt) oder das Aufräumen der Kronen. Da die Aufarbeitung des Schadholzes teurer ist als die normale Holzernte wird auch die Vorbereitung solcher Maßnahmen unterstützt. Die Förderhöhe beträgt je Maßnahme fünf Euro je Festmeter, was zwischen 50 und 80 Prozent der Kosten deckt.
Ebenso wird die Wiederaufforstung der Flächen mit bis zu 1,50 Euro je Pflanze gefördert. Auch die Anlage von Holzlagerplätzen kann mit bis zu 80 Prozent der förderfähigen Kosten bezuschusst werden. Die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten stehen den Waldbesitzern für die Beratung und Antragstellung zur Verfügung.
Den jeweils zuständigen Förster finden Waldbesitzer über den "Försterfinder" auf der Internetseite: http://www.stmelf.bayern.de/wald/waldbesitzer/