Die Nachricht über die Schließung des Krankenhauses St. Josef ruft bei den Menschen in der Region Bestürzung hervor. Zahlreiche Personen äußern in den Sozialen Medien Trauer und Unverständnis über den Vorgang. Auf Facebook etwa spricht eine Nutzerin von einer "Katastrophe für Schweinfurt". Andere wiederum drücken ihr Mitgefühl für die 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus, die ihren Arbeitsplatz zum Ende des Jahres verlieren werden.
Nach einem gescheiterten Übernahmegespräch mit dem Unterfränkischen Bezirkstag wegen hoher wirtschaftlicher Risiken gaben die Klinikbetreiberinnen, die Kongregation der Würzburger Erlöserschwestern, am Dienstagnachmittag überraschend bekannt, das 272-Betten-Haus bis Ende 2024 zu schließen. Der Orden versucht seit zwei Jahren, das Krankenhaus aufgrund der wachsenden wirtschaftlichen Belastung abzustoßen.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé: "Eine bittere Nachricht"
"Das ist eine bittere Nachricht für die Stadt Schweinfurt", erklärt Oberbürgermeister Sebastian Remelé in einer Mittelung an die Redaktion. Er gehe davon aus, dass sich die Schließung vor allem auf die Notfallversorgung des Leopoldina- Krankenhauses auswirken werde. "Wir werden aber nun gemeinsam, Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie das Leopoldina-Krankenhaus, alles daransetzen, die Situation zu meistern."
"Wir bedauern diese Entwicklung sehr", erklärt auch der Geschäftsführer des Leopoldina- Krankenhauses, Jürgen Winter. Als Schwerpunktversorger mit weitestgehend deckungsgleichem Spektrum sei das Leopoldina darauf vorbereitet, die Versorgung der Region Main-Rhön in Schweinfurt zu übernehmen. Hierfür müsse das Leopoldina seine Kapazitäten jedoch erweitern. Winter will dafür auch Mitarbeitende aus dem St. Josef übernehmen. Es gehe jetzt darum, das Leopoldina-Krankenhaus zu stärken und gut durch die kommenden Herausforderungen zu bringen. "Ich bin zuversichtlich, dass uns das gut gelingen wird" so Winter.
Politikerinnen und Politiker suchen nach Antworten
"Die Entscheidung der Schwestern des Erlösers, das Krankenhauses St. Josef in Schweinfurt zu schließen, zerreißt uns das Herz", erklären die beiden CSU-Mandatsträgerinnen Anja Weisgerber und Martina Gießübel in einer Mitteilung. Angesichts der finanziellen Unwägbarkeiten durch die Krankenhausreform der Bundesregierung könne man die Entscheidung des Bezirks Unterfranken, das Haus nicht zu übernehmen, nachvollziehen. Um das bundesweite Kliniksterben zu stoppen, sei ein rasches Soforthilfeprogramm der Bundesregierung notwendig, fordern die beiden Abgeordneten.
SPD verteidigt Krankenhausreform der Bundesregierung
Auch der Schweinfurter SPD-Bundestagsabgeordnete Markus Hümpfer äußert sein Bedauern: "Die Auswirkungen auf die gesundheitliche Versorgung unserer Bevölkerung sind immens." Man müsse nun gemeinsam mit allen Akteuren eine Lösung finden, um die medizinische Versorgung zu gewährleisten. "Dafür werde ich mich mit aller Kraft einsetzen", so Hümpfer.
Marietta Eder, Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, und ihre Co-Vorsitzende Kathi Petersen kritisieren, dass parteipolitische Äußerungen, die die Schließung einzig auf die anstehende Krankenhausreform reduzieren, zu kurz greifen würden. "Alle Akteure in der Gesundheitspolitik sind sich einig, dass eine Reform seit Jahren überfällig ist. Jetzt sei diese in der Beratung im Bundestag, aber noch nicht beschlossen", so Eder. Um die Versorgung zu sichern, sei ein Mitwirken aller Beteiligten erforderlich: "Dazu müssen auch Gespräche mit dem Freistaat aufgenommen werden, der für die Krankenhausplanung zuständig ist."
Landkreis Schweinfurt und Bezirk initiieren Koordinierungskreis
"Die Nachricht von der Schließung des St. Josefs-Krankenhauses durch die Kongregation der Schwestern des Erlösers zum Jahresende erschüttert mich ebenso wie die gesamte Region", erklärt Landrat Florian Töpper auf Anfrage der Redaktion. Seine Gedanken seien in dieser schwierigen Situation bei den rund 800 Beschäftigten des Krankenhauses.
Als Reaktion auf die Schließung haben Landrat Töpper und Bezirkstagspräsident Stefan Funk noch am Dienstagabend einen überparteilichen Koordinierungskreis initiiert. Dieser solle, so der Landrat weiter, die Versorgungslage für die Menschen in Stadt und Landkreis angesichts der jüngsten Entwicklungen analysieren und bewerten und gegenüber München und Berlin vertreten. "Erste Zusagen liegen dankenswerterweise bereits vor."
Bürger starten Petition zum Erhalt
Derweil haben Bürger eine Petition zum Erhalt des St. Josef im Netz gestartet. "Der Verlust dieses Krankenhauses würde eine schmerzhafte Belastung für unsere Gemeinschaft darstellen, insbesondere für ältere und schwerkranke Menschen, die auf kontinuierliche medizinische Versorgung angewiesen sind", schreibt Initiator Stefan Glöckner. Bis Mittwochnachmittag haben bereits mehr als 20.000 Menschen die Petition unterzeichnet.
Aber wo will er die 270 Betten unterbringen, vielleicht im wenig genutzten Parkhaus in der Mainbergerstraße?
Was soll aus der Palliativ Station werden?
Vielleicht die Panzerhalle auf dem nicht genutzten Landesgartenschau Gelände?
Wenn wir aber alle Krankenkassen zusammenlegen kostet auch das, Überraschung, Arbeitsplätze. Der genannte "Wasserkopf" sind Menschen, die dort arbeiten.
Gleiches gilt im Übrigen auch für den allseits beliebten Slogan "Bürokratie abbauen". Da sind wir ja alle dafür... solange bis es Arbeitsplätze kostet. Denn ein Abbau und eine Vereinfachung des bürokratischen Systems bedeutet am Ende: weniger Menschen werden dort gebraucht. ;-)