Bis zum zum ersten Advent ist es nicht mehr lange hin, gerade mal zehn Wochen sind es noch. Doch auch im zweiten Corona-Jahr ist ungewiss, ob es Weihnachtsmärkte in diesem Jahr überhaupt geben wird.
Seit Anfang September ist die neue Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung in Kraft – und das mit Neuerungen für das öffentliche Leben. Veranstaltungen unter freiem Himmel mit bis zu 1000 Personen sind demnach wieder zulässig. Also auch die Weihnachtsmärkte mit ihren Marktständen, Würstchenbuden und Kinderkarussell? Oder sind sie wie Volksfeste untersagt beziehungsweise in Ausnahmefällen nur mit der 3G-Regelung möglich.
Marktkaufleute Würzburg: kein Weihnachtsmarkt wäre "Katastrophe"
Kein Weihnachtsmarkt – in Würzburg wäre das "eine große Katastrophe für alle Marktleute und Schausteller", sagt Petra Sämmer vom Bayerischen Landesverband der Marktkaufleute und der Schausteller. In der Bezirksstelle Würzburg vertritt sie rund 65 Mitglieder aus Unterfranken.
Petra Sämmers Zunft ist auf die Einkünfte der Weihnachtsmärkte angewiesen. Rund ein Drittel ihrer Einnahmen kommt aus dem Weihnachtsgeschäft: "Im ersten halben Jahr arbeiten wir, um liquide zu bleiben", erklärt Sämmer im Gespräch. Im zweiten Halbjahr erwirtschaften sie ihre Gewinne, vor allem auf den mehrwöchigen Weihnachtsmärkten, wie in Würzburg oder Schweinfurt.
Eigentlich würden die Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt bereits auf Hochtouren laufen. Vorräte kaufen und lagern, Werbung machen, Abfall- und Stromversorgung bereitstellen, all das müsse man nun kurzfristig hinkriegen, sagt Sämmer. "Einen vierwöchigen Weihnachtsmarkt zehn Tage vorher zu planen, das geht nicht. Da steckt viel Arbeit und lange Vorbereitung dahinter", sagt Sämmer.
Wegen Corona: Investitionen werden zum Risiko
Abgesehen von der Planung und Organisation der Infrastruktur, stelle in diesem Jahr schon der Einkauf der Weihnachtsware eine riskante Investition für die Marktkaufleute dar. Normalerweise kaufen sie ihre Ware über zehn Monate vorher, auf den Weihnachtsmessen im Januar. Doch die sind in diesem Jahr coronabedingt ausgefallen. Ein finanzielles Dilemma: In Ware investieren und auf Weihnachtsmärkte hoffen oder das Geld sparen und die eigene Existenz sichern?
Nach über eineinhalb Jahren Corona-Pandemie hat nicht jeder aufs Risiko gesetzt: "Ich glaube schon, dass es Kolleginnen und Kollegen gibt, die nun schauen müssen, dass sie noch Ware kriegen. Auch weil die finanziellen Mittel nicht da sind."
Bei vielen ihrer Kolleginnen und Kollegen seien die Reserven schon größtenteils aufgebraucht: "Ich kenne niemanden, der nicht an seine Ersparnisse gehen musste." Einige verdienen sich nebenbei was dazu, zum Leben reiche das aber kaum: "Ich kenne Kollegen die räumen bei Edeka Regale ein, um über die Runden zu kommen."
Ohne den diesjährigen Weihnachtsmarkt, stellt sich bei den Marktleuten die Frage, ob sie ihrer Arbeit überhaupt noch nachgehen können: "Wir sind schon fast zwei Jahre ohne richtige Einkünfte und haben nur minimale Ersatzeinkünfte. Die staatlichen Hilfen sind zwar angekommen, reichen aber teilweise nicht einmal zur Deckung der Kosten", sagt Sämmer.
Städte warten ab und Würzburg bekommt Lob
Weihnachtsmarkt ja oder nein? In Würzburg, Schweinfurt und Kitzingen lassen die Stadtverwaltungen die Marktkaufleute, Schaustellerinnen und Schausteller noch warten. Etwa weil die aktuelle Infektionsschutzmaßnahmenverordnung nur bis einschließlich 1. Oktober gültig ist, erklärt Frank Gimperlein vom Stadtmarketing Verein Kitzingen. "Wir haben noch keine Entscheidung getroffen. Das entscheiden wir spontan." Für die Kitzinger Marktkaufleute sei das aber kein Problem: "Jeder Budenbetreiber ist in Bereitschaft."
In Schweinfurt wolle man erst Ende Oktober eine Entscheidung treffen, sagt Anna Barbara Keck vom Ordnungsreferat. Und die Stadtverwaltung in Würzburg wartet noch immer auf die Vollzugshinweise des Gesundheitsministeriums zur aktuellen Verordnung – also darauf, wie die neuen Bestimmungen auszulegen sind. Bis dahin könne man noch nicht "spruchreif planen", sagt Claudia Lother von der Pressestelle der Stadt.
Vor dem Weihnachtsmarkt steht in Würzburg aber noch die Herbstverkaufsmesse vom 30. Oktober bis zum 14. November (Allerheiligenmesse) an. Auch ob die stattfindet, ist noch offen. Petra Sämmer macht der Stadtverwaltung aber keinen Vorwurf. Ganz im Gegenteil: "Die Stadt versucht wirklich alles, um zu helfen. Ich kenne keine andere Stadt in Bayern, die ihren Marktkaufleuten so entgegengekommen ist, wie Würzburg. Wir erfahren wirklich Wertschätzung für unseren Berufstand."