Gutscheine im Wert von 430 000 Euro hat die Werbegemeinschaft "Schweinfurt erleben" 2020 verkauft. Vielmehr als sonst. Normalerweise sind es durchschnittlich 70 000 Euro jährlich. Doch werden die Gutscheine auch fleißig eingelöst, die letztes Jahr wegen des Lockdowns speziell beworben wurden? Darüber, aber auch über das anstehende Weihnachtsgeschäft, haben wir mit Citymanager Thomas Herrmann und Werner Christoffel gesprochen. Er ist Vorsitzender der Werbegemeinschaft und sagt: "Die Leute sollen lieber einen Gutschein kaufen, statt bei Amazon einzukaufen."
1. Ist die Nachfrage nach Gutscheinen auch 2021 noch hoch?
Im Jahr 2021 wurden bisher rund 4500 Gutscheine im Wert von 45 000 Euro verkauft. Allerdings findet der Hauptverkauf Christoffel zufolge immer in den Monaten November und Dezember statt. Auch 2020 hätten viele die Einkaufsgutscheine als Weihnachtsgeschenk gekauft.
2. Werden die vielen Gutscheine auch eingelöst, oder liegen Sie bei den Leuten zuhause?
Bisher wurden dieses Jahr Gutscheine im Wert von über 100 000 Euro eingelöst, so Christoffel. Er ist froh über die Unterstützung und das Geld, das somit in der Stadt bleibe. Aber aktuell seien noch mehr als 37 000 Gutscheine im Umlauf, die ältesten wurden bereits 2011 verkauft. "Würden morgen alle ihre Gutscheine einlösen, würden die Geschäfte 370 000 Euro Umsatz machen", sagt Herrmann.
Gleichzeitig ist Christoffel zufolge die Zahl der Schweinfurter Geschäfte gestiegen, die als Partner mitmachen wollen. Denn die Kundinnen und Kunden würden beim Einkaufen vermehrt nachfragen, ob sie die Gutscheine der Werbegemeinschaft in einem Geschäft einlösen können.
3. Wie geht es den Händlern in der Stadt Schweinfurt aktuell?
"Die, die überlebt haben, die kämpfen immer noch", sagt Christoffel. Einige hätten viel Geld investiert oder ihre Altersvorsorge angezapft. Insgesamt könne man froh sein, "mit einem blauen Auge davon gekommen" zu sein. Im Moment seien auch noch viele Menschen in der Stadt zu sehen, vor allem weil sie die Außengastronomie nutzen. Das werde in zwei Monaten anders ausschauen.
4. Wie wird sich der Handel in Schweinfurt auf die Zukunft vorbereitet?
Ein konkretes Ziel ist es, StartUps und Pop-up-Stores nach Schweinfurt zu holen. Außerdem will "Schweinfurt erleben" ganz gezielt Branchen ansprechen, die in Schweinfurt fehlen, und sie dazu ermutigen, ein Geschäft in der Innenstadt zu eröffnen. Die Werbegemeinschaft richtet den Blick in die Zukunft. "Die Innenstadt wird sich verändern", so Christoffel, und diesen Prozess wolle man aktiv begleiten. "Da sind wir wirklich schwer am Arbeiten." Der ehrenamtliche Vorstand war etliche Tage zusammen gesessen, habe sich auch von extern beraten lassen und neue Konzepte erarbeitet.
Hierzu wird es eine Sondersitzung im Stadtrat (vermutlich am 18. Oktober) geben, in der die Möglichkeiten besprochen und beschlossen werden sollen. Die Stadt nehme hierfür Geld in die Hand. Loslegen könne man dann aber erst richtig, wenn die Freigabe der Förderzusagen da ist. Christoffel rechnet damit, dass es Anfang nächsten Jahres so weit ist.
5. Wird Schweinfurt einen Lieferservice anbieten?
Im Frühjahr 2020 wurde ein gemeinsames Lieferservice-Konzept mit der Firma Schäflein getestet. Man wollte versuchen, dauerhaft einen Lieferservice zu etablieren. So hätten etwa die Einkäufe kostenlos nach Hause geliefert werden sollen, während die Menschen sich zum Beispiel noch beim Stadtfest oder auf dem Weihnachtsmarkt amüsieren. Allerdings war Christoffel zufolge die Nachfrage hierfür "leider zu gering".
6. Welche Aktionen sind in Schweinfurt geplant, um den Handle zu unterstützen?
Im August fand als Ersatz für das Weinfest der Schweinfurter Weingarten statt. Auch da sei man mit einem blauen Auge durchgekommen, "verdient hat keiner was", sagt Christoffel. Am 24. Oktober findet gemeinsam mit der "5. Street Food Meile" ein verkaufsoffener Sonntag statt. Die entsprechende Genehmigung für die Geschäfte in der Innenstadt hat der Schweinfurter Stadtrat kürzlich erteilt. Und dann richtet sich der Blick auf das Weihnachtsgeschäft.
7. Welche Erwartungen gibt es in Bezug auf das Weihnachtsgeschäft?
Natürlich hoffe man auf ein gutes Weihnachtsgeschäft, "und im Moment schaut es relativ gut aus", so Christoffel. In Schweinfurt wolle man Ende Oktober eine Entscheidung treffen, ob und in welcher Form der Weihnachtsmarkt stattfindet, hatte die Pressestelle Mitte September mitgeteilt. Christoffel ist optimistisch. Und wenn der Weihnachtsmarkt stattfindet, dann werde man versuchen, auch ein paar Stände in den Straßen zu verteilen. Grundsätzlich ist er froh, dass die Normalität langsam zurückkehrt. Mit Blick auf die Gutscheine richtet Herrmann noch einen Appell an die Leute: "Bitte lösen Sie die Gutscheine beim örtlichen Handel ein". Das ist in über 100 Geschäften möglich.
