
Wie hängt eigentlich der Nachname Schmidt mit dem italienischen Ferrari zusammen? Und wie kann es sein, dass Pfister und Beck auf denselben Beruf zurückgehen? Obwohl man ihn beinahe täglich verwendet, wissen nicht alle die Bedeutung und Herkunft des eigenen Familiennamens.
Um dagegen etwas zu unternehmen, erfasst das Forschungsprojekt "Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands (DFD)" der Mainzer Akademie der Wissenschaft und Literatur in Kooperation mit der Technischen Universität Darmstadt und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz etwa 200.000 unterschiedliche Familiennamen in Deutschland. Von 2012 bis voraussichtlich 2035 kümmert sich das Projekt darum, die derzeit in Deutschland vorkommenden Familiennamen lexikografisch zu erfassen und sie nach ihrer Herkunft zu untersuchen.
Die häufigsten Nachnamen in Schweinfurt
Die Entstehung deutscher Familiennamen reicht laut DFD bis ins Mittelalter zurück, wo sie sich zunächst als Beinamen von beispielsweise Berufen, Eigenschaften oder Wohnorten hin zu unseren heutigen Nachnamen entwickelten. Da sich die Verteilung der Nachnamen je nach Region unterscheiden, hat das Schweinfurter Bürgeramt der Redaktion die 25 häufigsten Nachnamen der Stadt Schweinfurt mitgeteilt. Im folgenden Ranking werden sie mitsamt ihrer Bedeutung aufgelistet.
1. Schmidt
590 Menschen – so viele Menschen in Schweinfurt teilen sich denselben Nachnamen. Ob Schmidt, Schmid oder Schmitt, sie alle lassen sich laut DFD auf das mittelhochdeutsche Wort "smit" zurückführen, wobei Schmidt die häufigste Schreibweise ist. "Smit" bezeichnet laut DFD einen Sammelbegriff für Handwerker, die Materialien wie Metall oder Holz bearbeiten. Erst später sei die Berufsbezeichnung auf die reine Eisenschmiede spezifiziert worden. Auch in vielen weiteren Ländern Europas existieren viele Nachnamen, die auf den Beruf des Schmieds zurückgehen, beispielsweise der englische Zuname "Smith" oder "Ferrari" in Italien.
2. Müller

Mit deutlichem Abstand folgt auf Platz zwei der Nachname Müller. 437 Bewohnerinnen und Bewohner von Schweinfurt tragen diesen Familiennamen. Laut der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) ist Müller der häufigste Nachname in ganz Deutschland. Der Name bezeichne den Betreiber oder Pächter einer Mühle. Die Wurzeln dieses Namens reichen laut DFD bis zum lateinischen Wort für Müller, "molinarius", zurück und wurden im Mittelhochdeutschen als "mülner", "müller" oder "muller" weitergeführt.
3. Schneider
263 Menschen in Schweinfurt heißen Schneider. Der Familienname geht laut DFD auf den Beruf des Schneiders, mittelhochdeutsch "snīder", zurück. Ursprünglich sei mit Schneider jeder Handwerker bezeichnet worden, der Material mit einem Schneidewerkzeug bearbeitet habe, wie beispielsweise der Drechsler, Bildschnitzer oder Schnittwarenhändler. Erst später habe sich die Berufsbezeichnung zur heutigen Bedeutung des Kleidermachers herausgebildet.
4. Bauer

