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SCHWEINFURT
Sanierung: Zehn Millionen fürs SKF-Hochhaus
Zehn Millionen Euro steckt die SKF in die energetische Sanierung und die Modernisierung des Brandschutzes in ihrem Verwaltungsgebäude am Main.
Oben: An der Stirnseite werden die Träger für den Bügel angebracht.Unten: Der Kran in eingefahrenem Zustand.
Foto: Josef Lamber | Oben: An der Stirnseite werden die Träger für den Bügel angebracht.Unten: Der Kran in eingefahrenem Zustand.
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 11.12.2019 15:22 Uhr

Das SKF-Verwaltungsgebäude am Main ist 52 Jahre alt, und das sieht man auch. Das Wahrzeichen der Industriestadt Schweinfurt hat Patina angesetzt. Bis September bekommt es deshalb eine komplett neue Fassade und ein neues Heiz- und Lüftungssystem. Wobei beide Elemente zum selben Projekt gehören: 15 Millionen D-Mark hat der zwischen Juli 1960 und April 1962 errichtete Bau einst gekostet, zehn Millionen Euro steckt SKF nun in seine energetische Sanierung und die Modernisierung des Brandschutzes. Das Verwaltungsgebäude, intern „das Hochhaus“ oder „Bau 150“ genannt, ist 51 Meter hoch, 78 Meter lang und 14 Meter breit und damit markantestes Gebäude der Stadt – besonders nachts weithin sichtbar dank des riesigen leuchtenden SKF-Logos.

Die berühmte blaue Leuchtschrift – damals inspiriert übrigens vom UNO-Gebäude in New York, dessen Fenster in der Weihnachtszeit einen riesigen Weihnachtsbaum darstellten – wird erhalten bleiben. Besser noch: Heute bilden 206 blaue Lampen das Logo, nach der Sanierung werden es doppelt so viele sein. Denn derzeit werden immer nur die Rollos (die die Angestellten mit Fensterplatz jeden Abend herunterlassen) der Fenster angeleuchtet, das Auge übersieht sozusagen die dunklen Streifen der unbeleuchten Brüstungen dazwischen. Künftig werden auch diese Brüstungen beleuchtet – mit modernen, energiesparenden LED-Lampen, versteht sich.

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Im September 2013 haben die Arbeiten begonnen, und im September 2014 sollen sie weitestgehend abgeschlossen sein. Angesichts des Umfangs des Vorhabens ein ehrgeiziges Ziel. „Das ist schon knackig“, sagt Armin Schaab, Leiter der Bau- und Fabrikplanung bei SKF. Abgesehen von der mächtigen Form und der Leuchtschrift wird in der neuen Gestaltung – entworfen vom Hamburger Büro nps tchoban voss – nichts mehr an das alte Hochhaus erinnern: Die 10 000 Quadratmeter großen Fensterfronten werden dank sogenannter Prallscheiben, beinahe glatt wirken. Diese Prallscheiben bilden die äußere Schale, dahinter liegen neue, dreifach verglaste Fenster (die weiterhin geöffnet werden können) und neue Brüstungen.

Eingefasst werden diese beiden dunklen Flächen von einem hellen Bügel, der wie eine Klammer auf dem Hochhaus sitzt. Dieser Tage sind dafür die Stahlträger an den Seiten des Gebäudes angebracht worden. Der Bügel, dem eine Verkleidung aus einer Art Blechgewebe eine fast textile Anmutung geben wird, ist die Einhausung für das neue Lüftungssystem: Auf dem Dach sitzt das zentrale Lüftungsgerät, das Frischluft ins und verbrauchte Luft aus dem Haus befördert. Die Rohre dafür führen über die Stirnseiten in jedes Stockwerk.

Neben der zentralen Lüftung wird es in den Brüstungen neue Heiz- und Kühlgeräte geben, die individuell einstellbar sind. Eine intelligente Steuerung der Jalousien soll optimale Nutzung des Tageslichts ohne Blendung gewährleisten. Der angestrebte Effekt: keine Kälte- und Wärmebrücken mehr, kein Schwitzwasser und damit keine Schimmelbildung. Kurzum: gesundes Raumklima auf den rund 14 000 Quadratmetern Bürofläche verteilt auf 14 Stockwerke.

