
Die Spannung ist jedes Mal groß, wenn die Mitglieder des „Kohlenmeiler-Teams Neuwirtshauser Forst“ den Deckel des großen Erdbunkers zum ersten Mal nach dem Anbrennen des Meilers öffnen. „Da liegt doch einiges drin, die Holzkohle ist gut geworden“, sagt Peter Schühler erleichtert beim Blick in die Tiefe.
Der 75-jährige Schwärzelbacher ist einer der Hobby-Köhler, die 2016 den Kohlenmeiler neu ausmauerten und seit 2017 drei bis vier Mal im Jahr Holzkohle herstellen. Vier bis fünf Ster Buchenholz benötigen sie jeweils, um am Ende bis zu 400 Kilogramm Holzkohle abfüllen zu können. Über die Initiative und den Einsatz des Teams freut sich auch Daniel Zippert, Leiter des Forstbetriebs Hammelburg der Bayerischen Staatsforsten.
Zusammenarbeit mit dem Forstbetrieb
„Ich bin froh, dass wir die Truppe haben“, sagt Zippert. Die Zusammenarbeit sei sehr gut, sein Haupt-Ansprechpartner sei Theodor Busch, der früher selbst im Forstamt Hammelburg arbeitete. „Wir stellen das Material, alles andere läuft eigenständig“, berichtet Zippert.
Das gelte für den Kohlenmeiler und viele andere Projekte: Die Rentner hätten schon manche Hütte renoviert, Gedenksteine neu aufgestellt, Quelle im Neuwirtshäuser Forst neu gefasst oder Ruheplätze hergerichtet. „Das würde hier in der Prioritätenliste eher nach hinten wandern“, gibt Zippert zu, dass einige Projekt ohne die Hilfe der Truppe bislang nicht umgesetzt wären.
Sippachsquelle soll neu gefasst werden
Auch für diese Jahr haben sich die Rentner aus Schwärzelbach und Neuwirtshaus bereits einige Projekte vorgenommen: Unter anderem sei die Dachrinne am Jägervereinshaus im Staatswald verstopft. Zudem wollen sie die Quelle der Sippach neu fassen.
Der Bach entspringt östlich von Neuwirtshaus im Wald, fließt durch Schwärzelbach und mündet erst in den Feuerbach und schließlich in die Schondra. „Die Sippachsquelle ist komplett zugewuchert“, berichtet Peter Schühler. Zudem verpflegen die Rentner jedes Jahr die Teilnehmer der Drückjagden.
Hauptstützpunkt der Gruppe ist jedoch der Kohlenmeiler im Neuwirtshauser Forst. Drei Mal haben sie den Kohlenmeiler in diesem Jahr befüllt. Freitagmittag gegen 11.30 Uhr wird er angezündet. Ab dann muss der Meiler rund um die Uhr betreut werden: „Wir machen die Kamine nacheinander auf und wieder zu“, sagt Peter Schühler, und: „Es darf auf keinen Fall eine Flamme rauskommen, sonst brennt das Holz und wir haben keine Kohle.“
Prozess dauert rund 50 Stunden
Nach rund 50 Stunden, also am frühen Sonntagabend wird dann alles verschlossen. „Wenn der Rauch weniger wird und ins Bläuliche geht, ist er fertig.“
Bis zu 800 Grad warm kann es im Innern des Kohlenmeilers werden. Erst nach neun Tagen wird der Meiler wieder geöffnet. Hinter der seitlichen Metalltür ist eine dicke Wand aus Sand angehäuft, außen verschließen Holzbohlen den Meiler. Die vier Kamine auf dem Meiler sind mit Dichtungen verschlossen, der Deckel wird ebenfalls mit Sand verfüllt.
Der Kohlenmeiler im Neuwirtshauser Forst wurde im Jahr 1940 gemauert, bis 1952 wurde dort Holzkohle unter anderem für Holzvergaser-Fahrzeuge und zum Heizen hergestellt. Dann wurde der aufwendige Prozess unwirtschaftlich, weil Steinkohle, Öl und Gas günstig zur Verfügung standen.
Einweisung durch einen Köhlermeister
Für die Restaurierung des Kohlenmeilers und als Hilfestellung für das erste Anzünden holte sich das Kohlenmeiler-Team 2016 Hilfe von Köhlermeister Robert Hepp aus dem Marktheidenfelder Stadtteil Glasofen. Er habe ihnen viele Tipps gegeben, mittlerweile sind die insgesamt 19 Helfer aber selbst erfahrene Hobby-Köhler. Jeder Handgriff sitzt.
Tagsüber bleibt mindestens einer beim schwelenden Kohlenmeiler, nachts mindestens zwei, damit einer Hilfe holen kann, wenn zum Beispiel ein Unfall passiert. Als Stützpunkt haben sich die Rentner mittlerweile auch die alte Köhlerhütte hergerichtet. Der Kohlenmeiler werde immer nur in Absprache mit den Jagdpächtern angezündet.
Die Holzkohle aus dem benachbarten Wald ist begehrt, die Säcke sind immer schon verkauft, bevor sie befüllt sind. Der Erlös kommt einem guten Zweck zu, etwa dem örtlichen Kindergarten oder der Pfarrgemeinde . „Mit der Holzkohle finanzieren wir das Öl, mit dem die Kirche im Winter beheizt werden kann“, erzählt Peter Schühler lachend.
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