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Schweinfurt
Schließung des St. Josef Krankenhauses in Schweinfurt: Unverständnis im Netz und erste Reaktionen der Politik
Die Nachricht über den Verlust des Krankenhauses hat im Internet eine Welle der Entrüstung hervorgerufen. Derweil versucht die Politik das Ausmaß zu begreifen.
Das St. Josef Krankenhaus in Schweinfurt soll Ende des Jahres geschlossen werden. Der Entschluss beschäftigt die Menschen in der Region.
Foto: Anand Anders | Das St. Josef Krankenhaus in Schweinfurt soll Ende des Jahres geschlossen werden. Der Entschluss beschäftigt die Menschen in der Region.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 28.07.2024 02:42 Uhr

Die Nachricht über die Schließung des Krankenhauses St. Josef ruft bei den Menschen in der Region Bestürzung hervor. Zahlreiche Personen äußern in den Sozialen Medien Trauer und Unverständnis über den Vorgang. Auf Facebook etwa spricht eine Nutzerin von einer "Katastrophe für Schweinfurt". Andere wiederum drücken ihr Mitgefühl für die 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus, die ihren Arbeitsplatz zum Ende des Jahres verlieren werden.

Nach einem gescheiterten Übernahmegespräch mit dem Unterfränkischen Bezirkstag wegen hoher wirtschaftlicher Risiken gaben die Klinikbetreiberinnen, die Kongregation der Würzburger Erlöserschwestern, am Dienstagnachmittag überraschend bekannt, das 272-Betten-Haus bis Ende 2024 zu schließen. Der Orden versucht seit zwei Jahren, das Krankenhaus aufgrund der wachsenden wirtschaftlichen Belastung abzustoßen.

Oberbürgermeister Sebastian Remelé: "Eine bittere Nachricht"

"Das ist eine bittere Nachricht für die Stadt Schweinfurt", erklärt Oberbürgermeister Sebastian Remelé in einer Mittelung an die Redaktion. Er gehe davon aus, dass sich die Schließung vor allem auf die Notfallversorgung des Leopoldina- Krankenhauses auswirken werde. "Wir werden aber nun gemeinsam, Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie das Leopoldina-Krankenhaus, alles daransetzen, die Situation zu meistern."

"Wir bedauern diese Entwicklung sehr", erklärt auch der Geschäftsführer des Leopoldina- Krankenhauses, Jürgen Winter. Als Schwerpunktversorger mit weitestgehend deckungsgleichem Spektrum sei das Leopoldina darauf vorbereitet, die Versorgung der Region Main-Rhön in Schweinfurt zu übernehmen. Hierfür müsse das Leopoldina seine Kapazitäten jedoch erweitern. Winter will dafür auch Mitarbeitende aus dem St. Josef übernehmen. Es gehe jetzt darum, das Leopoldina-Krankenhaus zu stärken und gut durch die kommenden Herausforderungen zu bringen. "Ich bin zuversichtlich, dass uns das gut gelingen wird" so Winter.

Politikerinnen und Politiker suchen nach Antworten

"Die Entscheidung der Schwestern des Erlösers, das Krankenhauses St. Josef in Schweinfurt zu schließen, zerreißt uns das Herz", erklären die beiden CSU-Mandatsträgerinnen Anja Weisgerber und Martina Gießübel in einer Mitteilung. Angesichts der finanziellen Unwägbarkeiten durch die Krankenhausreform der Bundesregierung könne man die Entscheidung des Bezirks Unterfranken, das Haus nicht zu übernehmen, nachvollziehen. Um das bundesweite Kliniksterben zu stoppen, sei ein rasches Soforthilfeprogramm der Bundesregierung notwendig, fordern die beiden Abgeordneten.

SPD verteidigt Krankenhausreform der Bundesregierung

Auch der Schweinfurter SPD-Bundestagsabgeordnete Markus Hümpfer äußert sein Bedauern: "Die Auswirkungen auf die gesundheitliche Versorgung unserer Bevölkerung sind immens." Man müsse nun gemeinsam mit allen Akteuren eine Lösung finden, um die medizinische Versorgung zu gewährleisten. "Dafür werde ich mich mit aller Kraft einsetzen", so Hümpfer.

