Bis 2030 wollen das Leopoldina-Krankenhaus und das deutlich kleinere Krankenhaus St. Josef in der Schweinfurter Innenstadt einen Verbund gründen. Das Leopoldina soll dann ein Zentralklinikum sein, das Josefskrankenhaus ein Integriertes Gesundheits- und Bildungszentrum. Die Pläne, bekannt gegeben Ende April, sorgten vor allem im Sommer für große Sorgen bei Mitarbeitenden aus Ärzte- und Pflegeschaft in den Krankenhäusern. Nun gibt es eine neue Entwicklung.
Bei einer Pressekonferenz am Nikolaustag gaben Jürgen Winter, Geschäftsführer des städtischen Leopoldina-Krankenhauses, und Martin Stapper, Geschäftsführer der Kongregation der Schwestern des Erlösers, des Trägers von St. Josef, bekannt, dass ein externer Gutachter beauftragt wurde, die Pläne für den Verbund kritisch zu hinterfragen. Erst wenn das Gutachten Mitte 2023 vorliegt, sollen die Workshops mit den Mitarbeitenden wieder aufgenommen werden. Ende 2023 fällt dann die endgültige Entscheidung über den Verbund, der aber aus Sicht der Geschäftsführer "der einzig gangbare Weg" ist.
Freie Wähler wollen Ergebnisse des Gutachtens abwarten
Die neue Entwicklung und das Zugeständnis an die Kritiker, den Plan und das Prozedere noch einmal zu überprüfen, hat auch Auswirkungen auf die Kommunalpolitik in Schweinfurt. Als bisher einzige Partei hatten die Freien Wähler in Schweinfurt sich des Themas öffentlich angenommen. Ihr für Dezember angekündigtes "kritisches" Forum in der Stadthalle hat die Fraktion nun vorerst verschoben. Das gab Freie-Wähler-Stadtrat Adi Schön auf Nachfrage bekannt.
Man halte "erstmal Winterruhe", so Schön mit Verweis auf das Gutachten. Erst wenn dessen Ergebnisse vorlägen, werde man sie in der Fraktion bewerten und dann "entscheiden, wie es weitergeht". Wichtig sei aus Sicht der Freien Wähler, dass die Workshops mit den Mitarbeitenden ebenfalls eingestellt seien, bis das Gutachten fertig ist.
Gutachter Norbert Roeder untersucht die geplanten neuen Strukturen
Die Geschäftsleitungen der beiden Krankenhäuser beauftragten die Beratungsfirma von Professor Dr. Norbert Roeder aus Münster, der an der dortigen Uniklinik bis 2017 ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender war. Als Chirurg kennt er die medizinische Sicht genauso wie die kaufmännische. "Er ist ein sehr unabhängiger Kopf", betonte Norbert Jäger, Krankenhausdirektor von St. Josef. Bei der Pressekonferenz kürzlich erklärte er: "Wir versprechen uns viel von dem Gutachten."
Es gehe vor allem darum, den Verbund-Gedanken durch Roeder aus Sicht der Medizin und des Nutzens für die Patientinnen und Patienten zu betrachten. Dass die Projektgruppen gestoppt wurden, liegt daran, dass Roeder mit allen Chefärztinnen und Chefärzten und den Vertretern aus dem Pflegebereich in beiden Häusern sprechen will. Ausdrücklich diskutiert werden soll, ob das ausgegebene Zielbild, das Leopoldina-Krankenhaus zu einem Zentralklinikum zu entwickeln und das Krankenhaus St. Josef zu einem Integrierten Gesundheits- und Bildungszentrum, der richtige Weg ist.
Das ganze jetzt als aktiven Schritt auf die Kritiker zu verkaufen, ist schon etwas lachhaft.
Hoffentlich führt besagtes Gutachten zu einer Verbesserung des Projekts, besonders für das St. Josef und seine wichtigen Strukturen.