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Schweinfurt
Vor der Schweinfurter Sondersitzung: Was Handelsvertreter fordern
Am Montag tagt der Stadtrat bei einer Sondersitzung zum Thema Innenstadt. Vor der mit Spannung erwarteten Diskussion machen IHK und Handelsverband ihre Positionen deutlich.
Eine belebtere Innenstadt wünschen sich alle. IHK und Handelsverband haben Vorschläge, wie das gelingen könnte.
Foto: Anand Anders | Eine belebtere Innenstadt wünschen sich alle. IHK und Handelsverband haben Vorschläge, wie das gelingen könnte.
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:51 Uhr

Das Warten hat ein Ende. Die ursprünglich für September geplante Stadtratssondersitzung zum Thema Innenstadt steigt an diesem Montag in der Schweinfurter Stadthalle. Dabei will sich das Gremium ausführlich mit den Nöten und Wünschen der Händler beschäftigen und über mögliche Konzepte diskutieren, die der gebeutelten Innenstadt helfen könnten. Im Vorfeld wurden bereits zahlreiche Forderungen gestellt, während der Corona-Pandemie hatte es immer wieder öffentlich ausgetragene Streitigkeiten zwischen Handel und Rathaus gegeben.

Kurz vor der Sondersitzung meldeten sich die Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie der bayerische Handelsverband zu Wort und machten dabei erneut ihre Forderungen deutlich. Allgemeiner Tenor: Es muss zügig gehandelt werden. So forderte etwa der IHK-Bezirksausschuss Schweinfurt im Rahmen seiner Herbstsitzung den Stadtrat dazu auf, bei der Innenstadtentwicklung "schnell und umfassend" tätig zu werden.

IHK: "Stärkung alternativer Nutzungsformen"

"Die sich immer weiter verschärfende Leerstands-Situation in der Schweinfurter Innenstadt bereitet den regionalen Unternehmerinnen und Unternehmern große Sorge", heißt es in einer IHK-Pressemitteilung. Insbesondere Gastronomen und Einzelhändler seien durch die Corona-Pandemie in große Bedrängnis geraten. Gerade im Einzelhandel habe sich der Wandel hin zum Onlinehandel "dramatisch beschleunigt". Zunehmende Leerstände, eine sinkende Attraktivität und eine rückläufige Besucherfrequenz seien die Folge. Um die Abwärtsspirale zu stoppen, müsse vor allem die Besucherfrequenz wieder nachhaltig steigen.

Laut IHK könnte dies durch eine "Stärkung alternativer Nutzungsformen" wie etwa Wohnen, Dienstleistungen und Bildung sowie durch eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität gelingen. Auch das im Juli 2021 durch die IHK-Vollversammlung beschlossene Aktionsprogramm "Zukunft der Innenstadt und Ortszentren" beinhalte konkrete Impulse für einen Transformationsprozess, aus dem Innenstädte und Ortszentren als attraktive Standorte für alle Beteiligten hervorgingen.

"Es mangelt uns nicht an Visionen und Konzepten zur Neugestaltung unserer Innenstädte."
IHK-Vizepräsidentin Caroline Trips

"Schweinfurt ist mit den Herausforderungen der innerstädtischen Transformation nicht alleine. Es mangelt uns nicht an Visionen und Konzepten zur Neugestaltung unserer Innenstädte", wird IHK-Vizepräsidentin Caroline Trips zitiert. Bund und Land stellten Fördermittel zur Verfügung, diese Chance müsste genutzt werden. "Was wir benötigen, ist ein entschiedenes und schnelles Handeln. Deshalb fordern wir den Schweinfurter Stadtrat auf, jetzt aktiv zu werden", so Trips.

Handelsverband sieht Ursache im "Nichtstun"

Ganz ähnlich sieht es der bayerische Handelsverband. Schweinfurts Kreisvorsitzender Axel Schöll macht erneut deutlich, dass sich die Innenstadt verändern wird und muss, hin zu einer "neuen Normalität". Viele falsche regionale Entscheidungen sowie "Nichtstun" hätten zur jetzigen Notlage geführt.

In Zukunft werde die Innenstadt nicht mehr nur Handelsplatz sein, sondern sich "multifunktional ausrichten müssen", so Schöll. Dabei müsse sie etwa nachhaltig, urban aber auch lebens- und erlebenswert werden und bleiben, heißt es in einem Arbeitspapier des Kreisverbandes. "Wir brauchen Frequenz, Menschen und Kunden, die oft und gerne in die City kommen, dort wohnen wollen, verweilen und vor allem Geld ausgeben."

