zurück
Schweinfurt
Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt stellt Geburtshilfe ein: Was über die Ausstiegspläne bekannt ist
Das Gerücht gab es schon lange, jetzt wird es Wirklichkeit: Das Josefskrankenhaus schließt 2023 seine Entbindungsstation. Aus Verantwortungsbewusstsein, heißt es.
Die Wochenstation der Geburtshilfe am Krankenhaus St. Josef. Wie jetzt bekannt wurde, wird das Krankenhaus seine Entbindungsstation im nächsten Jahr schließen.
Foto: Anand Anders | Die Wochenstation der Geburtshilfe am Krankenhaus St. Josef. Wie jetzt bekannt wurde, wird das Krankenhaus seine Entbindungsstation im nächsten Jahr schließen.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:07 Uhr

Seit Monaten sorgt die geplante Fusion der beiden Schweinfurter Krankenhäuser für Diskussionen und Schlagzeilen, am Montagnachmittag ist neuer Sprengstoff dazu gekommen: In einer Pressemitteilung kündigt das Krankenhaus St. Josef an, die Geburtshilfe einzustellen. Von den Zukunftsplänen, das Leopoldina zum Zentralklinikum zu machen, das Josefskrankenhaus zum  integrierten Gesundheits- und Bildungszentrum ist dabei allerdings nicht die Rede. Angeführt werden andere Gründe.

Spätestens zum 31. März 2023 wird die Entbindungsstation am Krankenhaus St. Josef ihre Arbeit einstellen, heißt es in der Pressemitteilung. Die Krankenhausleitung werde mit Zustimmung der Generalleitung der Kongregation der Schwestern des Erlösers die notwendigen Schritte hierzu einleiten.

"Es ist eine Entscheidung, die uns allen sehr schwer fällt, ein einschneidender Schritt, der aufgrund der Situation in der Geburtshilfe leider unausweichlich ist und den alle wirklich bedauern", wird Krankenhausdirektor Norbert Jäger in der Mitteilung zitiert.

Was sind die Gründe für die Entscheidung, die Entbindungsstation zu schließen?

Die Geburtshilfe werde aufgrund "lang anhaltender struktureller Probleme und fehlender Perspektiven" aufgegeben. Der zunehmende Fachkräftemangel sowohl bei den angestellten Hebammen als auch bei den geburtshilflich tätigen Belegärzten lasse jetzt keinen anderen Weg mehr zu.

Dabei habe das Krankenhaus St. Josef seit mehreren Jahren nichts unversucht gelassen, um die Geburtshilfe zu erhalten, heißt es in der Mitteilung.  "Wir haben eine Reihe von Stellenanzeigen für Hebammen und Belegärzte in den unterschiedlichsten Medien platziert, Personaldienstleister bemüht und auch in Absprache mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern zur Sicherung unserer Geburtshilfe einen Arztsitz (Sonderbedarf) ausgeschrieben", erläutert Krankenhausdirektor Norbert Jäger. Doch alle ernsthaften Bemühungen hätten zu keiner nachhaltigen Verbesserung der Situation geführt.

Wie sich Personalengpässe in den vergangenen Monaten ausgewirkt haben

"Ein Krankenhaus zu führen, bedeutet vor allem Verantwortung den Menschen gegenüber zu übernehmen, die sich vertrauensvoll in dessen Obhut begeben", so die Mitteilung weiter.  Diese Verantwortung könne das Krankenhaus St. Josef im Bereich der Geburtshilfe aufgrund des Fachkräftemangels zukünftig nicht mehr vollumfänglich gewährleisten.

Aufgrund von Personalengpässen war die geburtshilfliche Abteilung in den letzten Monaten laut Mitteilung immer wieder gezwungen, die Kreißsäle am Wochenende zu schließen; auch wochentags habe man den regulären Betrieb nicht immer durchgehend garantieren können. Im laufenden Jahr würden deshalb voraussichtlich nur noch weniger als 500 Kinder im St. Josef entbunden, so die Mitteilung. Ein "dramatischer Rückgang" im Vergleich zu den Vorjahren.

Gynäkologische Belegärzte werden nach wie vor im Krankenhaus St. Josef tätig sein

"Wir wissen, dass viele werdende Mütter gerne zu uns kommen und gekommen sind. Es war uns eine große Freude, sie zu betreuen, sie zu begleiten und ihren Kindern auf die Welt zu helfen", wird Klinikleiter Jäger zitiert. Sein Dank gelte dem Fachpersonal für dessen Arbeit, auch und gerade in der Zeit, "in der die Entbindungsstation an ihre Grenzen gegangen ist".

