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Schweinfurt
SKF sieht Zukunft positiv: Millionen für den Standort Schweinfurt
Bis 2030 will der schwedische Wälzlagerkonzern den Umsatz verdoppeln und klimaneutral arbeiten. Warum der deutsche SKF-Chef Martin Johannsmann große Chancen für Schweinfurt sieht.
Für den Standort Schweinfurt von SKF wurden durch den schwedischen Wälzlagerhersteller auch für die kommenden Jahre hohe Investitionen angekündigt.
Foto: Johannes Kiefer | Für den Standort Schweinfurt von SKF wurden durch den schwedischen Wälzlagerhersteller auch für die kommenden Jahre hohe Investitionen angekündigt.
Karl-Heinz Körblein
Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:47 Uhr

SKF will den Umsatz bis 2030 verdoppeln und dabei klimaneutral arbeiten. Ein ehrgeiziges Ziel, zu dem der größte Produktionsstandort Schweinfurt mit seinen gut 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen wichtigen Beitrag leisten wird. Davon ist Martin Johannsmann, der seit fünf Jahren den deutschen Teilkonzern leitet, überzeugt.

Der 58-Jährige strahlt beim Gespräch im zwölften Stock des vor wenigen Jahren für zehn Millionen Euro modernisierten Verwaltungshochhauses in der Gunnar-Wester-Straße Zuversicht aus. Mit dem letzten Geschäftsjahr ist er trotz der Herausforderungen der Pandemie sowie gestiegenen Kosten für Energie und Material zufrieden. "Wir haben uns trotz aller Probleme in den Lieferketten und durch die Corona-Pandemie recht gut geschlagen."

Anfang Februar hat der Konzern in Göteborg ein Wachstum von gut vier Prozent auf rund 7,7 Milliarden Euro und eine Steigerung der Marge von 9,4 auf 13,2 Prozent gemeldet. In dieser Größenordnung habe sich auch das Geschäft in Deutschland bewegt. Details nennt SKF für seine einzelnen Bereiche seit einigen Jahren nicht mehr.

Der SKF-Deutschlandchef Martin Johannsmann mit Konzernchef Rickard Gustafson (links) beim Besuch in Schweinfurt 2021.
Foto: SKF | Der SKF-Deutschlandchef Martin Johannsmann mit Konzernchef Rickard Gustafson (links) beim Besuch in Schweinfurt 2021.
„Wir müssen investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“
Martin Johannsmann, SKF-Deutschlandchef.

Interessanter dürften jedoch andere Aussagen Johannsmanns sein. Nach Jahren, in denen der Standort Schweinfurt "unterinvestiert" gewesen sei, habe es inzwischen eine Wende gegeben. In den letzten fünf Jahren wurden im Schnitt 20 bis 30 Millionen Euro in den Standort investiert. Und die Chancen diese Investitionen fortzusetzen sind gut. Der neue Konzernchef Rickard Gustafson hat das bei seinem Besuch in Schweinfurt angekündigt. "Wir müssen investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben", umreißt der Chef des deutschen Teilkonzerns, auch mit Blick auf die hohe Kostenstruktur am Standort Schweinfurt, die Herausforderung.

Auch künftig werde es gemäß der SKF-Direktive "region for region" die Abwanderung von Produktion in billigere Länder geben. Nach China werde deutlich weniger exportiert werden. Dafür bemühe sich das Unternehmen jedoch um Neugeschäft, das sich auch aus dem Kampf gegen den Klimawandel heraus generiere.

Energiewende und Klimaschutz große Chancen für SKF

Johannsmann nennt drei Bereiche. Im Rahmen der CO2 neutralen Energiewende werden auch in Zukunft viele Windkraftanlagen installiert werden. Im Rahmen der Verkehrsinfrastruktur kommt dem Geschäftsbereich der Eisenbahnen eine noch größere Rolle zu, und bei der Wasserstofftechnologie werden Kompressoren benötigt, die in bestimmten Anwendungs- und Größenklassen mit reibungsfreien Magnetlagern ausgerüstet sind. Windkraft und Eisenbahnen spielen heute schon bei SKF Schweinfurt eine große Rolle.

Für die deutsche SKF bleibe die Energiewende das zentrale Thema. Das gelte nicht allein für die Windkraft. Ein "Riesenprojekt" seien auch die Gezeitenkraftwerke. Dafür könne SKF nicht nur Lager anbieten. Abdichtungen gegen den Einfluss von Seewasser und Schmiersysteme gehörten zum Portfolio des Unternehmens.

SKF Schweinfurt ist weiter auf der Suche nach neuen Mitarbeitenden

Ein Wachstumssegment sei auch das Condition-Monitoring, die Fernüberwachung von Anlagen, um Störfälle rechtzeitig zu erkennen und möglichst zu verhindern. Aus der Windkraft verfügt SKF dabei über große Erfahrungen. Auf die Frage, ob man dieses nicht in computertechnisch hoch entwickelte Billiglohnländer auslagern könnte, antwortet Johannsmann selbstbewusst. Das Wissen vieler Kolleginnen und Kollegen, der Wälzlagerspezialisten auch in Schweinfurt, sei entscheidend: "Es zählt das Know-how einer Organisation, das geht in Billiglohnländern nicht."

Noch eine gute Nachricht. SKF stellt in Schweinfurt weiter ein. Vor allem Arbeitskräfte in der Produktion. Mancher, der bislang befristet auf der Personalliste stand und sich bewährt hat, wurde bereits übernommen nach der letzten Offensive in dieser Richtung. Und auch für Schülerinnen und Schüler sowie für Studierende gibt es heuer wieder Angebote: Ferienjobs.

Natürlich ist auch der Krieg Russlands gegen die Ukraine derzeit ein großes Thema für SKF in Schweinfurt. Erst vor wenigen Tagen gab es ein Friedenszeichen der Belegschaft, als 30 Minuten die Arbeit ruhte. "Wir sind in ganz, ganz großer Sorge um unsere Kolleginnen und Kollegen in Lutsk", sagte Martin Johannsmann. Mit den über 1000 Kolleginnen und Kollegen dort besteht eine enge Verbundenheit, da das Werk zum Fertigungscluster für Kegelrollen- und Zylinderrollenlager unter der Leitung des SKF-Deutschlandchefs gehört.

Martin Johannsmann hat Maschinenbau studiert und ein duales Studium der Betriebswirtschaft absolviert. Vor SKF war er zwölf Jahre für die Geschäfte der Blohm & Voss Industries (heute SKF Marine) verantwortlich. In Schweinfurt trat er vor fünf Jahren die Nachfolge von Manfred Neubert an.

 
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