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Schweinfurt
St. Josef-Aus in Schweinfurt: Gewerkschaftsbund und BSW kritisieren Erlöserschwestern - Bürger initiieren Infostand
Politiker und Gewerkschaften werfen den Betreiberinnen des St. Josef Krankenhauses Interessenkonflikte vor. Ein Infostand soll den Erhalt der Klinik unterstützen.
In Schweinfurt wird die Kritik über den Entschluss der Betreiberinnen, das St. Josef Krankenhaus zum Ende des Jahrs zu schließen, lauter.
Foto: Anand Anders | In Schweinfurt wird die Kritik über den Entschluss der Betreiberinnen, das St. Josef Krankenhaus zum Ende des Jahrs zu schließen, lauter.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 31.07.2024 02:44 Uhr

Die Reaktionen aus Politik und Bevölkerung reißen nicht ab. Nachdem die Erlöserschwestern als Betreiberinnen des St. Josef Krankenhauses am Dienstag überraschend das Aus der Klinik bis Ende dieses Jahres verkündet hatten, schalten sich immer mehr Parteien, Verbände und Bürger in die Debatte ein.

Scharfe Kritik kommt unter anderem vom Schweinfurter Stadtrat und dem unterfränkischen
Bündnis-Sahra-Wagenknecht-Koordinator Robert Striesow. Die Schließung des 272-Betten-Hauses fuße auf einem "Interessenskonflikt" der Betreiberinnen, das St. Josef wegen des christlichen Auftrags nicht mit dem städtischen Leopoldina-Krankenhaus zusammenschließen zu wollen, schreibt Striesow in einer Pressemitteilung.

"Gerade in Schweinfurt aber wäre die Verschmelzung beider Krankenhäuser aus unserer Sicht ein zukunftsfähiges Modell gewesen", so der BSW-Politiker weiter. Knapp 800 Mitarbeitern drohe nun ein Jobverlust. Darunter 90 Ärztinnen und Ärzte, 430 Pflegekräfte und 50 Mitarbeiterinnen in der Verwaltung.

Gewerkschaftsbund Schweinfurt kritisiert Erlöserschwestern

Auch der unterfränkische Gewerkschaftsbund kritisiert, dass der Beschluss so nicht stehen bleiben könne. Der zwei Jahre andauernde Kooperationsprozess sei im letzten Jahr "einseitig und unvermittelt" von den Erlöserschwestern unter der Begründung, bei einer Vereinigung die eigenen christlichen Werte zu gefährden, abgebrochen worden, so DGB-Chef Frank Firsching in einer Pressemitteilung.

Der DGB und die Gewerkschaft Verdi schlagen daher vor, die Pläne für eine Zusammenlegung des St. Josefs-Krankenhauses und des Leopoldina-Krankenhauses fortzusetzen. Verdi-Geschäftsführerin und SPD-Stadträtin Marietta Eder plädiert dafür, die Defizite des St.-Josef-Krankenhauses mithilfe des 100 Millionen Euro schweren Förderprogramms für kleine Krankenhäuser vom Freistaat Bayern für die nächsten zwei bis drei Jahre auszugleichen.

Freie Wähler fordern Unterstützung aus München

Ähnlich sehen das auch die Freien Wähler. In einer Pressemitteilung lobt Fraktionssprecher und Kreisrat Oliver Brust den von Landrat Florian Töpper (SPD) und Bezirkstagspräsident Stefan Funk (CSU) initiierten überparteilichen Koordinierungskreis. Dieser soll die medizinische Versorgung in der gesamten Region analysieren und bewerten.

Insbesondere von Gesundheitsministerin Judith Gerlach und Ministerpräsident Markus Söder (beide CSU) fordert Brust ein "deutliches Signal und massive politische sowie auch finanzielle Unterstützung aus München", mit dem Ziel den Betrieb und die Arbeitsplätze im Krankenhaus zu sichern.

ÖDP fordert "maximale Anstrengungen der politischen Entscheidungsträger"

Der Kreisverband der Ökologisch-Demokratischen Partei Schweinfurt(ÖDP) plädiert vor diesem Hintergrund dazu "alle Möglichkeiten zu überprüfen, um einen Erhalt des Krankenhauses St. Josef realisieren zu können, wobei auch unkonventionelle Wege nicht von vorneherein ausgeschlossen werden sollten", so Vorstandsmitglied Karlheinz Kalb in einer Pressemitteilung.

Derweil setzen sich immer mehr Menschen für den Erhalt der Klinik ein. Ein Zusammenschluss aus dem Betriebsrat des St. Josef, der Bayernpartei und dem Initiator der laufenden Online-Petition wollen am Samstag von 10 bis 18 Uhr an einem Infostand am Schillerplatz in Schweinfurt über die Situation informieren.

 
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  • Wie lange hält die Erinnerung? Es ist noch nicht lange her, da haben wir alle Beifall geklatscht und waren voller Mitgefühl für diejenigen, die während der Pandemie an vorderster Front gekämpft haben. Ärzte und Krankenschwestern, die zum Teil ihre eigene Gesundheit und die ihrer Familien riskiert haben, um den Patienten zu helfen. Jetzt, kurz nachdem sich der Normalbetrieb wieder eingestellt hat, scheint das alles vergessen zu sein. Ich habe kein Verständnis für jene Politiker, die die vorhandenen Möglichkeiten nicht nutzen und zumindest einen Fortbestand gewähren, bis die Fakten zur Krankenhausreform feststehen. Bei vielen Beteiligten ist Fremdschämen angesagt.
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  • Stefan Fuchs
    Ausgerechnet "Wagenknecht-Theoretiker" kritisieren eine Institution in Schweinfurt die seit 90 Jahren hervorragende Arbeit für Schweinfurt geleistet hat.
    Über die Gewerkschaft will ich erst gar nichts sagen.
    Thema: "Neue Heimat" und "COOP"
    Hilfe, Blinde wollen uns die Farben des Waldes erklären!
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  • Karin Stratmann
    Mir tun die Mitarbeiter leid, die zukünftig die Masse an Patienten mit auffangen müssen, die sonst im St. Josef waren......von wegen mehr Personal dann.....da wird weiter gespart, wo es geht.
    Was soll mit den Palliativpatienten passieren? Irgendwo auf'n Gang eines KkH gestellt oder in ein 3 Bettzimmer zusätzlich an die Wand geschoben? Unser Staat macht es sich einfach, wenn's ums höchste Gut des Menschen geht und ein menschenwürdiges Sterben.
    Zeit wäre es schon lange auf die Straße zu gehen , aber dafür scheint die Zeit immer noch nicht reif zu sein.
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  • Gerald Effertz
    Frau Stratmann, ich stimme ihnen voll und ganz zu.
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  • Margarita Dusel
    ich lach mich kaputt, der SW Stadtrat kritisiert heftig......
    Wer war denn gegen die Übernahme des Josefs? die Stadtbwolltecdoch aus Kostengründen das KKH St. Josef nicht übernehmen.
    jetzt die Schuld auf andere schieben.... Genau mein Ding!
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