Sie vertrocknen, verbrennen, werden von Stürmen, Schädlingen oder Pilzen dahingerafft: Unser heimischer Wald ist von den Auswirkungen des Klimawandels bedroht. Vor allem im trockenen Unterfranken stoßen bereits jetzt viele Baumarten an ihre klimatischen Grenzen.
Betroffen sind nicht nur vom Borkenkäfer befallene Fichten, mit deren Holz sich jahrelang gutes Geld verdienen ließ. Im größten Schwarzkiefernwald Deutschlands in Erlabrunn (Lkr. Würzburg) mussten viele Bäume wegen einer Pilzerkrankung gefällt werden, im Steigerwald vertrocknete vielerorts die früher als klimastabil geltende Buche. Im Würzburger Stadtwald starben allein heuer 5000 Bäume.
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Wer nicht schon vor Jahren seine Fichtenmonokultur in einen naturnahen Laubmischwald umgebaut hat, hat nach den Trockenjahren 2003, 2015 und 2018 spätestens in diesem Jahr ein riesiges Problem. Sterbende Fichten, currygelbe Kiefern und Laubbäume, deren Blätter sich wegen der Dürre schon jetzt einrollen wie sonst erst im Oktober. Es ist ein ökologisches Trauerspiel und für viele Waldbesitzer ein wirtschaftliches Debakel. Kein Wunder also, dass der Streit um die Abschussquoten von Rehen und Hirschen, die junge Bäume abfressen, bevor sie heranwachsen können, derzeit sehr emotional und nicht immer fair geführt wird.
Gegenseitige Schuldzuweisungen führen in eine Sackgasse
Die einen unterstellen den ökologischen Jägern, die Bestände von Reh- und Rotwild wahllos zusammenzuschießen oder sogar ausrotten zu wollen.
Die anderen werfen den traditionellen Jägern vor, aus Spaß an der Trophäenjagd einen möglichst großen Wildbestand auf kleinstem Raum zu halten. Die Gelackmeierten seien vor allem kleine Privatwaldbesitzer, die anders als ausgebildete Förster den hohen Verbiss in ihrem Waldstück nicht sofort erkennen und sich wundern, warum es so wenig junge Bäume schaffen, in die Höhe zu wachsen.
Wieder andere beschuldigen die Förster, in Zeiten der Klimakrise Fehler der Vergangenheit in der Waldbewirtschaftung jetzt auf dem Rücken der Wildtiere auszutragen. Kein Wunder, waren doch die Bayerischen Staatsforsten jahrelang auch auf Gewinnmaximierung ausgerichtet. Dazu gehörte, seit 1993 mehr als 3000 Vollzeitkräfte (44 Prozent aller Beschäftigten) in der Forstverwaltung abzubauen. Die Folge: Die Präsenz von Förstern und Waldarbeitern hat über die Jahre stark abgenommen.
Alle drei Vorwürfe führen in eine Sackgasse. Denn worum geht es? Um das gemeinsame Ziel, unseren heimischen Wald als CO2,- und Trinkwasserspeicher, Lebensraum für Pflanzen und Wildtiere, Lieferant für den nachhaltigen Rohstoff Holz und Ort der Erholung zu erhalten.
Die Zahl der Förster muss sich schleunigst erhöhen
Zum einen sind wir weit davon entfernt, das Wild auszurotten, denn es hat keine natürlichen Feinde in unseren Wäldern. Zum anderen ist es wissenschaftlich belegt, dass die pflanzliche Vielfalt im Wald durch Wildverbiss zurückgeht. Genau das will man aber nicht, denn bislang ist völlig offen, welche Baumarten in Zukunft mit trockenen Sommern, den heimischen Böden und Spätfrösten noch klar kommen. Mancherorts führt also kein Weg daran vorbei, mehr Rehe zu schießen.
Sind die klimastabilen Bäume erst einmal gewachsen, kann man die Abschussquoten wieder senken. Das natürliche Gleichgewicht von Wild und Wald pendelt sich von alleine wieder ein. Dies zeigen die forstlichen Gutachten, in denen der Verbiss in bereits umgebauten Mischwäldern automatisch gesunken ist.
Die meisten Jäger nehmen diese Verantwortung sehr ernst. Sie sind sich bewusst: Ohne sie werden Waldumbau und Wiederaufforstung scheitern. Allein 2018 haben sie 1,2 Millionen Rehe und 77.000 Rothirsche deutschlandweit erlegt.
Fazit: Gegenseitige Schuldzuweisungen führen zu nichts. Der Klimawandel schreitet voran. Abschussquoten sind nur ein Instrument, um den Wald zu retten. Doch sie sind wichtig. Jäger wie Förster müssen gemeinsam die Situation vor Ort analysieren und Strategien entwickeln. Auch in der Waldbewirtschaftung wurden Fehler gemacht. Vor allem muss sich die Zahl der Förster in der Fläche schleunigst erhöhen. Denn ohne Experten vor Ort wird der Wald nicht überleben!