205 Bauers gibt es laut Angaben des Bürgeramts in Schweinfurt. Auch hier bezeichnet der Nachname laut DFD wieder einen Beruf. Der Ursprung liege im mittelhochdeutschen Wort "būre" bzw. "būr", übersetzt "Bauer" oder "Dorfbewohner". Anfänglich sei als "būr" ein Mitansässiger in einer ländlichen Siedlung bezeichnet worden. Laut DFD wird angenommen, dass der Familienname in der Stadt meist an Zugezogene vom Land oder an die Bürger vergeben wurde, die zusätzlich zu ihrem Beruf auch in der Landwirtschaft tätig waren.
5. Meier
Ob Meier, Maier, Majer, Mayer oder Meyer – 196 Einwohnerinnen und Einwohner von Schweinfurt teilen sich Varianten dieses alten Nachnamens. Mit Wurzeln, die bis ins Lateinische hineinreichen, war der "Meier" laut DFD im Mittelalter für die Aufsicht über die Bewirtschaftung der Güter eines Grundherrn verantwortlich oder übte niedere Gerichtsbarkeit aus. Laut DFD finden sich auch Wurzeln im Hebräischen. So bedeute der Rufname "meïr" "der Erleuchter" und belege Platz eins der häufigsten Nachnamen bei Menschen mit jüdischem Glauben in Deutschland.
6. Hofmann
175 Mal ist der Nachname Hofmann in Schweinfurt vergeben. Der Name ist eine Schreibvariante von Hoffmann, welche weiter verbreitet ist. Doch bereits früher gab es laut DFD verschiedenste Schreibweisen des Namens, beispielsweise das mittelhochdeutsche Wort "hovemann" oder das mittelniederdeutsche "ho(fe)man". Alle Begriffe würden auf Berufe auf dem Hof zurückgehen. So kann ein "hovemann" zum Beispiel ein auf dem Gehöft wohnender Bauer sein, aber auch ein Diener am Hof eines Fürsten oder der Aufseher über einen Bauernhof.
7. Fischer

170 Schweinfurterinnen und Schweinfurter heißen Fischer. Die Herkunft dieses Nachnamens steckt bereits im Namen selbst: Er bezeichnet nämlich den Beruf des Fischers. Der Name ist auch in ganz Deutschland sehr verbreitet und belegt laut GfdS den vierten Platz im bundesweiten Ranking. Besonders häufig aber kommt er laut einer Karte der DFD in der Region bei Coburg und Bayreuth vor.
8. Weber
Mit 150 Namensträgerinnen und Namenträgern belegt der Zuname Weber den achten Platz im Schweinfurter Ranking. Laut DFD steht Weber für die Berufsbezeichnung eines Menschen, der sich mit dem Weben von Textilien beschäftigt. Erst im 12. Jahrhundert habe sich die Weberei von einer nebenberuflichen Heimarbeit zu einem eigenen Handwerk entwickelt.
9. Wagner
136 Mal ist der Name Wagner in Schweinfurt vergeben. Der Name stammt laut DFD ursprünglich vom mittelhochdeutschen "wagener" ab und bezeichnet den Beruf des Wagenbauers. 1252 taucht der Nachname Wagner nachgewiesen zum ersten Mal in Freiburg im Breisgau auf. Zunächst sei der Name im oberdeutschen Raum, dem gesamten deutschen Sprachraum südlich des Mains, begrenzt gewesen. Mit der Zeit fand der Nachname laut DFD seinen Weg in den Norden und verdrängte dort regionale Varianten wie Weiner, Wehner, Wegener oder Wegner.
10. Pfister

751. Platz deutschlandweit, zehnter Platz in Schweinfurt: Den Nachnamen Pfister tragen in Schweinfurt 117 Menschen. Die Wurzeln des Namens finden sich im mittelhochdeutschen "phister", was laut DFD die Berufsbezeichnung für den Bäcker an oberdeutschen Adelshöfen oder Klöstern beziehungsweise den Feinbäcker bedeutet. Zwar komme der Name bundesweit betrachtet nicht allzu häufig vor, finde aber besondere Verbreitung in den Regionen Franken und im Süden Baden-Württembergs.
11. Wolf
116 Schweinfurterinnen und Schweinfurter heißen Wolf bzw. Wolff. Der Nachname ist laut DFD abgeleitet vom althochdeutschen Rufnamen "wolf". Dieser Rufname sei immer noch Teil von Namen wie Wolfgang oder Wolfram. Das DFD führt zusätzlich eine weitere Herkunft des Nachnamens auf. So habe man mit "wolf" auch einen gierigen, grimmigen oder grausamen Menschen bezeichnet.
12. Braun
Auf Platz 12 liegt in Schweinfurt mit 113 Menschen der Nachname Braun. Nach Angaben des DFD lassen sich für Braun zwei Namensherkünfte finden. Zum einen ließe er sich als Patronym, also als Benennung nach dem Namen des Vaters, von altsächsischen Vornamen wie Bruno, Brunhard oder Brunold zurückführen. Das altsächische Wort, dem die Namen zugrunde lägen, sei "brūn", übersetzt als "braun, glänzend". Zum anderen wurden laut DFD aber auch Menschen mit brauner Haar-, Haut- oder Augenfarbe oder Kleidung der Nachname Braun gegeben.
13. Schäfer