Derzeit ist das Raumklima eher nicht optimal, sagt Klara Weigand, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: „Auf der Südseite wird es bei Sonnenschein sehr schnell sehr warm, und auf der Nordseite frieren sie sogar im Sommer.“

Noch ist das SKF-Hochhaus nur an den Stirnseiten eingerüstet, links und recht gibt es je einen großen Lastenaufzug. Im Laufe der Arbeiten wird das Gebäude komplett hinter einem Gerüst plus Netz verschwinden. Dass dieses Netz quasi SKF-blau sein wird, ist zwar Zufall, für Projektleiter Armin Schaab aber umso erfreulicher.

Das Projekt begann mit einigen Prüfungen: Es musste geklärt werden, ob die Gestaltung des Baus, entworfen vom Architekten A. Kubitza aus Kettwig an der Ruhr, urheberrechtlich geschützt ist (ist sie nicht), ob Statik und Rohbausubstanz in Ordnung sind (sind sie) und wie aufwändig die Ertüchtigung des Brandschutzes werden würde. Ergebnis in letztem Punkt: Da der Bestandsschutz fortbesteht, kann der Brandschutz im Wesentlichen so erhalten bleiben, er muss allerdings modernisiert werden, etwa mit neuen Brandmeldern.

Die Arbeiten finden bei laufendem Betrieb der Verwaltung statt. Gewisse Störungen für die etwa 600 hier eingesetzten Mitarbeiter werden sich zwar nicht verhindern lassen, sagt Armin Schaab, sie sollen aber möglichst gering bleiben. So werden Fenster und Brüstungen von außen ausgetauscht, und das möglichst zügig: Nur ein bis zwei Tage für alle Fenster eines halben Stockwerks will man brauchen. Außerdem mussten die Firmen sich verpflichten, besonders störende Arbeiten wie Bohrungen nur morgens von 5 bis 8 Uhr, nach 17 Uhr und an Wochenenden zu erledigen.

Für den Einbau der dezentralen Heiz- und Kühlgeräte innen werden Staubschutzwände eingezogen. Die betroffenen Mitarbeiter bekommen, so der Platz nicht reicht, um mit dem Schreibtisch ein paar Meter auszuweichen, während dieser Zeit die Möglichkeit, in Besprechungszimmern, in der Kantine oder zu Hause zu arbeiten.

Auf der Bautafel vor dem Haupteingang ist auf einer großen Computergrafik zu sehen, wie das SKF-Hochhaus aussehen wird. Und wer ganz genau wissen will, wie die neue Fassade zusammengesetzt ist, für den ist gleich nebendran ein Muster aus Fenster und Brüstung aufgebaut.

Ein Kran mit langem Arm: Gut 50 Meter hoch muss das Gerät die Lasten am SKF-Hochhaus heben. Im Hintergrund einer der beiden Lastenaufzüge.
Foto: Fotos (3): Josef Lamber | Ein Kran mit langem Arm: Gut 50 Meter hoch muss das Gerät die Lasten am SKF-Hochhaus heben. Im Hintergrund einer der beiden Lastenaufzüge.
Sanierung: Zehn Millionen fürs SKF-Hochhaus
Ist-Zustand: Das Hochhaus 2009. Die dunklen Streifen im Logo werden verschwinden.
Foto: Laszlo RUppert | Ist-Zustand: Das Hochhaus 2009. Die dunklen Streifen im Logo werden verschwinden.
Fassaden-Muster: Verkleidung des Bügels (links) und Fensterelement.
| Fassaden-Muster: Verkleidung des Bügels (links) und Fensterelement.
So wird's: Computer-Grafik des Projekts. Die Fassade ist glatt, der helle Bügel enthält die Klimatechnik.
Foto: SKF | So wird's: Computer-Grafik des Projekts. Die Fassade ist glatt, der helle Bügel enthält die Klimatechnik.
 
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