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Neustadt/Ebern
Enorme Nachfrage nach Brennholz wegen Gas- und Öl-Krise: So ist die Lage aktuell bei Holzhändlern in Unterfranken
Aufgrund der Energiekrise ist der Ansturm auf Brennholz enorm. Auch in Unterfranken können Händler kaum noch Scheite liefern. Was sie Kunden jetzt raten.
Das Bild täuscht: Viele Brennholz-Händler in Unterfranken sind wegen der massiven Nachfrage zurzeit ausverkauft.
Foto: Julian Stratenschulte, dpa (Symbolbild) | Das Bild täuscht: Viele Brennholz-Händler in Unterfranken sind wegen der massiven Nachfrage zurzeit ausverkauft.
Vanessa Michaeli
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:32 Uhr

Durch die hohen Gas- und Ölpreise ist die Nachfrage nach Brennholz extrem gestiegen. Doch aktuell an  Scheite zu kommen ist schwierig. Wie sieht es aus bei den Brennholz-Händlern in Unterfranken? Haben sie noch Ware und was kostet das Brennholz derzeit? Antworten auf die wichtigsten Fragen und Tipps der Experten für alle, die jetzt noch Holz für ihren Ofen wollen.

Wie ist die Lage bei Brennholz-Händlern in Unterfranken?

"Aufgrund der enorm gestiegenen Nachfrage nehmen wir für die kommende Heizperiode keine Bestellungen mehr an" - so oder ähnlich ist es aktuell auf vielen Webseiten unterfränkischer Holzhändler zu lesen. Auch bei denen, die online nicht vorwarnen oder keine Seite im Internet haben, sieht es nicht besser aus.

"Ich bin restlos ausverkauft", sagt Philipp Schwab aus Neustadt am Main (Lkr. Main-Spessart). Jeden Tag bekomme er Anfragen, manchmal hingen sogar Zettel an seinem Auto. Doch Neukunden könne er erst aufnehmen, wenn seine Stammkunden bedient seien.

Ähnlich geht es Christian Koderhand in Goßmannsdorf (Lkr. Würzburg): "Mittlerweile ist das Hartholz gänzlich ausverkauft, da kann ich keins mehr ausliefern." Lediglich Weichholz gehe, das bekomme er ab und zu noch.

"Die Versorgungslage ist sehr ungewiss", sagt Frank Kaiser aus Ebern (Lkr. Haßberge). Ihm selbst sei gerade wieder eine Lieferung gekürzt worden. Und das Frischholz, das er dieses Jahr noch bekommen werde, sei eigentlich schon verkauft.

Warum sind Holzscheite so knapp?

Dass es kaum noch Brennholz gibt, hängt vor allem mit der enorm gestiegenen Nachfrage zusammen, die wiederum von den hohen Gas- und Ölpreisen getrieben wird. "Letztes Jahr hatte ich im Mai und Juni vielleicht jeweils zwei bis drei Kunden", berichtet Gunther Schuhmann aus Eichelsee (Lkr. Würzburg). "Jetzt bin ich seit dem 24. Februar im zweimonatigen Rhythmus ausgebucht."

So wie Schuhmann geht es vielen Händlern in Unterfranken. Jeden Tag fragen Menschen nach Brennholz, immer wieder müssen die Händler sie abweisen. Und neben den vielen Neukunden gibt es Bestandskunden, die drei- oder viermal mehr bestellen als sonst. "Das Holz ist das neue Klopapier", sagt der Eberner Händler Frank Kaiser.

Zur hohen Nachfrage kommt, dass der Holzmarkt insgesamt seit zwei Jahren angespannt ist. Die Bestände der Staatsforsten und andere Forstbetriebe sind leergekauft, es gibt aktuell so gut wie keinen Nachschub.

Wie hoch sind die Preise für Brennholz?

Wie immer, wenn eine Ware knapp ist, ziehen die Preise an. Je nach Region und Holzart müssen Kundinnen und Kunden für Brennholz aktuell zwischen 100 und 145 Euro für einen Schüttraummeter Scheite zahlen.