107 Schäfers gibt es in Schweinfurt. Wie der Name schon sagt, bezeichnet Schäfer laut DFD den Beruf einer Person, die Schafe hütet. Doch so idyllisch wie der Beruf vielleicht klingen mag, im Mittelalter galt er nach Angaben des DFD als unehrlich, da der Schäfer neben dem Hüten der Schafe auch die Aufgabe hatte, tote Tiere zu häuten und zu entsorgen.
14. Schulz
Mit 104 Namensträgerinnen und Namensträgern belegt der Familienname Schulz den 14. Platz im Ranking der Stadt Schweinfurt. Auch Schulz findet seine Herkunft in einem Beruf. So bezeichnete laut DFD der mittelhochdeutsche Beruf "schultheiz(ß)e" den Richter beziehungsweise Stadt- oder Dorfvorsteher. Der eigentliche Name Schulz sei durch Verschmelzung der Buchstaben entstanden.
15. Kraus
100 Personen mit dem Nachnamen Kraus verzeichnet die Stadt Schweinfurt. Die Herkunft des Namens findet sich im mittelhochdeutschen "krūs", womit laut DFD eine Person mit lockigem Haar bezeichnet wurde. Das DFD schlägt hier aber auch einen weiteren Ursprung vor. So ließe sich das mittelhochdeutsche "krūse" übersetzen als "Krug". Indirekt könne Kruse also auch als Berufsnamen für einen Töpfer oder Händler von Krügen stehen. Ebenfalls auffällig ist seine Verbreitung, die laut Karten des DFD vor allem an der südlichen Grenze zu Tschechien vorkommt.
16. Ziegler

Ein Platz hinter Kraus liegt mit 97 Menschen der Familienname Ziegler, deutschlandweit belegt er laut DFD Rang 87. Der Name kommt laut DFD vom Mittelhochdeutschen "ziegeler", was den Beruf des Ziegelbrenners bezeichnet. Der "ziegeler" habe damals Ziegel hergestellt, indem er Lehm mit Stroh vermischt und ihn zu Ziegeln geformt habe, die erst an der Luft getrocknet und dann am Feuer gehärtet wurden.
17. Yilmaz
96 Mal verzeichnet das Einwohnermeldeamt den Nachnamen Yilmaz in Schweinfurt. Der türkische Nachname bedeutet übersetzt "der nicht zurückschreckt". Laut DFD erfolgte die Benennung nach Vorbild alter türkischer Rufnamen, die zumeist positive Eigenschaften aus den Bereichen Stärke und Heldentum ausdrücken. Yilmaz ist nach Angaben des DFD der häufigste Nachname sowohl in der Türkei als auch der häufigste türkische Familienname in Deutschland.
18. Endres/Endreß
92 Menschen namens Endres bzw. Endreß leben in Schweinfurt. Endres findet laut DFD seine Wurzeln im Rufnamen Andres, was wiederum eine Form des griechischen Namen Andreas ist und sich bereits im neunten Jahrhundert als Nachname im heutigen deutschen Gebiet nachweisen lässt. Übersetzt bedeute das altgriechische Wort "andreios" so viel wie mannhaft oder tapfer. Erstmals belegt wurde die Variation "Endres" laut DFD im Jahr 1390 in Bamberg. Im Gebiet Mainfranken fänden sich neben Gebieten in Rheinland-Pfalz auch heute noch die meisten Menschen mit diesem alten Namen.
19. Fuchs

