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Schweinfurt
Weiterbilden statt Stellen streichen: Was Schweinfurts Oberbürgermeister Remelé von der Industrie fordert
Der Oberbürgermeister will die Industrie auf die Fördermöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit aufmerksam machen. Die IG Metall appelliert, die Chancen zu nutzen.
Angesichts des laufenden Stellenabbaus in der Schweinfurter Großindustrie versuchen die Stadt und Oberbürgermeister Sebastian Remelé gegenzusteuern.
Foto: René Ruprecht | Angesichts des laufenden Stellenabbaus in der Schweinfurter Großindustrie versuchen die Stadt und Oberbürgermeister Sebastian Remelé gegenzusteuern.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 01.07.2024 02:37 Uhr

Angesichts des laufenden Stellenabbaus in der Schweinfurter Großindustrie versuchen die Stadt und Oberbürgermeister Sebastian Remelé gegenzusteuern. In einer Pressemitteilung der IG Metall kündigt diese an, dass der OB offenbar in Kürze die Personalverantwortlichen der großen Schweinfurter Industrieunternehmen mit den Betriebsräten an einen Tisch holen will.

Ziel sei es, die Fördermöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit vorzustellen und gemeinsam individuelle Lösungen zu finden. "Es wird viel gefördert und viel möglich gemacht. Die Unternehmen müssen die Kreativität und den Willen aufbringen, ihre Beschäftigten weiterzuentwickeln. Wir können nicht auf der einen Seite nach Fachkräften schreien und auf der anderen Seite weitreichende Möglichkeiten ungenutzt lassen", wird Remelé in der Mitteilung zitiert.

Krise der 90er Jahre immer noch in Schweinfurt präsent

Auf Anfrage erklärte die Stadt kürzlich gegenüber der Redaktion, dass Schweinfurt als Industriestandort schon immer vom Weltmarkt abhängig gewesen sei. "Die Krise in den 1990er Jahren ist uns noch in sehr guter Erinnerung, zeigt aber auch, dass dies auch immer eine Chance ist, sich breiter als Unternehmen aufzustellen", erklärte Pressesprecherin Kristina Dietz.

Zwischen den Jahren 1990 und 1993 verlor die Großindustrie in Schweinfurt über 12.000 Arbeitsplätze. Der Protestmarsch von 42 IG-Metallern aus Schweinfurt in die damalige Bundeshauptstadt Bonn ging als "Bonnmarsch" in die Stadtgeschichte ein.

Auch mit dem Blick auf die Gewerbesteuer als wichtigste Einnahmequelle der Stadt beobachte man die derzeitigen Veränderungen in der Industrie genau, so Dietz weiter. Als Verwaltung wolle man Mittelstand und Industrie weiter fördern, um Investitionen weiter zu ermöglichen.

IG Metall appelliert an Unternehmen

Derweil appelliert die IG Metall an die Unternehmen, Chancen zur Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv zu nutzen. "Es gibt aus unserer Sicht viele, auch für die Unternehmen finanziell interessante Angebote der Bundesagentur, Menschen in der Transformation Qualifizierung zu ermöglichen. Tatsächlich aber hat in den vergangenen Jahren kaum ein Unternehmen davon Gebrauch gemacht", sagt Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt.

Nach Ansicht der Gewerkschaft müssten die Unternehmen mehr tun, als nur durch Kurzarbeit Kosten zu senken: "Wir wollen, dass die Qualifizierung von Beschäftigten in der Krise eine zentrale Rolle spielt", so Höhn. Die Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit würden finanziell stark unterstützt, um Menschen im Umbruch neue Perspektiven zu geben.

 
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  • Frank Geißler
    Es scheint, dass die Arbeitgeber die tollen Weiterbildungsangebote nicht ausreichend genutzt haben. Wehe, wenn der OB davon erfahren wird.

    https://www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/main-post-podiumsdiskussion-zum-stellenabbau-in-der-rhoen-verfolgen-sie-die-debatte-im-livestream-art-11551905
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  • Hans Schwinger
    Hans Schwinger
    Als langjähriger Mitarbeiter eines der Schweinfurter Großbetriebe (SKF) habe ich erlebt, wie sorgsam man Weiterbildung vom Auszubildenden bis zu den oberen Führungskräften betrieb. Das galt sowohl für die deutschen Standorte als auch für den Konzern weltweit. Ich nehme an, daß nach wie vor bei den Schweinfurter Großbetrieben und deren Konzernspitzen Weiterbildung höchste Priorität hat. Wenn jetzt ein Oberbürgermeister den Schweinfurter Großbetrieben Weiterbildung als Hilfe gegen den Personalabbau anbietet, so kommt er Jahr zu spät. Personalabbau hat in den Großbetrieben nichts mit fehlender Weiterbildung zu tun. Personalabbau folgt den Gesetzen des Marktes. Und hier wurden von der Politik Fehler gemacht, indem man z.B. auf Entwicklungen setzte, die sich als Flops entwickeln werden (Elektroautos, Wind- und Solarenergie) und zudem preiswerte Energielieferungen aufgab.
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  • Erich Spiegel
    Der Reflex artige Ruf nach "Weiterbildung" bringt nichts. Früher sollten alle Abitur möglichst machen. Heute fehlen Handwerker, keine Abiturienten. Bei uns geht alles viel zu langsam und zu bürokratisch. In Tübingen kann das Krankenhaus nicht erweitert werden wegen eines geschützten Vogels ,den aber bisher noch niemand gesehen hat. Reduzieren der Bürokratie auf das sinnvolle Mindestmaß wäre geboten. Statt dessen müssen immer mehr Formulare ausgefüllt werden. Die ständigen Lohnforderungen der Gewerkschaften sind nicht mehr zeitgemäß. Der Hinweis auf gestiegene Lebenshaltungskosten ist nachvollziehbar. Nur es bringt den bisher gut bezahlten Fachkräften der Industrie nichts wenn die Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden sie dann in der Dönerbude arbeiten müssen.
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  • Hans-Ullrich Völker
    Es wäre hilfreich, den Bürgern zu erklären, warum Weiterbildungsangebote helfen sollen. Das Problem scheinen ja nicht die fehlende Qualifikation der Arbeitnehmer zu sein, sondern zu hohe Produktionskosten im globalen Vergleich. Da nützt es wenig, wenn OB und Gewerkschaften an international aufgestellte Firmen appellieren - man sollte lieber einen ernsthaften Appell an die Bundesregierung richten, endlich wirkungsvolle Maßnahmen gegen den überall sichtbaren wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands zu ergreifen.
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