Die Idee klingt genial: Das trockenste Gebiet Bayerns, die Schweinfurter Trockenplatte mit weniger Niederschlägen als in Nordjordanien, könnte zum Grünen und Blühen gebracht werden. Man müsste nur den stillgelegten Brauchwasserbrunnen auf dem ehemaligen U.S.-amerikanischen Militärgelände Conn Barracks reaktivieren. Diesen Vorschlag hat Hugo Ennemoser angesichts der historischen Dürre in diesem Sommer an die Gemeinde Niederwerrn herangetragen. Doch ist die Idee realisierbar?
Ennemoser hält zumindest einen Pumpversuch für erstrebenswert und bei entsprechender Ergiebigkeit den Aufbau eines Bewässerungssystems für landwirtschaftliche Nutzflächen denkbar. "Die Brunnen sind alle noch auf, es wurden nur die Unterwasserpumpen gezogen." Das Wasserwerk, das aus Sicherheit vor Bombenabwürfen unterirdisch gebaut worden war, fördere 100 Kubikmeter Trinkwasser und 50 Kubikmeter Brauchwasser. Dort stehe auch noch ein Notstromgenerator mit 100 Kilowatt Leistung in der Stunde und einem Wert von 300.000 Euro, weiß Ennemoser, der "utilities operator inspector water" bei der U.S. Army in Schweinfurt war, also Chef des amerikanischen Wasserversorgungsunternehmens.
70 Meter tiefer Brauchwasserbrunnen lieferte große Mengen Wasser
Seinen Angaben nach hatte der 70 Meter tiefe Brauchwasserbrunnen, der auf dem Niederwerrner Gemarkungsteil der Conn Barracks liegt, "unendlich Wasser". 50.000 Liter seien in der Stunde bei vier Meter Absenkung konstant gefördert worden. "Mit dem Wasser wurden die Panzer gewaschen."
Als Lebensmittel sei das Wasser mit 90 Grad deutscher Härte nicht einsetzbar gewesen. Das Trinkwasser für die Soldaten wurde aus fünf anderen Brunnen gefördert, die auf dem Geldersheimer Gemarkungsteil liegen und ebenfalls noch alle vorhanden sind.
"Der Klimawandel ist da, irgendwelche neue Wege werden gegangen werden müssen", kommentiert Niederwerrns Bürgermeisterin Bettina Bärmann den Vorschlag. Allerdings seien der Gemeinde "dort drüben" die Hände gebunden, denn das Conn-Barracks-Gelände befindet sich noch im Eigentum des Bundes.
Die Verkaufsverhandlungen für die gut 200 Hektar große Liegenschaft an den Zweckverband Interkommunaler Gewerbepark Conn Barracks, in dem Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie die Gemeinden Geldersheim und Niederwerrn zusammenarbeiten, sind inzwischen zwar fortgeschritten, ein finaler Abschluss aber noch nicht in Sicht. Um den Brauchwasserbrunnen schnell reaktivieren zu können, müsste daher dieser Teil des Geländes herausgelöst und vorab an die Gemeinde Niederwerrn verkauft werden.
Bima erteilt einem vorzeitigen Geländeverkauf eine Absage
Ist das machbar? "Aufgrund der vorgesehen Nutzung für die Fläche, auf der sich der Brauchwasserbrunnen 4 befindet, kommt ein separater Verkauf des Brunnens nicht in Betracht", teilt Pressesprecher Thorsten Gruetzner von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) in Bonn mit, die die ehemaligen Militärflächen in eine zivile Nutzung überführt. Auch fehle für eine Wiederinbetriebnahme eine wasserrechtliche Erlaubnis. "Deshalb war auch eine Aufrechterhaltung der Wasserversorgung über die vorhandenen Brunnen leider nicht möglich", heißt es.
Die Wasserversorgungsanlage der Conn Barracks war nach Abzug der Amerikaner Ende September 2014 stillgelegt worden. Auf Anweisung der Bima waren damals bei allen sechs Brunnen die Pumpen und Rohre gezogen worden. Für die Versorgung der später als Asylunterkunft genutzten Gebäude im vorderen Bereich des Geländes musste dann eine neue, 900 Meter lange Leitung zum Wasserversorgungs-Zweckverband der Rhön-Maintal-Gruppe aufgebaut werden.
