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Schollbrunn
Diebstahl im Wald: Wie ganze Stämme und Wagenladungen voll Brennholz in Unterfranken verschwinden
Der Holz-Klau nimmt zu, in Spessart, Rhön, überall: mal zwei Ster vom Lagerplatz, mal ganze Bäume aus dem Wald. Holzhändler reagieren - mit Kameras und GPS-Trackern.
'Ganz schön dreist': Volkmar Zankl, Holzbetriebschef des Forstamts Rothenbuch, vermutet, dass der  Diebstahl ganzer Buchenstämme aus dem Spessart nachts passierte - mit schwerem Gerät und in großem Stil.
Foto: Thomas Obermeier | "Ganz schön dreist": Volkmar Zankl, Holzbetriebschef des Forstamts Rothenbuch, vermutet, dass der  Diebstahl ganzer Buchenstämme aus dem Spessart nachts passierte - mit schwerem Gerät und in großem Stil.
Gisela Rauch
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:18 Uhr

Weg ist es, das Holz, einfach weg. "Ich bin an einem Samstag rausgefahren, wollte an meinen Stämmen weiterarbeiten", berichtet ein Holzhändler aus dem Spessart. Aber an dem Sackweg im Wald bei Schollbrunn, dort, wo er zuvor die Bäume gefällt, mit der Motorsäge auf Länge gesägt und dann aufeinander geschichtet hatte – da war nichts mehr. Aufeinandergestapelte Buchenstämme, jeder einzelne fünf Meter lang– einfach verschwunden.

"Bloß die Lagerhölzer, auf die die Stämme geschichtet werden, damit sie nicht im Dreck liegen, die waren noch da", sagt der Händler aus dem Landkreis Main-Spessart. Sein Mitarbeiter und er hätten an jenem Septembersamstag noch geschaut nach Reifenspuren, auch nach Kranspuren an den Bäumen. Denn massive Stämme sind ohne Kran kaum zu bewegen. Aber der Regen hatte alle Spuren verwischt.

Holzdiebe müssen mitten in der Nacht mit schwerem Gerät in den Wald gefahren sein

Für den geschädigten Brennstoffhändler, der nicht namentlich genannt werden will, bedeutet dieser Holzdiebstahl nicht nur Ärger, sondern auch einen massiven Verlust: Rund 2800 Euro waren nach Angaben der Polizei in Marktheidenfeld seine Buchenstämme wert.

"Dass ganze Stämme gestohlen werden, das ist schon sehr dreist. Das hatten wir seit Jahren nicht mehr", sagt Volkmar Zankl, Holzbetriebschef des Forstamts Rothenbuch, zu dem Schollbrunn gehört. Denn wer auch immer die Buchenstämme gestohlen hat, der muss "mit schwerem Gerät" unterwegs gewesen sein; mit einem Holztransporter etwa, eventuell auch mit einem Traktor samt Ladekran. Wären die Diebe tagsüber unterwegs gewesen, hätte sie eigentlich einer der insgesamt 50 Mitarbeiter des großen Forstamts Rothenbuch sehen müssen, sagt Zankl. Seine Vermutung: "Die müssen mitten in der Nacht aufgeladen haben."

Mit großen Maschinen - ähnlich wie dieser - müssen Holzdiebe ganze Buchenstämme aus dem Forst geholt haben - im Frühjahr in den Haßbergen, im Herbst im Spessart.  
Foto: Thomas Obermeier | Mit großen Maschinen - ähnlich wie dieser - müssen Holzdiebe ganze Buchenstämme aus dem Forst geholt haben - im Frühjahr in den Haßbergen, im Herbst im Spessart.  

Der Diebstahl im Spessart ist beileibe nicht der einzige Holzraub auf Profi-Niveau in diesem Energiekrisenjahr in Unterfranken. Im Staatsforst bei Zeil am Main im Landkreis Haßberge haben mutmaßlich organisierte Diebe Ende März Buchenstämme im Wert von rund 3500 Euro abgeräumt. Auch hier handelte es sich um meterlange Stämme, die mit großen Maschinen abgeholt worden sein müssen.

Landkreise Main-Spessart, Bad Kissingen, Kitzingen: Lange Liste an Meldungen der Polizei 

Sucht man nach Polizeiberichten über weitere größere Holzdiebstähle in Unterfranken in diesem Jahr, wird die Liste lang und länger: Von einem Holzlagerplatz in Karbach (Lkr. Main-Spessart) verschwanden im Januar zwei Ster Holz; bei Kreuzwertheim (Lkr. Main-Spessart) wurden im März sechs Ster Holz entwendet; nahe Sulzthal (Lkr. Bad Kissingen) waren es im April ebenfalls sechs Ster Brennholz.

"Etliche Festmeter Rundholz, die ohne schweres Gerät" laut Polizei nicht hätten abtransportiert werden können, stahlen Diebe im Sommer aus einem Waldstück bei Birkenfeld (Lkr. Main-Spessart) und im September wurden Holzklaus in größerem Stil unter anderem aus Steinach (Lkr. Bad Kissingen), Allersheim (Lkr. Würzburg) und Eichenbühl (Lkr. Kreis Miltenberg) gemeldet.

Mit Herbstbeginn und dem Beginn der Heizperiode nahm der Holzdiebstahl weiter zu: Allein im Oktober verschwanden in Fladungen (Lkr. Rhön-Grabfeld), Höchberg (Lkr. Würzburg), Oberthulba (Lkr. Bad Kissingen) sowie in Kitzingen und Prichsenstadt (Lkr. Kitzingen) zahlreiche Ster Holz.

