Ein paar kräftige Tritte in die Pedale, dann bremst der Kurierfahrer auf dem Schweinfurter Martin-Luther-Platz ab, atmet kräftig durch und nimmt seinen Helm ab. "Die erste Lieferung ist schon mal da", ruft ihm Achim Schäflein zu, der sich an diesem Tag mit Unternehmern und Stadtvertretern verabredet hat. Schäflein ist Vorsitzender des gleichnamigen Logistikunternehmens aus Röthlein. In Coronazeiten mache er sich Sorgen um die vielen lokalen Händler, die ihre Produkte aufgrund der Ladenschließungen nicht mehr an den Kunden bringen können. "Viele haben gar nicht die Zeit und die Möglichkeit, Ware auszuliefern", so Schäflein. Deshalb habe er sich nun etwas einfallen lassen und gründete zusammen mit anderen Unternehmern einen Lieferservice, der gerade den kleinen Einzelhändlern helfen soll.
"Ob das eine Packung Kaffee ist oder mehrere Kilogramm Blumenerde, wir liefern alles", sagt Schäflein. Der Service soll Bindeglied zwischen Einzelhändler und Kunde sein und dafür sorgen, dass der Handel auch in Coronazeiten irgendwie weitergeht. Die Notwendigkeit eines solchen Projektes hat auch die Stadt Schweinfurt erkannt. "Der Wirtschaft geht es gerade sehr schlecht, deshalb sind wir sehr froh, wenn es Privatinitiativen zur Wirtschaftsförderung gibt", sagt Thomas Herrmann, Citymanager der Stadt Schweinfurt. Diese stellt deshalb Räumlichkeiten des Kreativzentrums "First Floor" im Rückertgebäude zur Verfügung. Dort soll der Lieferservice von nun an koordiniert werden.
Projekt könnte auch nach Corona weitergehen
Telefonisch (09723 9069 - 244) oder über die Webseite www.schaefleincity.de können Händler den Lieferservice für Stadt und Landkreis ab Dienstag, 14. April, anfordern. "Das Besondere: Die same day-Belieferung", betont Schäflein. Innerhalb von wenigen Stunden werde das Produkt beim Händler abgeholt und zum Kunden gebracht. Abhängig von Gewicht und Entfernung nutzen die Kurierfahrer Fahrräder oder Pkw. Dadurch bestimme sich auch der Lieferpreis.
"So schnell ist nicht mal Amazon", sagt Thomas Herrmann, der in dem Projekt auch eine Vorreiterrolle sieht. Dieses ist zwar zunächst für die Coronazeit gedacht, denkbar sei aber auch eine Fortführung nach der Pandemie. Der Service soll vor allem den kleineren Unternehmen helfen, die sich dadurch voll auf ihr Kerngeschäft konzentrieren könnten.
Liefern bei jedem Wetter
Am Projekt beteiligen sich die Firmen Winora, Daimler Fleetboard und Eikona. Sie kümmern sich um die Fahrräder, Navigationsapp und Internetplattform. Schäflein selbst stellt die Kurierfahrer, Fahrzeuge und den Projektleiter, dessen Arbeitsplatz nun das Rückertgebäude ist. Zur Auftaktveranstaltung des Lieferservices ist auch Werner Christoffel, Vorsitzender von "Schweinfurt erleben" gekommen. Sein Verein will bei der Vermarktung des Angebotes helfen. "Und was machen eure Fahrradkuriere wenn es schüttet?", fragt Christoffel und erhält von Achim Schäflein prompt die Antwort: "Wir liefern trotzdem."
