
Auf zwei Laufbändern rauschen die runden Teigrohlinge vorbei, bevor sie flachgepresst in den Ofen verschwinden. Acht Sekunden Hitze mit 250 Grad reichen aus, dass sie sich mächtig aufblähen und hellbraun gebacken sind. Danach drückt sie eine Maschine zusammen und verpackt die tellergroßen Weizenbrote in Fünfer-Packs. Fertig sind die arabischen Fladenbrote aus Schweinfurt.
Hersteller ist die Bäckerei Albaraka, die sich auf die industrielle Produktion dieser Backwaren spezialisiert hat. Obwohl erst 2018 gegründet, reichen die Kapazitäten und Firmenräume des im Gewerbegebiet Hafen beheimateten Unternehmens längst nicht mehr aus.

Kein leichter Start nach der Flucht aus dem Heimatland
Firmengründer Abdulrazak Alhassan Alibrahim hat deshalb monatelang nach einer zusätzlichen Produktionsstätte Ausschau gehalten. Jetzt wurde er endlich fündig: in Oberschwarzach im Steigerwald.
Im ehemaligen Edeka-Einkaufsmarkt, der im März 2023 seine Türen schloss, sollen demnächst über eine Million Fladenbrote jährlich hergestellt werden. Lange war fraglich, wie es mit der leerstehenden Immobilie weitergeht. Ein angedachter Dorfladen ließ sich zumindest dort nicht realisieren.
Es ist eine beeindruckende Geschichte, die hinter der Bäckerei steht. Der studierte Ingenieur stammt aus Deir ez-Zor, einer Stadt im Osten Syriens. Im Oktober 2015 flüchtete er vor dem Bürgerkrieg in seinem Heimatland, zusammen mit seiner Frau Nada Alhay Kheder, einer Biologie-Lehrerin, und den damals kleinen Söhnen Mohamad und Ahmad.
Nach drei Monaten Flucht durch sieben Ländern erreichten sie Passau. Kurze Zeit später kamen sie in der Aufnahmeeinrichtung in Schweinfurt unter. Schnell lernten sie Deutsch und fanden eine Wohnung in Schonungen, wo sie auch heute noch leben.

Vor zwei Jahren kam ihre Tochter Misk in der neuen Heimat zur Welt. "Der Anfang war schwierig", berichtet der Albaraka-Gründer. Ihre Abschlüsse wurden nicht anerkannt. So machte er sich auf die Suche nach einem neuen Job.
Bis zu jener Zeit hatte Abdulrazak Alhassan Alibrahim keinerlei Berührungspunkte zur Bäckerbranche. Aber ihn störte die Qualität des arabischen Fladenbrots, das flacher als das türkische ist. Und nicht vor Ort hergestellt wurde. "In Schweinfurt gab es keine arabische Bäckerei."
Ein Ingenieur, der zum Bäcker wurde
Daraufhin traf er gemeinsam mit seiner Frau die Entscheidung: "Wir machen es." Der Flüchtling absolvierte ein Praktikum in einer Bäckerei, machte sich mit dem Know-how vertraut und büffelte monatelang für die Meisterprüfung bei der IHK, die er schließlich erfolgreich ablegte.
Die erste Etappe war damit geschafft. Fehlten noch geeignete Firmenräume. Die fanden sie in der ehemaligen Metzgerei-Produktionshalle von Georg Wiederer in Schweinfurt. Hier baute das Paar seinen Betrieb auf. Anstrengend sei diese Zeit gewesen, sagt die Ehefrau. Vor allem die Bürokratie rund um die Gewerbeanmeldung verlangte ihnen einiges ab.
Für beide war aber von Anfang an klar: Sie wollten nicht warten, sondern aktiv werden. "Ohne Arbeit bedeutet für uns kein Leben", sagt sie. Dabei erfuhren sie vielfach Unterstützung, ausdrücklich erwähnen sie ihren Schweinfurter Vermieter. Und weil sie Glück im Unglück hatten, haben sie das dementsprechende arabische Wort als Firmenname gewählt: Albaraka.
Dutzende Kunden aus dem süddeutschen Raum
Längst ist die Spezialität nicht mehr nur bei türkischen und arabischen Händlern erhältlich, sondern auch in vielen Supermärkten und Discountern. So wurde die Produktion ausgeweitet. Heute, nach mehr als fünf Jahren, stellt die syrische Bäckerei rund 40.000 Fladenbrote im Monat her.

