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Schweinfurt
E-Scooter-Verleih in Schweinfurt: Warum die Roller überall stehen
Elektroroller sorgen weiter für Gesprächsstoff in Schweinfurt. Was der Betreiber nun ändern möchte und warum immer wieder Kritik aufkommt.
E-Scooter sorgen in Schweinfurt nicht nur für Begeisterung.
Foto: Nicolas Bettinger | E-Scooter sorgen in Schweinfurt nicht nur für Begeisterung.
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 09.02.2024 08:27 Uhr

Seit Oktober 2020 düsen Elektroroller durch Schweinfurt. Mit dem Betreiber "Zeus", einem irischen Start-up mit Büro in Würzburg, startete die Stadt damals eine Kooperation, um das Angebot an umweltfreundlichen Fortbewegungsmöglichkeiten weiter auszubauen. Dabei sollten die sogenannten E-Scooter vor allem praktisch sein und kurze Strecken flott zurücklegen können. In den vergangenen Monaten brachten die modernen Fahrzeuge nicht nur zahlreiche Schweinfurter von A nach B. Sie sorgten auch immer wieder für hitzigen Gesprächsstoff. Nun startet "Zeus" eine Kampagne für die rücksichtsvolle Nutzung seiner E-Scooter. Doch was steckt dahinter?

"Zeige Respekt: Fahre und parke richtig", lautet die Botschaft, die der Betreiber kürzlich in einer Pressemitteilung veröffentlichte. Damit will das Unternehmen "ein respektvolles Miteinander und mehr Sicherheit" fördern. Mit der Kampagne wolle man seine Nutzer an die Regeln für das Fahren und Abstellen der E-Scooter erinnern. So sei etwa das Fahren der Scooter erst ab 18 Jahren gestattet, auf dem Gehweg dürfe nicht gefahren werden, und abzustellen seien die Roller nur an Stellen, an denen sie nicht stören oder Verkehrsteilnehmer gefährden. Zusätzlich empfiehlt "Zeus" seinen Nutzern "das Tragen eines Helms sowie die Kontrolle von Bremsen und Licht vor Fahrtantritt", so die Mitteilung.

In Schweinfurt hatte es in der Vergangenheit immer wieder Kritik an den elektronischen Tretrollern gegeben. Doch wie groß sind die Probleme im Stadtgebiet wirklich?

Stadt Schweinfurt zufrieden mit den E-Scootern

Von großen Problemen ist beim Schweinfurter Citymanagement nicht die Rede. Auf Nachfrage der Redaktion teilt Kristina Dietz, Pressesprecherin der Stadt Schweinfurt, mit, dass derzeit 50 Scooter im Stadtgebiet im Einsatz seien. "Die Roller werden sehr gut angenommen", sagt Dietz. Und das trotz Pandemie und schlechtem Wetter. So sei alleine im März jeder der 50 Roller durchschnittlich mindestens einmal pro Tag genutzt worden. Hauptstart- und Endpunkte seien der Hauptbahnhof, Jägersbrunnen und die Niederwerrner Straße. "Es ist davon auszugehen, dass viele Nutzer die Scooter als Ergänzung zum ÖPNV nutzen", erklärt Dietz.

Erfahrungen mit falsch abgestellten Rollern hielten sich indes in Grenzen. "Es kommt immer mal wieder vor, dass Nutzer die Scooter nicht ordentlich abstellen", erklärt Dietz. Durch den Kooperationspartner vor Ort, der etwa auch die Akkus auflädt und tauscht, würden die Roller jedoch kontrolliert und bei einer Zuwiderhandlung wieder ordentlich ab- und umgestellt.

Stadt: Kampagne ist sinnvoll

Es habe sich mittlerweile auch ein Bewusstsein entwickelt, "die Roller nicht einfach inmitten eines Gehwegs zu stellen, sondern ordentlich zu parken", so Dietz. Wenn bei der Stadt eine Beschwerde eingehe, dann kontaktiere man den Betreiber. "Die Zusammenarbeit klappt sehr gut. Zudem bekommt die Stadt Schweinfurt einen monatlichen Report", sagt Dietz.

Eine Kampagne für die rücksichtsvolle Nutzung der Roller sei aus Sicht der Stadt grundsätzlich aber sinnvoll, da auch in vielen anderen Bereichen, wie Falschparken, Geschwindigkeitsbeschränkung oder Müllentsorgung, Aufklärungsarbeit, Informationen und Erinnerungen fortlaufend nötig seien.