Marietta Eder, Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, und ihre Co-Vorsitzende Kathi Petersen kritisieren, dass parteipolitische Äußerungen, die die Schließung einzig auf die anstehende Krankenhausreform reduzieren, zu kurz greifen würden. "Alle Akteure in der Gesundheitspolitik sind sich einig, dass eine Reform seit Jahren überfällig ist. Jetzt sei diese in der Beratung im Bundestag, aber noch nicht beschlossen", so Eder. Um die Versorgung zu sichern, sei ein Mitwirken aller Beteiligten erforderlich: "Dazu müssen auch Gespräche mit dem Freistaat aufgenommen werden, der für die Krankenhausplanung zuständig ist."

Landkreis Schweinfurt und Bezirk initiieren Koordinierungskreis

"Die Nachricht von der Schließung des St. Josefs-Krankenhauses durch die Kongregation der Schwestern des Erlösers zum Jahresende erschüttert mich ebenso wie die gesamte Region", erklärt Landrat Florian Töpper auf Anfrage der Redaktion. Seine Gedanken seien in dieser schwierigen Situation bei den rund 800 Beschäftigten des Krankenhauses. 

Anzeige für den Anbieter Facebook Beitrag über den Consent-Anbieter verweigert

Als Reaktion auf die Schließung haben Landrat Töpper und Bezirkstagspräsident Stefan Funk noch am Dienstagabend einen überparteilichen Koordinierungskreis initiiert. Dieser solle, so der Landrat weiter, die Versorgungslage für die Menschen in Stadt und Landkreis angesichts der jüngsten Entwicklungen analysieren und bewerten und gegenüber München und Berlin vertreten. "Erste Zusagen liegen dankenswerterweise bereits vor."

Bürger starten Petition zum Erhalt

Derweil haben Bürger eine Petition zum Erhalt des St. Josef im Netz gestartet. "Der Verlust dieses Krankenhauses würde eine schmerzhafte Belastung für unsere Gemeinschaft darstellen, insbesondere für ältere und schwerkranke Menschen, die auf kontinuierliche medizinische Versorgung angewiesen sind", schreibt Initiator Stefan Glöckner. Bis Mittwochnachmittag haben bereits mehr als 20.000 Menschen die Petition unterzeichnet.

 
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  • Gerhard Zwierlein
    Tja, das ist das Grundübel: Gewinne will man mit der Gesundheit und der Krankheitsvorsorge machen. Dass eine alternde Schwesternschaft nicht mehr tragen kann, was nicht einmal Kommune und Staat tragen wollen ist auch verständlich. Kritik sollte hier an ALLE Politiker jeglicher Couleur vom Kreistagsabgeordneten bis hin zum Minister machen. Alle bauen lieber die zehnte Kulturscheune, Kernwegenetze (früher Feldwege), die fünfundreißigste Ortsumgehung im Naturschutzgebiet und was es sonst noch für Investitionen gibt, deren Notwendigkeit man hinterfragen sollte. Aber die eine oder andere Million ins Kreiskrankenhaus stecken, da fehlt das Verständnis und das Interesse, sogar an deren Arbeitsplätzen.
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  • Juergen Mauder
    Wenn man den Remele heute morgen im Radio (Primaton) gehört hat, ist es kein allzu großes Problem für die Notaufnahme des Leopoldinas. Man benötigt nur etwas mehr Personal, welches ja nach der Schließung des Josefs frei wird!
    Aber wo will er die 270 Betten unterbringen, vielleicht im wenig genutzten Parkhaus in der Mainbergerstraße?
    Was soll aus der Palliativ Station werden?
    Vielleicht die Panzerhalle auf dem nicht genutzten Landesgartenschau Gelände?
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  • Rainer Blenk
    Man sollte das ganze Gesundheitssystem mal an der Wurzel packen, brauchen wir hunderte verschiedene Krankenkassen, bei jeder Krankenkasse ein Wasserkopf der mit den Beiträgen der Versicherten bezahlt wird. Bin jetzt knapp 30 Jahre in der privaten Krankenversicherung, hatte dadurch viele Vorteile, mittlerweile über 55 und keine Möglichkeit mehr rauszukommen. Sehe bei jeder Arztrechnung den 1,5-3,5 fachen Verrechnungssatz als bei einem Kassenpatienten. All das könnte man sich sparen, wenn es für das ganze Bundesgebiet, vielleicht noch aufgeteilt in Süd, West, Nord und Ost eine Bundeseinheitliche Krankenkasse geben würde. Natürlich könnte jeder, je nach Einkommen noch zusätzliche private Zusatzleistungen wie jetzt auch schon abschließen, aber unter dem Strich würde das Millionen einsparen, anstatt ständig irgend welche neuen Bürokratiemonster durch die Politik zu beschließen und auf den Weg zu bringen. Der Mensch und dessen Gesundheit sollte an erster Stelle stehen. Rainer Blenk
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  • Michael Lorz
    "aber unter dem Strich würde das Millionen einsparen", schreiben Sie. Und ganz grundsätzlich bin ich da auch vollkommen bei Ihnen.

