Zu einer "etwas ungewohnten Zeit und an einem ungewohnten Ort" begrüßte Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) die Bürgerinnen und Bürger zur etwa zweistündigen Bürgerversammlung der Stadt Schweinfurt im Konferenzzentrum auf der Maininsel. Normalerweise sei diese immer erst im Oktober. "Aber wir wollten nicht Gefahr laufen, im Herbst möglicherweise aufgrund der sich eventuell wieder ausbreitenden Corona-Pandemie derartige Versammlungen wieder absagen zu müssen."
Als Schwerpunktthema hatte die Stadt im Vorfeld das Theater und dessen Sanierung gesetzt. Hochbauamtsleiter Markus Sauer erklärte die Planung für die "größte Einzelbaumaßnahme im Hochbaubereich": Es gehe darum, die Gebäudehülle zu sanieren und die veraltete Bühnen- und Haustechnik zu erneuern. Zudem soll das Gebäude unterirdisch erweitert werden. "Wir werden nicht in den Straßenraum eingreifen müssen, das gilt auch für den ÖPNV", sagte Sauer. Es werde lediglich eine Änderung an der Bushaltestelle an der Roßbrunnstraße geben.
68 Vorstellungen in der ersten Hälfte der Spielzeit geplant
Remelé sagte, es solle in Schweinfurt "keine theaterlose Zeit geben", und so stellte Theaterleiter Christof Wahlefeld die erste Hälfte des Spielplans im evangelischen Gemeindehaus als Ersatzspielstätte vor. 68 Vorstellungen seien geplant, davon 18 Schauspielproduktionen, zwölf Theater- und Musicalproduktionen, neun Konzerte – darunter zwei Theater-Konzertfahrten zu den Bamberger Symphonikern–, drei Tanzproduktionen, acht Produktionen im Bereich Kinder- und Jugendtheater. Außerdem traue man sich das erste Mal an eine Eigenproduktion.
Behindertenbeiratsvorsitzender Manfred Neder fragte, wie Rollstuhlfahrende ins evangelische Gemeindehaus kommen können und ob bei der Sanierung des Theaters der alte Teppich entfernt werde. Wahlefeld entgegnete, dass es im Gemeindehaus vier Rollstuhlplätze gebe, die ebenerdig zugänglich über einen Aufzug zu erreichen seien. Der Teppich werde aus Denkmalschutzgründen bleiben müssen, dafür aber besser beleuchtet und anders beschichtet werden.
Kosten für Theatersanierung um 24 Prozent gestiegen
Die Kosten für die Sanierung, sagte Sauer, belaufen sich auf 52,9 Millionen Euro – mit einer Baupreissteigerung von 24 Prozent. Bislang sei eine Förderung von 75 Prozent des Freistaats Bayern in Aussicht gestellt, der Eigenanteil der Stadt Schweinfurt belaufe sich auf 16,1 Millionen Euro. "Wir hoffen, dass wir noch in diesem Jahr mit den Hauptmaßnahmen beginnen können", sagte der Hochbauamtsleiter.
Ein der schätzungsweise 70 Zuhörer merkte an, dass man auch bei anderen Projekten eine Preissteigerung erwarten könne. Er frage sich, wie sich die Stadt dies leisten wolle und ob andere wichtige Vorhaben zurückgestellt werden, um beispielsweise eine Landesgartenschau zu finanzieren. "Die finanzielle Lage der Stadt Schweinfurt ist momentan nicht erfreulich", entgegnete Oberbürgermeister Remelé. 2019 sei die Gewerbesteuer eingebrochen. Dennoch müsse eine Stadt immer mit einem gewissen Optimismus in die Zukunft blicken und bauen. Remelé wies darauf hin, dass der Stadtrat mehrheitlich beschlossen habe, an den Großprojekten festzuhalten.
Thema Elektroroller beschäftigte die Schweinfurterinnen und Schweinfurter
Aus vielen kleineren Wortmeldungen schien ein Thema die Schweinfurterinnen und Schweinfurter besonders zu beschäftigen: Ein Bürger beschwerte sich darüber, dass Elektroroller wahllos auf Gehwegen herumliegen würden. Ein Thema, das auch in der Stadtverwaltung kein neues ist. Ordnungsreferent Jan von Lackum bestätigte, dass es immer wieder Probleme mit den Scootern gebe, sie seien "ein Ärgernis unserer Zeit".
Ein Bürger wollte wissen, ob man E-Roller nicht wie die anderen Fahrzeuge in der Straßenverkehrsordnung aufnehmen und den Fahrer bestrafen könnte. Schweinfurts Polizeidirektor Markus Hack wies darauf hin, dass über das Kfz-Kennzeichen des Rollers nicht der Fahrer, sondern nur die Firma, die diese vermietet, ermittelbar sei. Es gebe aktuell keine Parkregelung für Elektroroller. Er merkte an, dass man seitens der Polizei die Fahrerinnen und Fahrer stark kontrolliere.