Mehr Holzklau in ganz Unterfranken: Fallzahlen steigen leicht

Das Polizeipräsidium Unterfranken bestätigt denn auch auf Anfrage für seinen Zuständigkeitsbereich im Vergleich zu den Vorjahren eine Zunahme von Holzklau: 2020 verzeichnete die Polizei in Unterfranken von 1. Januar bis 18. Oktober 52 Fälle von Holzdiebstahl, 2021 waren es 69 Fälle. Die Tendenz für 2022 im gleichen Zeitraum ist laut Präsidium leicht "ansteigend".

Warum Holz "das neue Gold" ist, wie es Mitarbeiter des Forstbetriebs Rothenbuch formulieren, versteht jeder, der gerade einen Blick auf seinen neuesten Gasabschlag geworfen hat. Unabhängig von den galoppierenden Gaspreisen zu werden und kostengünstiger heizen zu können, ist das Bestreben all jener, die einen Ofen in ihrem Haus haben. Doch die gestiegene Nachfrage nach Brennholz seit Beginn des Krieges in der Ukraine übersteigt bei weitem das Angebot.

Nur noch Holz mit niederem Brennwert auf dem Markt - und nur für Stammkunden

"Im Sommer hatte ich teils 100 Anrufe am Tag; alle fragten nach Holz", berichtet Brennstoffhändler Christian Rodemich aus Heimbuchenthal im Kreis Aschaffenburg. Mittlerweile sei die Zahl der Anrufe zwar zurückgegangen, zehn Interessenten klingelten bei ihm pro Tag aber immer noch durch. Denen müsse er dann erklären, dass "weit und breit keine Buche, keine Eiche, keine Birke", also jene Hölzer mit optimalen Brennwerten, zu bekommen seien.

Hölzer mit niedrigerem Brennwert, Nadelhölzer etwa, seien mit Glück und Geduld noch lieferbar, sagt Rodemich: "Aber nur an Bestandskunden!" Diesen Satz hören Neukunden aktuell praktisch von jedem Händler. Dass der regionale Markt leergefegt ist und etablierte Händler abwinken, dürfte auch der Grund dafür sein, dass dubiosere Händler mit schwer durchschaubaren Holzbezugsquellen gute Chancen haben, ihr Handelsgut jetzt zu verkaufen. 

Holzbesitzer investieren in Kameras oder Tracker, um die begehrte Ware zu schützen

Die neue Gier nach Holz führt dazu, dass jene, die es haben, besser darauf aufpassen. Oder genauer gesagt: besser darauf aufpassen müssen. "Ich versuche, meine Stämme möglichst nicht so lange wie vorher im Wald zu lagern und sie so schnell wie möglich auf den gesicherten Hof zu kriegen", sagt Holzhändler Marcel Wohlfart aus Lohr am Main.

Ein GPS-Gerät, versteckt in einem ausgehöhlten Buchenstamm: Die bayerischen Staatsforsten setzen zunehmend auf solche Forsttracker, um ihr Holz vor Dieben zu schützen. 
Foto: Uwe Zucchi, dpa | Ein GPS-Gerät, versteckt in einem ausgehöhlten Buchenstamm: Die bayerischen Staatsforsten setzen zunehmend auf solche Forsttracker, um ihr Holz vor Dieben zu schützen. 

Im Forstamt Rothenbuch, wo pro Jahr 100 000 Festmeter Holz geschlagen und verkauft werden, setzt man – wie in anderen bayerischen Staatsforsten auch – auf GPS-Tracker, die in den Holzpoltern, also in der Ansammlung von Stämmen, versteckt oder eingebohrt werden. Und auch der geschädigte Holzhänder aus dem Hochspessart hat Konsequenzen gezogen: "Wohl oder übel habe ich aufgerüstet, habe mehrere Hundert Euro in Kameras investiert", sagt er. Die Kameras würden Bewegungsbilder jetzt auf sein Handy übertragen. Kämen erneut Diebe, wäre er diesmal gewarnt.

 
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  • kaih@bonn-online.com
    Es geht auch anders, wie mir ein echter Underfrange erklärt hat: "Du musst nix klau, ich verbrönn jetz Spanpladde" hat der Schorsch gsacht. "Die musste bloß eisammel, wenn widder Sperrgut is." Meinen Einwand, das wäre verboten, weil die doch total schadstoffbelastet seien, konterte er mit: "Erschdns: Die flackern nit efach wech, die glühe schö durch wie früher die Briketts, un zwäddens: In meiner Stube kriech ich doch nit mit, was owe zum Schlot nausgeht!" So sin se zwische Spessart, Rhön und Steigerwald: Harte Schale, harter Kern...
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  • DerPatrick
    Am helligten Tag würde ich mit dem größtmöglichen LKW kommen und am Besten bei einem Anwohner nochmal nach dem Weg fragen. Dann in aller Ruhe aufladen und wieder verschwinden. Und falls doch einer kommt und und sich beschwert: Auf den Chef schimpfen, dass er einen zum falschen Platz geschickt hat, sich entschuldigen und wieder abladen.
    Und dann einfach woanders probieren.
    Es fällt doch viel mehr auf, wenn ich mitten in der Nacht in den Wald fahre...
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  • mainpost@mi-gas.de
    Ich bin ja gespannt wann es zum nächsten Schritt kommt und Diebe sich mit Motorsäge in den Wald schleichen um Bäume zu fällen und sich so Holz zu beschaffen.
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  • Arcus
    Es bedarf nicht nur schweren Gerätes. Es bedarf auch des Wissen wo welche Hölzer in welchem Volumen gelagert sind und wie man, möglichst unauffällig, dahin kommt und natürlich einer nicht unerheblichen kriminellen Energie.
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  • hansi07
    Da fehlt nur noch das Wort Insiderwissen, und das ganze erhält eine neue Dimension. Bleibt zu hoffen, dass viele erwischt werden.
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