Wenn Christof Wahlefeld ein Motto für die kommende Spielzeit des Schweinfurter Theaters, dessen Leitung er seit Februar innehat, finden müsste, dann wäre es wohl sowas wie "Ohne uns war es still" oder "Läuft wieder". Irgendwie, sagte er bei der Vorstellung des Programms vor dem Schul- und Kulturausschuss des Stadtrates, sei es aber auch ein "Let's go and let's try". Insgesamt sind die Umstände für einen Theaterleiter ohne Theater nun mal andere, ließ er durchblicken.
Denn gespielt werden wird ab Oktober – bis mindestens Frühjahr 2025 – wegen der Generalsanierung des Theaters im Evangelischen Gemeindehaus in der Friedenstraße in Schweinfurt. Wo es einen "intimeren Rahmen" brauche, werde man auf die Räumlichkeiten des Museums Otto Schäfer zurückgreifen, berichtete der Theaterleiter im Ausschuss. Wahlefeld hat die kommende Spielzeit aufgrund der geringen Vorlaufzeit in zwei Zyklen aufgeteilt – die erste Hälfte von Oktober 2022 bis Februar 2023, die zweite Hälfte von März 2023 bis Juni 2023. Für erstere hat der Theaterleiter bereits ein Programm auf die Beine gestellt, das bis Anfang September veröffentlicht werden soll, für den zweiten Teil soll die Vorstellung des Programms Anfang November stattfinden.
68 Vorstellungen für die erste Hälfte der Spielzeit geplant
In der ersten Hälfte soll es 68 Vorstellungen vorgeben, davon 18 Schauspielproduktionen, zwölf Theater- und Musicalproduktionen – fünf davon als Theaterfahrt nach Meinungen und Würzburg –, neun Konzerte – darunter zwei Theater-Konzertfahrten zu den Bamberger Symphonikern–, drei Tanzproduktionen, acht Produktionen im Bereich Kinder- und Jugendtheater, und zwei Produktionen werden als Workshop präsentiert. Außerdem traue man sich das erste Mal an eine Eigenproduktion –einen Schweinfurter Jahresrückblick in Zusammenarbeit mit der Main-Post.
Die Bamberger Symphoniker halten dem Schweinfurter Theater weiterhin die Treue, stellte Wahlefeld klar. Der Grund, warum sie in der kommenden Spielzeit nicht ins Evangelische Gemeindehaus kommen? Laut Wahlefeld sind die Konzerte zu groß für die Bühne in Schweinfurt. "Das sind teilweise bis zu 120 Musiker, 40 bekommen wir auf diese Bühne", erklärte er. "Darum bieten wir zweimal in der ersten Spielzeithälfte an, zu den Bambergern zu fahren." Neben den Konzertfahrten nach Bamberg sei es gelungen, ein hochkarätiges Orchester nach Schweinfurt zu locken – das Gürzenich Kammerorchester aus Köln.
Inhaltlich geht es dem neuen Theaterleiter darum, "eine Brücke zwischen Jung und Alt" zu schlagen. Zwischen dem traditionellen Publikum – wie etwa den 4200 Abonnentinnen und Abonnenten des Schweinfurter Theaters – und einer jüngeren Generation. Das beinhalte, "neben traditionellen Titeln auch Dinge ins Programm zu nehmen, die ein jüngeres Publikum ansprechen und die man beispielsweise von Netflix kennt", sagte er. Damit meinte er etwa Vorstellungen wie "Mein Blinddate mit dem Leben" oder "Toni Erdmann". Für Kinder und Jugendliche soll es in den Herbstferien theaterpädagogische Formate geben – etwa "Beatboxing" oder "Schreib deinen Song".
Wahlefeld: "Müssen jüngere Menschen fürs Theater begeistern"
"Es ist kein Geheimnis: Wir müssen jüngere Menschen fürs Theater begeistern", erklärte Wahlefeld. "Meine ich damit Kinder- und Jugendliche? Ja, auch. Man sagt ja immer, das ist das Publikum von morgen. Ich sage, das ist schon das Publikum von heute." Aber es gehe auch um Leute, die in "ihren 30ern und 40ern stehen".
Vom Gremium gab es Lob und Zuspruch für Wahlefeld und das Programm. Ralf Hofmann (SPD) sprach von Wahlefeld etwa als "eine Art Hoffnungsträger in Schweinfurt für die Kultur". Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) äußerte die Bitte, besonders an das an Klassik gebundene Stammpublikum zu denken. "Ich weiß nicht, ob alle noch so rüstig sind, irgendwo hinzufahren."
Und die Nebenkosten für das Evangelische Gemeindehaus? "Auch das ist ein Versuch, wir haben 400 Plätze statt sonst 750. Das hat sich natürlich in den Einnahmen auch widergespiegelt", sagt Wahlefeld. Schon bei der Vorstellung des zweiten Teils, allerspätestens bei der Vorstellung der Spielzeit 2023/2024, müsse er mit "harten Fakten belegen, ob dieser Weg richtig ist oder nicht". Das Gremium stimmte dem Beschlussvorschlag, die bereits geschlossenen Verträge zu befürworten, einstimmig zu.