
Angesichts der hohen Energiepreise setzen immer mehr Menschen auf Heizen mit Holz. Doch auch hier sind die Preise gestiegen. Und die Nachfrage. "Die Nachfrage ist ungefähr doppelt so hoch wie vor einem Jahr", sagt Gerolzhofens Stadtförster Jochen Schenk. Noch gibt es 30 Raummeter Holz pro Haushalt für Leute aus der Gegend. "Die Brennholzproduzenten sind leer ausgegangen", so der Förster.
Als Heizöl billig war, habe man das Holz kaum losgekriegt. Jetzt habe das eine ganz andere Dynamik bekommen. Kommerzielle Händler fragen laut Schenk nicht mehr nach der Qualität, sondern nur nach der Masse.
Mit der großen Nachfrage nach Holz steigt auch die Zahl der Holzdiebstähle. Im Spessart und in der Rhön, oder im im Staatsforst bei Zeil am Main im Landkreis Haßberge. Mutmaßlich organisierte Diebe haben Ende März im vergangenen Jahr Buchenstämme im Wert von rund 3500 Euro abgeräumt. Im Revier von Jochen Schenk, der sowohl für den gemeinsamen Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen als auch für den Gerolzhöfer Stadtwald zuständig ist, ist Diebstahl von geschlagenem Holz allerdings kein Thema.
Achten auf die Markierungen auf dem Polterholz
Trotzdem ist Schenk wachsam. Beim Polterholz zum Beispiel ist eine Mittellinie markiert, von dort geht der Stapel jeweils 50 Zentimeter in die Breite. Würde Holz fehlen, würde Schenk das beim Vorbeifahren sehen. Schenk glaubt nicht, dass Diebe spontan in den Wald fahren, um Holz zu klauen. Wenn gestohlen wird, wissen sie, wo es sich lohnt, glaubt er. Mit GPS-Trackern und Kameras wie in anderen Revieren, oft auch verkehrstechnisch gut gelegen und daher für Diebe interessant, arbeitet Schenk nicht. GPS ist sehr aufwendig, sagt Schenk. Es geht um 2800 Raummeter für Privatkundschaft– "wie soll ich das reinklopfen?"

Relativ hohe Präsenz zeigen im Wald. Das ist sein Motto. Auch an ungewöhnlichen oder wie er es nennt, unklassischen Zeiten. "Meine Hunde müssen laufen, meine Kinder auch." Sieht er einen Lkw im Wald, bei dem er weder Fahrer noch Firma kennt, fragen er und die Mitarbeiter schon mal nach, was der Grund der Fahrt ist und woher der Fahrer kommt. Oder notieren sich das Kennzeichen. Ist der Fahrer vielleicht auf einer "Spionagefahrt", hilft das schon mal. "Das hält den einen oder anderen vom Klauen ab."
Sieht Schenk einen Holz-Lkw im Wald, schaut er schon mal genauer auf die Markierungen auf dem Holz, die zeigen, woher die Stämme kommen. "Wir haben Zahlenschlüssel, die in der Gegend sonst keiner hat." Schenk kann aber auch auf aufmerksame Bürgerinnen und Bürger setzen. Wenn jemand beim Spazierengehen im Wald eine Säge hört, ruft er schon mal beim Forstamt an, um sich zu vergewissern, dass da kein Holzräuber am Werk ist.
Schenks Tipp für alle, die als so genannte Selbstwerber Holz gemacht haben: Schnell abholen aus dem Wald, wenn es am Weg liegt. "Nicht lange liegen lassen. Umso handlicher, um so eher könnte es weg sein." Das rät auch Stephan Thierfelder, Bereichsleiter Forsten vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt. Ein Fall von Holzdiebstahl ist ihm für seinen Bereich übrigens noch nicht zu Ohren gekommen. Als Brennholzkunde sollte man sein Holz, sobald dies zulässig ist (Verkaufsabwicklung, Bodenverhältnisse), aus dem Wald nach Hause abfahren und nicht längere Zeit im Wald sitzen lassen, ist sein Rat.

Wie wird es weitergehen mit dem Wald? Jochen Schenk hat noch Hoffnung, auch wenn, wie er sagt, der Wald unter Druck steht. Die Trockenheit habe für starke Schäden gesorgt, die Folgen des Klimawandels seien sichtbar. "Beim Klimawandel geht es nicht darum, ob wir ihn bemerken, sondern in welcher Dynamik." Im Moment wisse man nicht, welche Baumarten überlebensfähig seien. Speierling, Elsbeere, Feldahorn und Wildbirne halten sich gut. Buchen dagegen, ein Hauptbaum im Steigerwald, leiden unter der zunehmenden Wärme. Eines sei daher klar: "Wir müssen weg von der reinen wirtschaftlichen Betrachtung, wenn wir Wälder planen."
Viele Baumarten auf einer Fläche pflanzen
Schenk hofft, dass es gelingen wird, stabile Waldgesellschaften zu schaffen. Wie? Durch viele Baumarten auf einer Fläche, nicht durch möglichst viele Pflanzen auf einem Hektar. Früher seien 5000 Individuen pro Hektar Standard gewesen, jetzt sind es 80.
Umdenken ist auch ein Thema. Es gehe nicht darum, einen hohen Furnierstamm zu bekommen, sondern um das Überleben der Bäume und des Waldes überhaupt. Denn der Wald sei extrem wichtig für das Kleinklima, den Wasserschutz und den Schutz vor Wind. Ökologie und Ökonomie vereinbaren: "Forstwirtschaft kann das." Und ob es in 50 Jahren noch die Möglichkeit geben wird, Brennholz aus dem Wald zu holen? Darauf weiß Schenk im Moment keine Antwort. "Wir wissen nie, welche Karten wir auf die Hand kriegen."
Überlegter Einsatz von schweren Maschinen im Wald
Damit der Wald eine Überlebenschance hat, geht es auch um Fragen wie: Wann, unter welchen Bedingungen dürfen schwere Maschinen eingesetzt werden. Bodenschäden können schwere Folgen für Wurzeln haben. Wo der Boden verdichtet wird, wächst lange nichts mehr. Schenks Motto: "Wenn's regnet, fährt niemand raus." Auch mit Seilwende darf kein Selbstwerber in den Wald.
Damit ist natürlich nicht jeder einverstanden. "Es gibt viele Begehrlichkeiten im Wald." Ein Förster der beliebt ist, macht was falsch, scherzt Schenk. Und fügt hinzu: "Der einzige, der nicht über seine Begehrlichkeiten spricht, ist der Wald."