Knack. Das Ästchen der junge Buche zerbricht in den Händen von Jochen Schenk ganz mühelos. Der Gerolzhöfer Revierförster braucht sich kein bisschen anstrengen. Normalerweise dürfte das nicht so leicht gehen. Der Ast müsste jetzt, mitten im Sommer, zäher sein. Doch das Holz ist so trocken und spröde, dass es keine Widerstandskraft mehr hat. Der Buchen-Sprössling hat auch seine Blätter verloren. Der Baum ist tot, vertrocknet während der seit Wochen anhaltenden Dürre.
Vor drei, vier Wochen, berichtet Schenk, sah es im Gemeinsamen Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen besser aus. Damals zehrten die Bäume noch von dem im Boden gespeicherten Wasser, das im Winter und dann nochmals im April ordentlich vom Himmel fiel. "Aber jetzt", sagt der Förster, "sterben auch die jungen Buchen." Wenn es bis Mitte September nicht ausreichend regnet, sieht er "gewaltige Probleme" auf den Baumbestand im Steigerwald zukommen.
Nicht nur die Buchen kämpfen ums Überleben
Denn nicht nur die Buchen leiden unter dem Wassermangel. Selbst die Eichen, die mit Hitze und Dürre vergleichsweise gut zurecht kommen, werfen bereits ihre Früchte, die Eicheln, ab, obwohl diese längst noch nicht reif sind. Die Bäume befinden sich im Überlebenskampf und greifen zu allen Mitteln, um ihren Wasserverbrauch zu senken, beschreibt der Förster diese Taktik der Natur, um der extremen Witterung zu begegnen.
Dass es den Buchenbeständen in Zeiten, in denen sich das Klima allen Anzeichen nach gewaltig ändert, an den Kragen geht, bereitet nicht nur Forstbesitzern im Steigerwald Sorgen. Viele Menschen in der Region schüren ihre Holzöfen zuhause bevorzugt mit Buchenscheiten, die als Hartholz hervorragende Brenneigenschaften haben. Drohen hier also mittel- bis langfristig Lieferengpässe beim Brennholz, wenn es weniger Buchen in den heimischen Wäldern geben wird? Und das ausgerechnet in Zeiten, in denen Holz als Brennstoff stark nachgefragt ist, weil Öl und Gas knapp und sehr teuer sind.
Wohin entwickeln sich Preise fürs Brennholz?
Grundsätzlich, beruhigt Förster Schenk , werde das Brennholz in der Region weiter ausreichen. Doch es werde sich einiges ändern. Zum einen wäre da der Preis. Dieser ist in den vergangenen Wochen auf dem Markt bereits deutlich nach oben geschnellt und dürfte weiter steigen. Die Preise für den Brennholzverkauf im kommenden Winter und Frühjahr aus dem Gemeinsamen Bürgerwald stehen laut Schenk noch nicht fest. Doch die 38,50 Euro, die beispielsweise zuletzt ein Raummeter (rm) Hartholz (Buche, Eiche) als Polterholz gekostet hat, sind Geschichte. Soviel steht bereits fest.
Deutlich steigende Brennholzpreise bestätigt Johannes Neubauer, Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Schweinfurt. Eine Prognose, wo die Preise im Herbst liegen werden, möchte er derzeit nicht abgeben. Angebot und Nachfrage, macht er deutlich, bestimmten nun einmal auch den Brennholzmarkt. Und von etlichen Förstern habe er zuletzt erfahren, dass die Nachfrage nach Brennholz in diesem Jahr deutlich früher begonnen hat als sonst üblich. Und auch die angefragten Mengen hätten sich erhöht. Käufer seien derzeit sogar bereit, "Fantasiepreise" fürs Brennholz zu zahlen, hat Neubauer von einem Förster erfahren.
Kein Wunschkonzert mehr bei der Brennholzwahl
Neubauer rechnet damit, dass die Nachfrage nach Brennholz schon bald nicht mehr gedeckt werden kann. Wer dann als Kunde auch noch auf bestimmte Holzsorten poche, habe keine Chance mehr. Welches Holz verfeuert wird, sei letztlich aber auch zweitrangig. "Holz ist Holz", sagt Neubauer.
Der Gerolzhöfer Förster Schenk möchte die Einwohner von Gerolzhofen und Dingolshausen weiter zuverlässig mit Brennholz aus dem Bürgerwald versorgen. Deshalb werde er notfalls auch bevorzugt kleinere Kunden bedienen. "Lieber ist ein Großkunde sauer, weil er nicht das erhält, was er sich wünscht, als dass fünf, sechs Kleinkunden frieren", macht der Förster klar.