Das Schweinfurter Einwohnermeldeamt verzeichnet 91 Menschen mit dem Namen Fuchs. Das DFD kann die Bedeutung des Namens auf zwei Wurzeln zurückführen. So bezeichne man mit dem mittelhochdeutschen Wort "vuhs" den Charakter oder das äußerliche Erscheinungsmerkmal eines schlauen, listigen oder rothaarigen Menschen. Zum anderen kann die Herkunft des Nachnamen Fuchs auch indirekt den Beruf des Jägers oder des Kürschners, der sich um die Verarbeitung von Fuchspelzen kümmerte, meinen.
20. Nguyen
Den Namen Nguyen bzw. Nguyễn tragen in Schweinfurt 90 Menschen. Der Name stammt aus Vietnam, wo er der häufigste Nachname ist. Laut DFD geht der Name auf das Herrschergeschlecht der Nguyen zurück, den Gründer der fürstlichen und später kaiserlichen Dynastie. Da nicht ganz klar ist, was der Ursprung des Namens ist, zählt das DFD zwei mögliche Herkünfte auf: So sei Nguyen entweder die vietnamesische Form des südchinesischen Zunamens Ruǎn, übersetzt "Saiteninstrument" oder er gehe auf das vietnamesische Wort "nguōn" für "Quelle, kleiner Fluss" zurück.
21. Köhler und Walther
In Schweinfurt teilen sich die Nachnamen Köhler und Walt(h)er den 21. Platz mit jeweils 89 Namensträgerinnen und Namensträgern.
Im Mittelhochdeutschen nannte man laut DFD die Person einen "koler", der den Beruf des Köhlers bzw. des Kohlenbrenners ausübte. Denn bevor es die industrielle Förderung von fossiler Braun- und Steinkohle gegeben habe, habe der Köhler die Holzkohle hergestellt, indem er Holz unter Luftausschluss in Gruben schwelen oder verbrennen ließe. Meistens habe er wegen dieser Arbeit in der Nähe von Wäldern gelebt.
Der Ursprung des Nachnamen Walther liegt laut DFD im gleichartigen Rufnamen. Der Vorname Walter setze sich zum einen aus dem althochdeutschen "waltan" für "herrschen" und dem althochdeutschen "heri", übersetzt "Heer", zusammen.
22. Friedrich und Roth

Auch auf dem 22. Platz sind mit jeweils 87 Personen wieder zwei Nachnamen gleichzeitig vertreten.
Zum einen ist es der Nachname Roth, der sich laut DFD vom mittelhochdeutschen Wort "rōt" für "rot" ableitet und einen rothaarigen, im übertragenen Sinne auch einen listigen oder falschen Menschen bezeichnet. Aber auch Menschen, die ursprünglich aus Siedlungen wie beispielsweise Roth bei Nürnberg kämen, seien mit diesem Nachnamen benannt worden.
Der Nachname Friedrich stammt laut DFD als Patronym vom deutschen Rufnamen Friedrich ab. Dieser Vorname setze sich zusammen aus dem althochdeutschen "fridu" für "Frieden" und dem althochdeutschen Wort "rīhhi", was übersetzt "Herrschaft", "Herrscher" oder "Macht" bedeute. Im Mittelalter sei Friedrich deshalb als Rufname für Kaiser und Könige sehr beliebt gewesen.
23. Hartmann
86 Menschen in Schweinfurt tragen den Nachnamen Hartmann. Dieser ist ein Patronym des Vornamens Hartmann, welcher sich laut DFD aus dem althochdeutschen "harti" für "hart" oder "stark" und dem althochdeutschen "man" für "Mann" zusammensetzt. Das Wort "harti" ließe sich auch heute noch, wenn auch etwas abgewandelt, in Vornamen wie Hartwig oder Eberhard finden.
24. Beck
Mit 85 Namensträgerinnen und Namensträgern in Schweinfurt belegt Beck den vorletzten Platz des Rankings. Beck stammt laut DFD zum einen von der mittelhochdeutschen Berufsbezeichnung "becke" für den Bäcker. Zum anderen wurden laut DFD auch die Menschen Beck genannt, die am "beke", also am Bach, lebten.
25. Aydin
Den letzten Platz unseres Rankings der häufigsten Nachnamen in Schweinfurt belegt der türkische Familienname Aydin. 80 Personen in Schweinfurt heißen so. Die Wurzeln des Nachnamens finden sich laut DFD im türkischen Wort "aydın", was übersetzt "hell", "erleuchtet" oder "aufgeklärt" bedeutet. Diese Eigenschaften werden den Trägerinnen und Trägern des Namens gewünscht.
Und für alle, deren Nachname nicht Teil der Top 25 in Schweinfurt ist, geht es hier zum Digitalen Familiennamenwörterbuch Deutschlands.