Hugo Ennemoser hatte schon damals die Entscheidung kritisiert, ein "funktionierendes Wasserwerk" stillzulegen. Das Wasser von der U.S. Army sei zwar gechlort worden, "aber nicht weil es schlecht war, sondern weil die Amerikaner jedes Wasser chloren". Auch das Wasser in der Ledward-Kaserne, in Askren Manor und in Yorktown sei gechlort worden. Laut Ennemoser wurden alle Brunnen permanent labortechnisch untersucht und hätten den deutschen wasserrechtlichen Vorschriften entsprochen. Die U.S. Army habe hier Millionen von Euro investiert.
Wasserwerk befindet sich sieben Meter unter der Erde
Gebaut worden war das Wasserwerk schon vor dem Zweiten Weltkrieg, etwa sieben Meter unter der Erde, als das Gelände ein Fliegerhorst war und als Übungsplatz für Sturzkampfflugzeuge diente. Die US-Luftwaffe nutzte es ab 1948, dann erfolgte die Übergabe an die U.S. Army. Diese modernisierte immer wieder ihre Trinkwasserversorgung. So wurde eine Aufbereitungsanlage mit der für Amerikaner wichtigen Chlorung des Wassers für zwei Millionen Euro neu gebaut.
Die Bima hatte sich seinerzeit aus "wirtschaftlichen und städtebaulichen Erwägungen" für die Stilllegung der Versorgungseinrichtungen entschieden und fehlende Schutzzonen als eine Begründung angegeben. Auch erachtete man das Wasserwerk als überdimensioniert für die Versorgung der Asylunterkunft.
Die Stilllegung des Wasserwerks hatte damals auch die Gemeinden Geldersheim und Niederwerrn bewegt, auf deren Gemarkungen im wesentlichen das Kasernengelände liegt. Denn ihre Feuerwehren waren fortan für den Brandschutz in der Conn-Kaserne zuständig. Bei einem Brandfall hätte bis Fertigstellung der RMG-Ringleitung das Wasser mit Tanklöschfahrzeugen herbeigeschafft werden müssen.
Wiederinbetriebnahme der Brunnen ist laut Wasserwirtschaftsamt möglich
Dürre und Trockenheit durch den Klimawandel hatte man damals noch nicht auf dem Schirm. "Jetzt aber rächt sich diese Entscheidung, im trockenen Unterfranken 2014 ein ganzes Wasserwerk in den Conn Barracks zu schließen", meint Hugo Ennemoser.
Die Wiederinbetriebnahme der Brunnen auf dem Conn-Barracks-Gelände wäre "prinzipiell genehmigungsfähig", sagt das für Schweinfurt zuständige Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen auf Nachfrage dieser Redaktion. Der potenzielle Betreiber müsse lediglich einen wasserrechtlichen Antrag auf Grundwasserentnahme stellen. Wenn das Vorhaben in Einklang mit Natur und Umwelt stehe, könne ein Wasserrechtsbescheid erteilt werden.
Das Landratsamt Schweinfurt hatte übrigens der U.S. Army die Erlaubnis für das "Zutagefördern und Ableiten von Grundwasser aus 6 Brunnen" erteilt – und zwar bis zum 31.12.2026.
Das ist Schwerfälligkeit und Misswirtschaft! Ein großer Konversionsbeirat wurde anfangs gegründet. Viele Köche verderben den Brei - es fehlt ein Visionär und Macher. Ohne dem läuft nichts - so wie G. Grieser oder der FH Präsident Grebner der den i-campus initiierte - ohne ihn hätten wir bei der Konversion trotz langer Zeit wenig Zählbares. Die wirtschaftlich beste Zeit Deutschlands wurde vertrödelt und blieb weithin ungenutzt, bis Corona kam und der Ukrainekrieg, mit Materialknappheit und explodierenden Baupreisen. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.