Zudem erkennt er auch eine soziale Verantwortung beim Brennholzverkauf: Holz müsse als Brennstoff für Menschen mit kleinem Geldbeutel bezahlbar bleiben. Ihm schwebt deshalb vor, speziell Selbstwerbern weiterhin Holz für wenig Geld anzubieten. In der Praxis bedeutet dies: Wer in einem vom Förster zugewiesenen Waldabschnitt Bäume, die Waldarbeiter zuvor markiert haben, selbst fällt, schneidet und schonend ohne Einsatz von Schlepper und Seilwinde abtransportiert, der könnte pro Raummeter auch künftig nur etwa zwölf Euro zahlen.
Platz schaffen für den Wald der Zukunft
Davon, meint Schenk, profitiere auch die Waldpflege. Denn als Brennholz sollten vorzugsweise die Bäume dem Wald entnommen werden, die angesichts des Klimawandels geringere Überlebenschancen haben oder überlebensfähigen Bäumen im Weg stehen. So soll Platz geschaffen werden für den Wald der Zukunft. Dieser besteht für Schenk aus mindestens zehn unterschiedlichen Baumarten, darunter Eiche, Feldahorn, Speierling und Elsbeere, also bevorzugt Laub- und weniger Nadelbäumen.
Darunter sind Hölzer, die sich vergleichbar gut als Brennholz anbieten wie die Buche, sagt der Förster, etwa Ahorn oder Eiche. Doch eines betont er: "Die Natur interessiert die Wünsche der Holzkunden nicht." Somit werden künftig ohnehin nur noch Bäume als Brennholz wachsen, die Hitze und Trockenheit überstehen. Wer, wie früher, Baumsorten danach auswählt, wie einfach und lukrativ sie sich vermarkten lassen, und deshalb Monokulturen mit Fichten oder Kiefern pflanzt, oder bevorzugt Buchen stehen lässt, werde scheitern. Die Wälder müssten möglichst bunt und vielfältig werden, um sie widerstandsfähig gegen Klimawandel, Krankheiten und Schädlinge zu machen.
Laubbäume spielen tragende Rolle beim Waldumbau
Diese Einschätzung teilt Stephan Thierfelder, Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Schweinfurt. "Der Klimawandel wird nur zu beherrschen sein, wenn der Wald aus möglichst vielen Baumarten besteht." Den Laubbäumen käme dabei die tragende Rolle zu. Insoweit sieht er in der ansteigenden Nachfrage nach Brennholz durchaus auch die Chance, mit dem dadurch beförderten Holzeinschlag die Waldpflege voranzutreiben, wie es der Gerolzhöfer Förster bereits beschrieben hat.
Dieser setzt gezielt auch auf Naturverjüngung. Gemeint ist damit, dass sich die Bäume durch das natürliche Verbreiten ihrer Samen vermehren sollen. Hierfür muss er als Förster allerdings bestimmte bevorzugte Baumsorten pflanzen, die sich in der Umgebung ausbreiten sollen. Ein Beispiel hierfür sind 120 Speierlinge, die im März mit Hilfe von Schülern im Bürgerwald gepflanzt wurden. Die Setzlinge haben das aktuelle Trockenjahr bislang gut überstanden, berichtet Schenk. Keines der Bäumchen sei bislang eingegangen.
Eine seit Jahrhunderten geltende Grundregel der Forstwirtschaft
Ob der Brennholzeinschlag den Waldumbau tatsächlich mit dem nötigen Tempo voranbringt, bleibt abzuwarten. Denn trotz aller Rückstände beim Durchforsten des Waldes müsse sich der Hiebsatz immer noch nach dem jährlichen Zuwachs im Wald ausrichten, beruft sich Schenk auf eine seit Jahrhunderten geltende Grundregel der Forstwirtschaft. Und der Holzzuwachs ändere sich durch den Klimawandel, was auch Thierfelder vom AELF bestätigt. Dies muss in die Berechnung künftiger Einschlagmengen einfließen.
Ganz unabhängig davon, wie viel Holz in den Wäldern künftig nachwächst, beruhe Forstwirtschaft immer auf "sehr langfristigen Prozessen", schildert Thierfelder. In den kommenden drei, vier Jahrzehnten müsste das eingeschlagene Holz damit ohnehin aus vorhandenen Beständen entnommen werden. Frühestens dann kämen die jetzt jungen Bäume als Brennholz infrage. Als Stammholz müssten sie gar noch viel älter werden.
Doch beim Arbeiten im Altbestand bereite die Dürre seinen Waldarbeiter bereits jetzt neue Probleme, berichtet Förster Schenk. Manche Buchen, deren Krone vertrocknet sind, können nur unter großer Gefahr gefällt werden, weil jederzeit Äste abbrechen können. Selbst mit Holzerntemaschinen sei dies ungleich gefährlicher als einen gesunden Baum zu fällen. Schenk befürchtet, dass künftig immer mehr vertrocknete Bäume im Wald stehen bleiben müssen, weil die Gefahr, diese zu fällen, unkalkulierbar wäre. Damit fielen diese auch als Brennholz aus.