    Wenn wir aber alle Krankenkassen zusammenlegen kostet auch das, Überraschung, Arbeitsplätze. Der genannte "Wasserkopf" sind Menschen, die dort arbeiten.

    Gleiches gilt im Übrigen auch für den allseits beliebten Slogan "Bürokratie abbauen". Da sind wir ja alle dafür... solange bis es Arbeitsplätze kostet. Denn ein Abbau und eine Vereinfachung des bürokratischen Systems bedeutet am Ende: weniger Menschen werden dort gebraucht. ;-)
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  • Rainer Blenk
    Mit dem Wasserkopf sind nicht die Beschäftigten der einzelnen Krankenkassen gemeint, sondern deren Vorstände und Aufsichtsräte, diejenigen die richtig Geld kosten. Arbeitsplätze würde das aus meiner Sicht gar nicht kosten, da genauso viel Versicherte vorhanden sind und deren Anträge und Wünsche müssten genauso bearbeitet werden, nur der ganze Verwaltungsapparat wäre wesentlich schlanker. Mit Bürokratie abbauen meine ich gewisse Sachen zu dokumentieren, die letztendlich kein Mensch kontrolliert, weil keiner da ist der es überprüft ( Personalmangel ). Egal in welchen Bereich auch immer, könnte ich 10 DIN A4 Seiten zusammenschreiben. Jeder Arbeitnehmer und Selbstständige hätte wieder mehr Zeit für sein Kerngeschäft oder Wissensgebiet, spreche aus Erfahrung nach 30 Jahren Selbständigkeit. Im Krankenhaus genau das gleiche, auf jeder Station müsste eine Schreibkraft sein, nicht der Pfleger oder Pflegerin die für den Patienten da sein sollte, sollte dies tun.
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  • Heike Petzolt
    Oberstes Ziel der Politik sollte eine angemessene medizinische Versorgung der Bevölkerung sein, auch wenn man dafür wirtschaftliche Risiken eingeht. Das muss sich eine der wirtschaftlich führenden Weltnationen leisten können! Wir sind schließlich kein Entwicklungsland.
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  • Norbert Sandmann
    Das die Schließung zu parteipolitischer Hetze durch die beiden Damen der #CSU Anja Weisgerber und Martina Gießübel missbraucht wird, lässt ein schlechtes Bild auf die beiden fallen. Welche Partei hatte über viele Jahre das Sagen und hat rein nichts unternommen? Und das nicht nur im Gesundheitswesen.
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  • Bernhard Jahnel
    Leider steht diesem User die Kommentarfunktion auf mainpost.de nicht zur Verfügung. Deshalb werden wir diesen Kommentar nicht veröffentlichen.
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