Für mich war es der dritte Termin in drei Jahren in diesem Waldstück bei Brebersdorf. Zur Situation im Wald, die vor 40 Jahren Waldsterben, dann Waldschadens-und letztendlich äußerst neutral Wald(zustands)bericht benannt wurde, hatte mir 2018 Stephan Thierfelder vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im "Langenberg" stattliche Buchen als Baumart mit Zukunft im Klimawandel gezeigt.
Im September 2019, also ein Jahr später, wurden genau diese etwa 120 Jahre alten Buchen bei einer Schulung für Waldarbeiter gefällt. Weil das Totholz in Folge von Trockenschäden unberechenbar stürzte, kam eine hydraulische Fällhilfe zum Einsatz, die ferngesteuert den Fällkeil mit einer Hubkraft von bis zu 50 Tonnen in die Stämme trieb.
Am Donnerstag kam zur Waldführung Julia Klöckner in den "Langenberg" – auf Einladung der Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber, die der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft die Folgen von Trockenheit, Stürmen und Schädlingsbefall zeigen sowie die Strategie für den Umbau in einen im Klimawandel widerstandsfähigen Mischwald erläutern wollte.
Vergleich mit Jordanien
Pünktlich zum Besuch des Gastes aus Berlin hatte um 13.30 Uhr der Nieselregen ausgesetzt. Mit Masken vor Mund und Nase und in vom aufgeweichten Boden gezeichneten Schuhwerk hörten die zwei Dutzend Teilnehmer (Vertreter des Forstes, der Landwirte, der Waldbesitzer, Bürgermeister und Landrat Florian Töpper) von Anja Weisgerber, dass der Name der Gemeinde Wasserlosen Programm sei. Bei ähnlich mageren Niederschlägen wie in Jordanien zähle Wasserlosen zu den trockensten Gebieten Deutschlands, wo die Trockenheit der letzten Jahre "massive Schäden" nicht nur an der Fichte, sondern auch an der Buche hinterlassen habe.
Unterfranken, so Weisgerber weiter, sei ein "Hotspot des Klimawandels", wo sich die Temperaturen seit 1881 nicht wie weltweit um 0,9, sondern um satte zwei Grad erhöht haben, weshalb nicht verwundere, dass 35 Prozent der Trocken- und Hitzeschäden im bayerischen Wäldern aus dem Regierungsbezirk gemeldet sind. Weisgerber: "Der Waldumbau ist also mehr als notwendig und wird zur Daueraufgabe, für den die Bundesregierung 1,5 Milliarden Euro bereitstelle.
Dank an "starke Kämpferin im Klimawandel"
Julia Klöckner dankte der "starken Kämpferin im Klimawandel" für die Einladung auf das Wuchsgebiet Fränkische Platte, das Entwicklungen, die andernorts in Deutschland noch kommen würden, bereits durchmache und von dem man lernen könne. Optimistisch zeigte sich die Ministerin, da der Waldumbau nicht erst beginne, sondern seit vielen Jahren laufe, weil die Waldbesitzer "sehr verantwortungsbewusst" seien und weil die größte Wiederaufforstung Deutschlands in Gang gebracht sei.
Der "großen Herausforderung" sei auf der Grundlage neuer Erkenntnisse, etwa zur Widerstandsfähigkeit der Baumarten, zu begegnen, so Klöckner, die auf einen artenreichen Mischwald setzt und nichts von Stilllegungsprämien hält, weil in einem sich selbst überlassenen Wald sich Schädlinge wie etwa der Borkenkäfer ungezügelt vermehren würden. Und: "Mit jedem Baum, der nicht gepflanzt wird, ist eine Chance vertan."
Von der Geschwindigkeit überrascht
Über die aktuelle Situation im mit 23 Prozent der Fläche waldarmen Landkreis (gute Böden, Weinbauklima, etwa zehn Grad Durchschnittstemperatur, 500 bis 600 mm Niederschlag, hoher Laubwaldanteil) und im Gemeindewald Wasserlosen (800 Hektar, 90 Prozent Laubbäume mit sehr breiter Palette, bislang "im Wesentlichen" ökologisch stabil) informierte Stephan Thierfelder. Die Schäden beim Nadelholz (80 Prozent der geschädigten Bäume) seien zwar erwartet worden, doch Zeitpunkt und Geschwindigkeit überrasche, so Thierfelder. Besonders besorgniserregend seien die nun auch erkennbaren Spuren am heimischen Laubholz, das im Landkreisgebiet seit Jahrtausenden standortgerecht wachse und die potentielle natürliche Vegetation bilde.
In der Waldabteilung "Langenberg" (77 Prozent Buche, 23 Prozent Eiche) führte er das Siechtum der Buchen mit Kronenverlichtung, dem Absterben der oberen Kronenhälfte und dem kompletter Bäume auf den Wassermangel trotz guter Speicherböden zurück. Ein erfreulicheres Bild liefere hier die "vitale Eiche". Die Zukunft im "Langenberg" sieht Thierfelder in "möglichst zu erhaltenden Altbuchenbereichen", in der Waldverjüngung, im Belassen von Totholz und von Biotopbäumen für den Waldnaturschutz, der Beimischung von Eiche und auch von Kirsche, Elsbeere sowie Nuss und der Buchennaturverjüngung.
Der Bergahorn ist keine Alternative
Keine Chancen räumte Thierfelder der in den 1990er-Jahren begonnen Verjüngung in etlichen angrenzenden Wäldern mit dem Bergahorn ein. Vier Fünftel des Bergahorns ist dort nach Befall der Rußrindenkrankheit abgestorben. Auch für den Vertreter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist eine natürliche Waldentwicklung ohne Steuerung durch den Menschen keine Lösung. Rasch wachsendes und für Krankheiten und Schädlingsbefall anfälliges Holz (Ahorn, Esche) würden in Trockenjahren schnell absterbende Birken sowie die Buche und die Hainbuche durchsetzen. Stabile Baumarten wie Eiche, Kirsche und Elsbeere hätten das Nachsehen.
Dass der Mischwald an Mischung und damit an Stabilität verliert, zeigte sich nach einem Ortswechsel in das "Alte Buchholz" (Waldstück oberhalb von Greßthal an der Straße nach Fuchsstadt). Hier dominiert die Eiche. Beigemischt sind Buche, Hainbuche, Berg- und Spitzahorn, Kirsche, Esche, Lärche, Kiefer und Douglasie. Trockenschäden werden seit 2015 notiert, vor allem an der Buche und nicht nur an den alten Bäumen, sondern auch an dem Schatten spendenden und kühlenden Mittelbau. Deshalb hat sich Graswuchs eingestellt und der Wald ist lichter geworden. Die Hainbuche hat leichte Trockenschäden, der Ahorn wird von der Rußrindenkrankheit heimgesucht, das Eschensterben hinterlässt Spuren, die Lärche wird von Insekten, die Kiefer von Pilzen und Insekten befallen wird und der Schwammspinner macht den 80 bis 150 Jahre alten Eichen das Überleben streitig.
Der Plan sieht hier den Aufbau eines neuen Mittelbaus (Naturverjüngung von Buche und Hainbuche) und in den Lichtlöchern die Pflanzung von die Sonne liebenden Bäumen vor. Probleme bei der Verjüngung bescheren die mit dem Gras gekommenen Mäuse, die Samen fressen und der nach Meinung von Thierfelder "seit langem unverändert deutlich zu hohe Rehverbiss an der Eiche", die keine Chance habe, auch nur die Höhe von 150 Zentimetern zu erreichen.