Weitere von Albaraka produzierte Backwaren sind das länglich geformte Tanour-Brot, das Sesam-Brot Samon und Vollkornbrote. Das Mehl für alle Brote kommt aus der Region: Die Bäckerei bezieht es von der Schweinfurter Cramer-Mühle und der Schlossmühle in Untereuerheim.
Die Produktpalette umfasst außerdem Süßwaren, darunter die Blätterteigsüßspeise Baklava und die orientalischen Butterkekse Betifur. Dutzende Kunden im gesamten süddeutschen Raum beliefert die Bäckerei regelmäßig von Schweinfurt aus. Dazu zählen deutsche, türkische, arabische, albanische und afghanische Einkaufsmärkte, Händler und Gastronomen im Umkreis von rund 300 Kilometern.
Einen eigenen Verkauf bietet Albaraka nicht. In Schweinfurt sind die Fladenbrote unter anderem im Einkaufsmarkt Höchner am Bergl und in mehreren arabischen Märkten rund um den Roßmarkt und in der Luitpoldstraße erhältlich.
Aufgrund des wachsenden Bedarfs ist die Produktion längst an ihre Grenzen gestoßen. Die zweite Produktionsstätte wird nun südlich von Gerolzhofen, in der Gemeinde Oberschwarzach, entstehen. Bis April werden die Handwerker die angemieteten, fast 600 Quadratmeter großen Räume herrichten, voraussichtlich ab Mai wird der Betrieb am neuen Standort aufgenommen.
Produktionskapazitäten verdoppeln sich in Oberschwarzach
Während am derzeitigen Firmenstandort bislang nur eine halbautomatische Maschine zur Verfügung steht, werden die Fladenbrote in Oberschwarzach künftig auf zwei moderneren Produktionslinien und zudem vollautomatisch hergestellt. Drei bis fünf Arbeitsplätze sind für die Überwachung der Produktion nötig, mehr nicht. Alhassan Alibrahim setzt dabei auf seine erfahrenen Mitarbeitenden. In Schweinfurt wird zwar weiterhin produziert, aber nur andere Back- sowie Süßwaren. Zwei bis drei neue Kräfte könnten hier hinzukommen.

Einen großartigen Lieferverkehr wird es nach Auskunft des Firmeninhabers nicht geben: Die Waren werden mit drei Sprinterfahrzeugen an die Kunden ausgeliefert, in der Regel dreimal pro Woche. Große Lastwagen besitzt die Bäckerei nicht.
Abdulrazak Alhassan Alibrahim ist erleichtert, dass er sein Unternehmen erweitern kann. Wenn er auf die noch junge Firmengeschichte zurückblickt, ist er mehr als zufrieden. Dabei erinnert er sich auch an kritische Stimme aus der Anfangszeit: Manche Kunden hätten ihm maximal drei bis sechs Monate gegeben, bis sein Betrieb wieder vom Markt verschwindet. "Und jetzt sind es fast schon sechs Jahre. Das macht mich richtig stolz."
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Wie Ihnen trotz anfänglich fehlender Fachkenntnisse dieses Meisterstück gelungen ist nötigt mir vollen Respekt ab.
Mit Ihrem offensichtlich vorhandenem Talent traue ich Ihnen jetzt auch noch die geforderten Anerkennungsprüfungen für Ihr in Syrien abgeschlossenes Studium zu, Ingenieuere werden immer mehr gebraucht.
Shukran für Ihr Engagement.....