Behindertenbeirat sieht Gefahr in falsch geparkten Elektrorollern

Tatsächlich werden aber immer wieder ungünstig geparkte oder mitten auf dem Gehweg herumstehende E-Scooter in Schweinfurt gesichtet. Schon im vergangenen Jahr meldete sich deshalb auch der Beirat für Menschen mit Behinderung in Schweinfurt zu Wort und warnte vor der Gefahr, die von herumstehenden Rollern ausgehen könne. So könnten etwa Menschen mit Behinderung, vor allem Menschen mit einer geistigen Behinderung oder einer Sehschwäche, die Roller übersehen und darüber stolpern. Hat sich die Situation womöglich mittlerweile gebessert? Eine erneute Nachfrage beim Vorsitzenden des Beirats, Manfred Neder, ergab ein ernüchterndes Resümee.

Immer wieder gibt es Beschwerden in Schweinfurt über E-Scooter, die entweder herumliegen oder mitten auf Gehwegen abgestellt wurden.
Foto: Helmut Glauch | Immer wieder gibt es Beschwerden in Schweinfurt über E-Scooter, die entweder herumliegen oder mitten auf Gehwegen abgestellt wurden.

"Wir sehen das Problem leider nach wie vor", betont Neder. Die Roller würden immer noch wahllos auf Gehsteigen oder mitten auf Brücken abgestellt. Teilweise hätten auch Rollstuhlfahrer nicht genügend Platz, um an den abgestellten E-Scootern vorbeizukommen. Neder bekräftigt erneut, dass es dem Beirat nicht um eine generelle Kritik an den Fahrzeugen gehe, die grundsätzlich ihre Berechtigung hätten. "Es geht darum, dass die Roller geordnet abgestellt werden sollten, um niemanden zu gefährden." 

"Aufmerksamkeit für ein respektvolles Miteinander schaffen"

Neder bemängelt, dass der Beirat in der Debatte von Anfang an aus Teilen des Schweinfurter Stadtrats angegangen und als "ahnungslos" bezeichnet worden sei. "Das ist traurig, wir haben ein Gespräch gesucht, doch das kam bis heute nicht zustande", so Neder. Der Beirat sei nach wie vor gerne zu einem Austausch mit der Stadtverwaltung sowie mit dem Betreiber bereit, um gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten. Er könne sich feste Abstellstationen im Stadtgebiet, etwa am Bahnhof oder am Roßmarkt vorstellen, die für mehr Ordnung sorgen würden. Doch dass dies nicht dem eigentlichen Zweck der E-Scooter entspreche, da diese von der flexiblen Nutzung und der Möglichkeit leben, sie an beliebigen Orten wieder abzustellen, machte der Betreiber bereits im Dezember 2020 auf Nachfrage der Redaktion deutlich.

"Wir selbst erhalten kaum Beschwerden über falsch geparkte Scooter."
Luis Lefken, Pressesprecher bei "Zeus"

Nun sorgt "Zeus" mit der aktuellen Kampagne erneut für Aufsehen. Doch warum ist eine solche Aktion überhaupt notwendig? "Wir möchten Aufmerksamkeit für ein respektvolles Miteinander schaffen", sagt Pressesprecher Luis Lefken auf Nachfrage. Am Straßenverkehr nähmen ganz unterschiedliche Verkehrsteilnehmer teil, und E-Scooter gehörten zu den neuen Verkehrsmitteln. Deshalb sei der Zuspruch nicht immer direkt gegeben. Die Kampagne sei jedoch nicht nur für die richtige Nutzung gedacht. "Gerade Bürgerinnen und Bürger, die unseren Service nicht nutzen, kennen die Regeln oftmals nicht", so Lefken. So würden etwa E-Scooter als falsch geparkt gemeldet, weil Sie auf dem Bürgersteig vor dem Haus stehen. "Dass das aber erlaubt ist, wissen viele nicht", erklärt Lefken.

Betreiber will Anzahl der Roller in Schweinfurt erhöhen

Auch würden die Roller vereinzelt als gestohlen gemeldet, weil diese ohne Besitzer am Gehwegrand parkten. "Wir selbst erhalten kaum Beschwerden über falsch geparkte Scooter", sagt Lefken. Sollte es zu einer Beschwerde kommen, kümmerten sich Mitarbeiter vor Ort um deren Behebung. Der "Kundensupport" nehme dann Kontakt zum Nutzer auf und weise diesen auf die korrekte Parkweise hin.

Laut Betreiber steige die Nachfrage nach den Elektrorollern stetig, "womit wir auch sehr zufrieden sind". Auch deshalb hoffe man darauf, im Juni eine Freigabe der Stadt zur Erhöhung der Flotte, sprich zu noch mehr Rollern in Schweinfurt, zu bekommen.

 
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