Das städtische Leopoldina-Krankenhaus und das Krankenhaus St. Josef der Kongregation der Schwestern des Erlösers wollen spätestens ab 2030 einen engen Verbund bilden. Die Pläne, das Leopoldina zu einem Zentralkrankenhaus und St. Josef zu einem Integrierten Gesundheits- und Bildungszentrum zu entwickeln, sorgten aber gerade in der Pflege und Ärzteschaft in St. Josef für große Sorgen. Für die Zukunft des Projekts wichtig ist auch, wie sich das bayerische Gesundheitsministerium dazu stellt.
Im Dezember gaben die Geschäftsführer des Leopoldina, Jürgen Winter, und der Kongregation, Martin Stapper, bekannt, dass die seit Spätsommer 2022 einberufenen neun Projektgruppen zu der Kooperation zunächst gestoppt wurden. Es wurde die Beratungsfirma von Professor Dr. Norbert Roeder aus Münster, der an der dortigen Uniklinik bis 2017 ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender war, beauftragt, die Pläne unter die Lupe zu nehmen.
Externe Berater hinzugezogen
Der externe Berater soll prüfen, ob der Verbund medizinisch sinnvoll ist und vor allem, ob sich dadurch die Versorgung für die Patientinnen und Patienten in der Region Schweinfurt verbessert. Roeder plant Gespräche mit allen Chefärztinnen und Chefärzten sowie Vertreterinnen und Vertretern der Pflege – in beiden Häusern.
Erst wenn sein Gutachten im Frühsommer 2023 fertig ist, soll es auch mit den Projektgruppen weitergehen. Außerdem hat die Stadtratsfraktion der Freien Wähler ihr für Dezember geplantes kritisches Forum, bei dem Experten die Gründe für ihre Sorgen um das Josefskrankenhaus erläutern wollten, auf nach Veröffentlichung des Gutachtens verschoben.
Bayerisches Gesundheitsministerium bestätigt Gespräche über Verbund
Auf Nachfrage dieser Redaktion hat das bayerische Gesundheitsministerium bestätigt, dass in den vergangenen Monaten mit den beiden Krankenhausträgern Gespräche über das Projekt geführt wurden. Am 8. September 2022 wurde auch Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) im Rahmen seines Besuchs in der Region Schweinfurt informiert und ihm das "Grobkonzept", so das Ministerium, vorgestellt.
Schon im Herbst 2021 hatten das Leopoldina und St. Josef gegenüber dem Gesundheitsministerium signalisiert, dass man auch ergebnisoffene Gespräche über eine Kooperation führen wolle. Das geht aus der Antwort des Ministeriums hervor auf die Frage, ab wann man in München Kenntnis über die Pläne hatte. Als Ende April 2022 die Pläne in Schweinfurt öffentlich gemacht wurden, waren gleichwohl vor allem die Mitarbeitenden in beiden Krankenhäusern davon überrascht worden.
Bestätigt hatten Jürgen Winter und Martin Stapper, dass sie schon 2021 zum ersten Mal wegen der Erweiterung der Geburtshilfe im Leopoldina in München vorstellig wurden, weil sich bereits damals die nun für Ende März vorgesehene Schließung der Geburtshilfe-Abteilung in St. Josef abzeichnete.
Detailliertes Konzept für das "Schweinfurter Modell" muss erst noch vorgelegt werden
Laut einer Sprecherin des Gesundheitsministeriums steht der von den Betreibern "Schweinfurter Modell" genannte Verbund ganz am Anfang. Grundsätzlich obliege es den Trägern der Krankenhäuser, über den Erhalt oder Aus- bzw. Umbau eines Standortes zu entscheiden, so das Ministerium. Da noch kein detailliertes Konzept und auch kein Förderantrag vorliege, könne man sich noch nicht konkret äußern.
Klar ist derzeit nur: "Das StMGP (Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, Anm. d. Red.) geht derzeit davon aus, dass das vom Träger avisierte Kooperationsmodell nicht zu einer Verschlechterung der Versorgung in Stadt und Landkreis Schweinfurt führen wird. Eine nähere Überprüfung kann aber erst erfolgen, wenn ein konkretes Konzept seitens der Krankenhausträger vorgelegt wurde."
Flächendeckende Versorgung der Patienten ist Aufgabe der Krankenhausträger
Weiter schreibt das Ministerium: "Es ist Aufgabe des Trägers, Strukturveränderungen so zu planen und umzusetzen, dass eine flächendeckende Versorgung erreicht werden kann. Dies kann nur durch ein schlüssiges Konzept gelingen, das alle medizinischen und organisatorischen Erfordernisse beinhaltet. Bestehende bzw. sich ergebende Schwierigkeiten und Hemmnisse sind primär von den Entscheidungsträgern vor Ort anzugehen."
Grundsätzlich bestätigt das Ministerium die von den Krankenhausträgern angeführten Argumente für den Verbund und verweist auf den seit Jahren anhaltenden Strukturwandel und Kostendruck in der bundesdeutschen Krankenhauslandschaft, der zu einem Abbau stationärer Kapazitäten geführt habe. Die Ministeriumssprecherin erklärt: "Die bundesseitig gesetzten und geplanten Rahmenbedingungen zu Qualitätsvorgaben und zur Vergütung von Krankenhausleistungen werden in Zukunft tendenziell zu einer weiteren Zentralisierung in der Krankenhauslandschaft führen."
Bayerische Krankenhauspolitik unterstützt auch kleinere Krankenhäuser
In der bayerischen Krankenhauspolitik, so das Ministerium, lege man Wert auf "einen angemessenen Ausgleich im Sinne der Patientinnen und Patienten". Man unterstütze die Krankenhausträger "bei der Gestaltung ihrer Versorgungsstrukturen so, dass auch in kleineren Krankenhäusern hinreichend große Abteilungen gebildet werden können." So könne "eine medizinisch leistungsfähige und langfristig tragfähige Versorgung für die Bevölkerung sichergestellt werden".
Die Weichen für die Zukunft zu stellen und Standorte weiter zu entwickeln, sei für die Krankenhausträger "unentbehrlich", so das Ministerium. Deshalb könne durchaus "die Entscheidung der beiden Krankenhausträger zu einer stärkeren Kooperation am Standort Schweinfurt der richtige Weg sein, die zukünftigen Herausforderungen anzugehen".
Wichtig dabei sei, dass nicht das Gesundheitsministerium in München, sondern die Krankenhausträger vor Ort die Entscheidungshoheit hätten. Da Krankenhäuser eigenständige Wirtschaftsunternehmen und "keine nachgeordneten Behörden der Staatsverwaltung" seien, sei es auch ihre Aufgabe, ein "zukunftsweisendes medizinisches Konzept" zu erarbeiten, das Antworten auf die genannten Herausforderungen gebe.