Gemeinsam mit den angestellten Hebammen werde das Krankenhaus St. Josef "individuelle Lösungen für die Zeit nach der Schließung der Kreißsäle suchen und finden". Die gynäkologischen Belegärzte am Krankenhaus St. Josef könnten nach wie vor im Haus operativ tätig sein.

Wohin die Krankenhausleitung des St. Josef Schwangere jetzt verweist

Auch nach der Schließung der Geburtshilfe am Krankenhaus St. Josef könnten werdende Mütter in Schweinfurt weiter gut versorgt werden, heißt es abschließend, dann doch mit Verweis auf das Leopoldina Krankenhaus:  "Das Leopoldina Krankenhaus betreibt eine große Geburtshilfe und erweitert gegenwärtig die Räumlichkeiten in diesem Bereich."

Dass die Geburtshilfe am Krankenhaus St. Josef gefährdet ist, dieses Gerücht gibt es ihn schon länger. Bislang war es aber immer zurückgewiesen worden, auch wenn Probleme eingeräumt worden waren.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Katja Beringer
Geburtshilfe
Hebammen
Klinikleiterinnen und Klinikleiter
Kreißsäle
Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • cbretscher
    Seit etlichen Jahren ist die Geburtshilfe im JOSEF in Schwierigkeiten, im Artikel sind die Gründe nachzulesen. Im wesentlichen können keine Belegärzte mehr gefunden werden, demzufolge ist auch die Perspektive für die Gewinnung von Hebammen sehr eingeschränkt. Geburtshilfe als Belegarzt/ärztin ist kein einfaches Unterfangen. Allein die Organisation eines verlässlichen ärztlichen Bereitschaftsdienstes setzt eine ausreichende Anzahl an Teilnehmenden voraus. Die individuelle ärztliche Begleitung von Schwangeren ist damit jedoch auch nicht durchgehend zu gewährleisten. Aber gäbe es nicht mit der Gründung eines Geburtshauses in den jetzigen Räumen die Chance einer Innovation für Schweinfurt und den Landkreis einerseits und die Niederlassung von Hebammen andererseits? Habe in dem langen Vorfeld davon nie gehört oder gelesen, obwohl dies doch für die Erlöserschwestern mit ihrem Bekenntnis zum Leben zumindest eine Option zur ernsthaften Prüfung sein könnte. Vielleicht haben sie….?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • certa_me23491502
    Dieser Vorschlag eines Geburtshauses hätte es verdient, auf Machbarkeit hin geprüft zu werden! Die Investitionen für Kinder ist immer eine Investition in die Zukunft! Dazu braucht es eine Vision und Innovationskraft von allen Seiten! Das wäre auch ein Signal der Erlöser-Schwestern im Sinne einer „Kultur des Lebens“, wie sie von der Kirche und den Päpsten Paul VI., Johannes Paul II. immer wieder eingefordert wurde! … ein durchaus wertvolles, kulturelles und ethisches Signal an die Gesellschaft!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • p-eschenbach@gmx.de
    Es ist eine Schande wie wenig der Geburtshilfe Aufmerksamkeit geschenkt wird. Unterfrankenweit gibt es bald nur noch ein paar Fabriken in den die Kinder zu Welt gebracht werden können. Die Sicherheit bleibt auf der Strecke. Dass die Kongregation dem Ganzen zustimmt, zeigt wie sich die Kirche mit ihren falschen Moralvorstellungen aus allen Verantwortungen heraushält und nur noch ihre letzten Milliarden zusammenhalten will. Aber das ist ein anderes Thema.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • metzger@maxiklinik.de
    Mögen doch die, die Geburtshaus, freie Hebammen oder Belegärzte wünschen, deren Versicherungsprämien sich vergegenwärtigen und im besten Fall zahlen. Sie sind exorbitant nach oben gesprungen sind.

    Dann wird schnell klar, wie dünn die Moral- und Ethikargumente sind und wie durchschlagend die Monetik.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • robert.erhard@gmx.de
    Ganz schlimm für Schweinfurt! Keine Auswahl mehr bedeutet dass man automatisch in die "Fabrik" muss! Viele Frauen, Familien wählen doch bewusst das Josef weil es persönlicher zugeht und mehr Vertrauen da ist
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • fw@widdi.de
    meine Behinderung verdanke ich dem 'alten Städtischen' und seinen Mitarbeitern unterhalb des Leo.
    daher: reisst die letzten Mauern weg.

    dass das St Josef jetzt aufgibt ist schade....

    aber ich bin dankbar dass mein Sohn jetzt in Darmstadt geboren und von einem Professor aus Hanau betreut wurde.
    Mein Sohn ist gesund. das ist das Wichtigste.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten