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GELDERSHEIM/SCHWEINFURT
Der Bund ist wieder der Hausherr
Der Bund ist wieder der Hausherr

Von unserer Mitarbeiterin

Silvia eidel

 |  aktualisiert: 15.12.2014 18:58 Uhr

Über 2900 Hektar und über 450 Gebäude am US-Army Standort Schweinfurt gingen am Montag offiziell an die Bundesrepublik Deutschland über. Mit der Rückgabe der größten Kasernenanlage, der Conn-Barracks bei Geldersheim, wurde das knapp 70-jährige Kapitel der amerikanischen Soldaten in Schweinfurt endgültig beendet.

Mit einer großen Delegation war die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die Bima, zu den Conn-Barracks angereist. 14 Tage früher als vorgesehen konnte ihr die US-Army die letzte der militärischen Liegenschaften bei Schweinfurt übergeben. Das US-Schließungsteam unter der Leitung von Klaus Mauder hatte die Räumungsarbeiten zügiger erledigen können.

Für die Abwicklung des Standorts Schweinfurt – sowie des Standorts Bamberg – ist die USAG Ansbach zuständig, die United States Army Garrison. Deren Kommandeur, Oberst Christopher M. Benson, hatte einen überdimensionalen Schlüssel aus Messing mitgebracht, dessen Bart ein E-förmiges Schloss ziert. E weist hin auf „Engineer“ (Ingenieur) und bildet für Benson, der selbst Ingenieur ist, auch den Bezug zur 18. Pionier-Brigade, die in den Conns stationiert war.

Den symbolischen Schlüssel übernahm Peter Fösel, bei der Bima Hauptstellenleiter für Verwaltungsaufgaben. Das Metallstück galt nicht nur der 200 Hektar großen Conn-Kaserne. Gemeint waren auch die Ledward Kaserne in Schweinfurt, die am 18. November ins Eigentum der Bundesrepublik zurückgegeben worden war, die Wohnanlagen Askren Manor, Yorktown Village und Kessler Field, die am 25. November zurückgegeben wurden, und der Übungsplatz Brönnhof, der im Sommer wieder in Bundesbesitz zurückkam.

Unterzeichnet wurden laut Fösel von den beteiligten Parteien etliche Rückgabeprotokolle, in denen es um Nutzung, Besitz, Lasten oder den Zustand der Gebäude geht. Beigefügt als Anlagen sind Restwertforderungen der Amerikaner – deren Investitionen müssen verrechnet werden – und Umweltberichte. Beide werden noch „ausgewertet“, so Peter Fösel.

Die Umweltberichte gehen auch in die historisch-genetische Untersuchung der Flächen in den Conn-Barracks ein. „Der Übernehmer muss ja wissen, was Sache ist“, sagt Fösel. Die US-Army habe über eine eigene Abteilung in den Umweltschutz investiert, blickt Klaus Mauder zurück, der als stellvertretender Garnisonsmanager fungierte. Gerade die Bauabteilung habe ausschließlich nach deutschen Standards gearbeitet.

„Wir wollen keine ungebetenen Gäste hier.“
Peter Fösel, Bima-Hauptstellenleiter

Übernehmer für die verkehrstechnisch gut angebundene Conn-Kaserne will der Zweckverband „Interkommunaler Gewerbepark Conn Barracks“ werden. Beteiligt sind Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie die Gemeinden Geldersheim und Niederwerrn. Zunächst soll ein städtebaulicher Wettbewerb für die Konversionsfläche ausgeschrieben werden, sagt Fösel.

Für die nun leer stehenden Kasernenflächen gibt es einen Wachdienst, unterstreicht Fösel. Eine Firma kümmere sich um alle Liegenschaften. „Wir wollen keine ungebetenen Gäste hier.“ Gerade am Brönnhof seien viele Leute „unvernünftig“ und fahren mit Motorrädern und Quads umher, ergänzt George Ohl, ehemaliger Pressesprecher des US-Standorts.

Die Vermarktung des Conn-Geländes ist eine langfristige Aufgabe. Kurzfristig mietet der Freistaat Bayern drei Gebäude als Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber von der Bima, also dem Bund, an. Zum 1. Januar 2015 soll der Mietvertrag stehen, sagt Ingrid Sommer von der Bima-Nebenstelle Würzburg. Zwar wurde dafür eine reelle Miete ermittelt, so Sommer, aber laut einer Neuregelung zum Bundeshaushalt 2015 können Kommunen Bundesliegenschaften für die Unterbringung von Asylbewerbern mietfrei nutzen. Die Bewirtschaftungskosten betreffe dies aber nicht.

Frühestens im März/April können Asylbewerber einziehen, zumal erst eine neue, ein Kilometer lange Wasserleitung von der Rhön-Maintal-Gruppe gelegt werden muss. Die kaserneneigene Wasserversorgung sowie das Gasheizkraftwerk sind vor kurzem stillgelegt worden, weil sie „in einer gemeinsamen Entscheidung der Beteiligten“ als überdimensioniert, ungeeignet und unwirtschaftlich beurteilt wurden. „Auf Dauer ist diese Wasserversorgung nichts“, sagt Fösel. Künftig müsse ohnehin von außen eine Wasserversorgung gesichert werden. Die Kosten dafür würden vermutlich auf die künftigen Flächen umgelegt werden.

Das Ende des Army-Standorts bedeutet auch für die etwa 150 amerikanischen Pensionisten, die mit deutschen Frauen verheiratet sind, einen Einschnitt, sagt George Ohl. Sie werden weiterhin medizinisch von der US-Army in Ansbach versorgt.

Die letzten deutschen Zivilangestellten, die die Schließung abwickelten, werden am Mittwoch noch eine gemeinsame Weihnachtsfeier halten, sagt Klaus Mauder. Wer noch keinen neuen Job gefunden hat, dem bleibt zunächst die Transfergesellschaft für sechs Monate.

 
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