
Der Zweite Weltkrieg, begonnen am 1. September 1939 vom nationalsozialistischen Terrorregime unter Adolf Hitler, endete vor 80 Jahren, am 8. Mai 1945, mit der Kapitulation Deutschlands. Über 60 Millionen Menschen hatte ihr Leben verloren. In Schweinfurt war der Krieg mit dem Einmarsch der Amerikaner schon früher beendet, nämlich am 11. April 1945.
Die Stadt zahlte einen hohen Preis: Rund die Hälfte der Wohnungen war durch die Bombenangriffe der Alliierten zerstört, rund 80 Prozent der Industrieanlagen. Um keine andere Stadt in Deutschland hatte die Wehrmacht derart viele Flakgeschütze in Position gebracht wie um Schweinfurt, da die Kugellagerindustrie für die Nationalsozialisten besonders wichtig war.
Im Jahr 1939 lebten 49.321 Menschen in der Stadt, sechs Jahre später waren es nur noch 23.579. Der Großteil flüchtete aus der Stadt, lebte im Umland. 21 Luftangriffe gab es auf Schweinfurt ab dem 17. August 1943, dabei starben 1079 Menschen, darunter 360 Ausländer, meist Zwangsarbeiter.

"Der Wahn einer Gruppe von Verbrechern, die die Weltwirtschaftskrise und den verletzten Nationalstolz der Deutschen nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg geschickt für ihre Interessen zu nutzen wussten, war für Schweinfurt schicksalhaft und man kann ohne weiteres von einem 'Dritten Stadtverderben' sprechen", schreibt Peter Hofmann, der mit seiner Internetseite "schweinfurtfuehrer.de" sowie mehreren Bildbänden die Geschichte der Stadt akribisch erforscht hat.
Vor der Besetzung der Stadt durch amerikanische Truppen am 11. April 1945 gab es mehrere Tage Kämpfe in der Region, darunter in Oberndorf sowie einen weiteren Luftangriff am 10. April, bei dem 137 Menschen starben. Vom Oberkommando der Wehrmacht gab es den Befehl, die Stadt zu halten. In Schweinfurt wurden von den Nationalsozialisten die Maxbrücke und die Ludwigsbrücke gesprengt, um den Einmarsch zu verhindern.
US-Sternenbanner wehte von der Westwand des Rathaus-Vorbaus
Doch die sogenannte "Rainbow-Division" konnte so nicht gestoppt werden, am Mittag des 11. April war Schweinfurt besetzt. In Berichten ist zu lesen, dass das US-Sternenbanner an der Westwand des Rathaus-Vorbaus hing, ebenso das Emblem der Rainbow-Division. Außerdem hatten viele Bürger weiße Bettlaken als Zeichen der Kapitulation an ihre Fenster gehängt.
Der von den Nazis eingesetzte Schweinfurter Oberbürgermeister Ludwig Pösl übergab die Stadtverwaltung schließlich an die US-Armee. Er nahm sich am 11. April das Leben. Die US-Armee besetzte unter anderem die Panzerkaserne in der Niederwerrner Straße, die später als Ledward-Kaserne bekannt wurde und bis zum Abzug US-Armee aus Schweinfurt 2014 genutzt wurde. Schweinfurt war nach dem Zweiten Weltkrieg einer der größten Standort der US-Armee in Deutschland.
Edgar Lösch erinnert sich in seinem Buch an die Befreiung Schweinfurts
Der 1938 geborene Schweinfurter Edgar Lösch ist eines der Kinder, das alle Bombenangriffe er- und überlebte. In seinem neuen Buch über Schweinfurt während des Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 beschreibt er nicht nur in einem eigenen Kapitel "Eine Kindheit zwischen Luftschutzkeller und Bunker." Sondern er erzählt auch vom Einmarsch der US-Truppen und dem Tag der Befreiung.
Eindringlich schildert er seine erste Begegnung mit einem farbigen GI, der ihn freundlich zu sich winkte und ihm eine Tafel Schokolade schenkte. Ebenso rührend die Geschichte von der Geburt eines Babys, das am 11. April 1945 in einer Entbindungsstation im Gartenstadtbunker zur Welt kam. Der Junge wurde später ein Freund Löschs, wie er in seinem Buch schreibt. Er heißt Rainer Reusch.
Mutter und Baby seien vom Großvater abgeholt und der Enkel in einem Handwagen nach Hause gebracht worden. Das sah ein amerikanischer Soldat, der mit seinem Jeep anhielt, das Baby sah und die drei nach Hause brachte. Einige Wochen lang kam der Soldat dann immer wieder zu Besuch und brachte kleine Geschenke für das Baby mit, so Lösch.
Wer sich für den Einmarsch der Amerikaner in Schweinfurt interessiert: Stephan Bleek präsentiert mit dem Stadtarchiv historisch einzigartige Film- und Fotoaufnahmen. Erster Termin ist am Freitag, 11. April (bereits ausverkauft), der zweite am Dienstag, 14. Oktober, jeweils um 18 Uhr im Leopoldinasaal (nicht barrierefrei) des Friedrich-Rückert-Baus. Anmeldung unter stadtarchiv@schweinfurt.de oder (09721) 51383.