Denn auch im Einkauf ist das Holz teurer geworden: Ein Ster Holz, das im Wald liegt und noch nicht "ofenfertig" ist, koste derzeit bis zu 100 Euro, sagt Christian Koderhand. Im Frühjahr 2021 habe der Preis für ein Ster etwa bei der Hälfte gelegen. Hinzu kommen für die Händler gestiegene Transportkosten, sagt Frank Kaiser: "Im Moment geht es nicht mehr um den Preis. Sondern darum, ob man Holz hat oder nicht."

Wie wird sich Lage auf dem Brennholz-Markt entwickeln?

Der Neustadter Händler Philipp Schwab ist sich sicher, dass Brennholz auch in Zukunft mehr nachgefragt wird. Gas und Öl würden nicht mehr so billig werden wie früher: "Aber ich glaube, dass dieser Hype, der gerade herrscht, wieder zurückgeht." Diese Hoffnung teilt Christian Koderhand: "Jetzt ist Fällsaison für Weichholz. Es kann sein, dass dadurch noch Holz nachkommt." Der Goßmannsdorfer Händler ist aber überzeugt, dass die Preise fürs Erste hoch bleiben werden.

Viel hänge von der politischen Situation ab, sagt Frank Kaiser: "Wenn man eine Lösung in der Ukraine finden würde, würde der Markt schlagartig einbrechen und die Lage würde sich wieder relativieren."

Was empfehlen die Händler aktuell?

Viele Brennholzhändler wünschen sich, dass ihre Kundinnen und Kunden flexibler sind. "Alle wollen Buche, manchmal noch Eiche, aber Fichte möchte keiner", sagt Philipp Schwab. Dabei könne man auch damit gut heizen. Wer auf Weichholz wie Fichte oder gemischte Lieferungen aus Hart- und Weichholz setze, habe höhere Chancen, noch etwas zu bekommen.

Gunter Schuhmann aus Gaukönigshofen empfiehlt, bei den Bauern im Ort nachzufragen, die Wald haben. Private Waldbesitzer hätten oft noch etwas Holz im Angebot, man dürfe allerdings nicht wählerisch sein. Auch der regelmäßige Blick auf die Online-Verkaufsplattform eBay-Kleinanzeigen könne helfen: "Es gibt viele, die dort kurzfristig kleinere Mengen Brennholz reinsetzen." Man müsse aber schnell sein.

Holz zu hamstern bringe nichts, sagt Christian Koderhand: "Das treibt nur künstlich die Nachfrage und somit den Preis." Man solle nicht in Panik verfallen, es werde wieder Nachschub geben, sobald die Fällsaison beginne.

Was es über Brennholz zu wissen gibt

Holzart: Brennholz gibt es sowohl von Laub- als auch von Nadelbäumen. Das Hartholz von Laubbäumen wie Buche, Eiche oder Esche ist beliebter und teurer, da es einen besseren Brennwert als beispielsweise Fichte hat. Der Brennwert von Buche mit 15 Prozent Wassergehalt liegt bei etwa 1900 Kilowattstunden pro Raummeter, Fichte kommt bei den gleichen Angaben auf 1300.
Maßeinheiten: Brennholz wird als Raummeter (auch Ster genannt) oder Schüttraummeter verkauft. Beide Maßeinheiten lassen sich in Festmeter umrechnen, wobei ein Festmeter ein Kubikmeter reine Holzmasse ohne Luftzwischenräume ist. Ein Raummeter gestapeltes Holz entspricht 0,7 Festmetern und ein Schüttraummeter lose geschüttetes Holz 0,4 Festmetern.
Trocken oder nass: Brennholz kann man getrocknet – und somit verbrauchsfertig – oder nass kaufen. Nasses Holz ist zwar billiger, man muss es aber selbst noch etwa zwei Jahre lang lagern (lufttrocknen). Denn Brennholz sollte zum Heizen einen Wassergehalt von unter 20 Prozent haben. Viele Händler trocknen ihre Ware maschinell mittels Verdunstung oder Verdampfung. Durch diese Kammertrocknung ist nasses Holz nach etwa einer Woche trocken.
vam
 
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