Handelsverband fordert jährlichen "Zwei Millionen Innenstadtfond"

Neben "einer dauerhaften Kommunikation aller Protagonisten und Fachleute auf Augenhöhe" könne die Einstellung von Geldern in den städtischen Haushalt als "Innenstadtfond" für die kommenden fünf Jahre dienlich sein. Beginnend 2022, in Höhe von jährlich zwei Millionen Euro für neue und zusätzliche Ausgaben, erklärt Schöll. Des weiteren sollten alle Fördermöglichkeiten ausgenutzt werden, um den "Zwei Millionen Innenstadtfond" zu entlasten oder zu erweitern.

"Wir brauchen Frequenz, Menschen und Kunden, die oft und gerne in die City kommen, dort wohnen wollen, verweilen und vor allem Geld ausgeben."
Axel Schöll, Kreisvorsitzender des bayerischen Handelsverbandes

Kritik richtet Schöll in Richtung Politik und Verwaltung. Diese dürfe "sich nicht nur hinter Gesetzen, Satzungen und Verordnungen verstecken". Es fehle ein "ganzheitliches Stadtmarketing", welches schnellstens installiert werden müsse. Um alle Themen, wie etwa Standortmarketing, Wirtschaftsföderung oder Branchenmix, anzugehen, müsste zudem eine Entkopplung des städtischen Citymanagements und der Werbegemeinschaft "Schweinfurt erleben" erfolgen. Nur mit einer genauen Aufgabenverteilung könne effektiver gearbeitet werden.

Freiparken, Begrünung, Pop-Up-Stores

Schöll nennt zahlreiche Maßnahmen, die der Innenstadt helfen sollen. So hält er etwa die Möglichkeit des temporären Frei-Parkens auf städtischen Parkflächen, mehr Sicherheit und Sauberkeit im öffentlichen Raum oder öffentliches WLAN für schnell umsetzbar. Auch weitere Pop-Up-Stores könnten zeitnah helfen.

Längerfristig könnte man die Innenstadt etwa durch mehr Ladesäulen für E-Bikes und E-Autos attraktiver machen. Hilfreich könnten zudem Investitionszuschüsse für Neuansiedlungen oder Umzüge bestehender Flächen sein. Auch mehr Begrünung der Innenstadt oder der Ankauf von Schlüsselimmobilien mit entsprechender Weiterverwertung sei erforderlich. Ebenso die Neudefinition von Quartieren, beispielsweise eingeteilt in Wohnbereich, Gastronomie-Meile und Handel.

Vieles, so Schöll, sei bereits seit Jahren gefordert, jedoch nicht umgesetzt worden. Bei allen negativen Erfahrungen sei er froh, dass sich der Stadtrat nun vorrangig mit der Thematik auseinandersetzt. Die Erwartungen an das Gremium seien hoch. Indes bedauert Schöll, dass die entscheidenden Protagonisten, etwa der Handelsverband, IHK oder Dehoga, nicht zur Sitzung eingeladen wurden. Jedoch lobt er einzelne Teile des Stadtrates, insbesondere die SPD, die im Vorfeld bei einer Onlinekonferenz mit Händlern und Gastronomen aus Schweinfurt über deren Situation sprach.

Zur Sondersitzung tagt der Stadtrat am Montag, 18. Oktober, um 17 Uhr in der Schweinfurter Stadthalle.

 
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  • Reinshagen153@t-online.de
    Ursachen beseitigen statt Aktionismus!

    Leerstände in 1a-Lagen sind insbesondere in unattraktiven Gebäuden, wie Lange Zehntstraße/Ecke Spitalstraße!

    1. Diese Gebäude müssen aus der Denkmalliste. Auch der ehem. Samenfetzer!
    2. Hier attraktive, HOHE Neubauten, unten Geschäfte und oben VIELE Wohnungen. An beide Ecken passten futuristische, schlanke Citytürme, vielleicht 10 Stock hoch.

    In die weithin hässlichen und tief provinziellen Quartiere nördlich des Roßmarkts, zwischen Mang-, Wolfs- & Hadergasse, mit einer hässlichen Kriegsbaulücke, passten Sockel mit Geschäftshäusern und oben drauf Apartmenthochhäuser, mit traumhaften Blick auf den Steigerwald. Man sollte sich dazu mal manche Schweizer Städte in der Größe Schweinfurts ansehen, wie hoch man da in der City baut! Da wäre Platz für viele hundert Wohnungen, sehr interessant für Investoren! Unten entstünden Geschäftsräume für neueste Ansprüche.

    Die westliche Altstadt, rund um den Roßmarkt, sollte schnell Sanierungsgebiet werden!
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