Es war beeindruckend und bedrückend zugleich: Die gesamte Belegschaft von SKF in Schweinfurt ließ am Dienstag, um 10 Uhr, für 30 Minuten die Arbeit ruhen. An allen drei Werken gingen die Beschäftigten auf die Straße, um ein Friedenszeichen aus Schweinfurt an die Kolleginnen und Kollegen im Schwesterwerk in Lutsk in der nordwestlichen Ukraine zu senden. Sogar aus dem Home-Office waren SKFler zu den Werktoren gekommen, um ihre Solidarität zu bekunden. An die 3000 Menschen standen auf der Straße, teilweise mit Papierausdrucken in den blau-gelben Nationalfarben der Ukraine in der Hand.
"Wir sind in ganz, ganz großer Sorge um unsere Kolleginnen und Kollegen in Lutsk", sagte Martin Johannsmann, der Vorsitzende der Geschäftsführung der deutschen SKF GmbH. Mit den über 1000 Kolleginnen und Kollegen im ukrainischen Lutsk besteht eine enge Verbundenheit. Das dortige Werk gehört zum Fertigungscluster für Kegelrollen- und Zylinderrollenlager unter der Leitung des SKF-Deutschlandchefs. "Es bedeutet den Kollegen dort sehr viel, dass wir hinter ihnen stehen, dass wir sie unterstützen, dass wir für sie beten."
Aktion von Geschäftsführung und Betriebsrat
Das Friedenszeichen aus Schweinfurt war eine gemeinsame Aktion von Geschäftsführung und Betriebsrat während der laufenden Arbeitszeit. Gemeinsam verlasen dann auch SKF-Deutschlandchef Johannsmann und der Betriebsratsvorsitzende Norbert Völkl am Haupteingang zum Schweinfurter Werk 2 eine Erklärung, in der sie die "tiefe Bestürzung" über die Ereignisse in der Ukraine zum Ausdruck brachten. "Unsere Gedanken sind bei allen Menschen, die von den russischen Angriffen betroffen sind."
Hautnah erleben diese Angriffe gerade die Kolleginnen in der SKF-Verkaufsniederlassung in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, die sich unter Beschuss befindet. "Wir wünschen ihnen die Kraft, die psychische Belastung der dauerhaften Gefahrensituation zu ertragen und hoffen inständig, dass sie in Sicherheit sind", sagte Johannsmann.
Betriebsratsvorsitzender Norbert Völkl bedankte sich bei der Belegschaft für die große Solidaritätsbekundung, mit der "gemeinsam ein Signal gegen Krieg und für Frieden" gesendet werde. An allen SKF-Standorten weltweit gebe es Solidaritätsbekundungen. Gerade jetzt in schwierigen Zeiten verstehe man sich als eine weltumspannende SKF-Familie. "Alle fühlen mit."
"Wozu sind Kriege da?"
Nach dem Verlesen der gemeinsamen Erklärung "für Frieden und ein Ende der Kampfhandlungen auf ukrainischem Boden" gab es eine Schweigeminute. Unter die Haut ging danach die Einspielung von Udo Lindenbergs Song "Wozu sind Kriege da?", das er 1981 in Zeiten des Kalten Krieges im Duett mit dem zehnjährigen Pascal Kravetz aufgenommen hat. Der Liedtext fragt aus der Perspektive eines Kindes nach der Notwendigkeit von Kriegen.
Geschäftsführer Johannsmann hat sich am Dienstag auch in einem Podcast an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von SKF in Schweinfurt gewandt und über die Lage der Belegschaft im Schwesterwerk in Lutsk informiert. Er spricht darin mit dem dortigen Geschäftsführer Bogdan Volchok, der die Situation im ganzen Land als "sehr kritisch" bezeichnet und sich für die Solidarität der SKF-Familie bedankt.
Es geht aber nicht nur um Solidarität und Mitgefühl, SKF will auch Hilfe und Unterstützung für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine organisieren. Es laufen bereits Maßnahmen, die von den SKF-Werken in Polen und Warschau koordiniert werden. Eine übergeordnete Hilfsorganisation ist laut Johannsmann gerade im Aufbau. Die Hilfsbereitschaft sei groß. Die Geschäftsleitung würden viele Hilfsangebote erreichen.