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Willmars/Schweinfurt
Sexualisierte Gewalt im Kinderheim Willmars in der Rhön: Schweinfurter Staatsanwaltschaft prüft jetzt Vorwürfe
Vor Monaten schon machten ehemalige Heimkinder ihre leidvollen Erfahrungen im Nicolhaus öffentlich. Nun läuft ein Vorermittlungsverfahren der Justiz. Was Betroffene sagen.
Die Staatsanwaltschaft Schweinfurt hat Vorermittlungen zu den Vorwürfen über sexualisierte Gewalt im Kinderheim Nicolhaus in Willmars (Lkr. Rhön-Grabfeld) begonnen.
Foto: Getty, Diakonieverein Willmars, D.Biscan | Die Staatsanwaltschaft Schweinfurt hat Vorermittlungen zu den Vorwürfen über sexualisierte Gewalt im Kinderheim Nicolhaus in Willmars (Lkr. Rhön-Grabfeld) begonnen.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 23.02.2025 02:28 Uhr

Der Missbrauch im Kinderheim Nicolhaus in Willmars in der Rhön beschäftigt nun auch die Justiz. Wie Markus Küstner, Sprecher der Schweinfurter Staatsanwaltschaft, mitteilt, wird derzeit ein Vorermittlungsverfahren geführt. "Gegenstand sind Vorwürfe sexualisierter Gewalt", sagt Küstner auf Nachfrage. 

Bislang seien der Staatsanwaltschaft zwei Geschädigte bekannt gewesen, erklärt der Oberstaatsanwalt und ständige Vertreter des Leitenden Oberstaatsanwalts. Derzeit werde ermittelt, ob es weitere Betroffene gibt.

Betroffene von Landeskirche über Verfahren informiert

Bekannt als Opfer sind seit längerem Hermann Ammon und Klaus Spyra. Die beiden früheren Heimkinder sagen, sie seien bereits in einem Schreiben der evangelischen Landeskirche über das Vorermittlungsverfahren informiert worden. Darin heißt es laut Ammon und Spyra, es sei aufgrund der medialen Berichterstattung eingeleitet worden.

Klaus Spyra hatte vor zehn Jahren die evangelische Kirche in Bayern über seinen Missbrauch durch einen Diakon in Kenntnis gesetzt. Der Diakon war von 1969 bis 1971 Heimleiter des Nicolhauses gewesen, 2022 hatte der Bayerische Rundfunk (BR) zuerst über seinen Fall berichtet.

Im April 2024 beschuldigten Ammon und auch Spyra dann im Gespräch mit dieser Redaktion nicht nur den Diakon, sondern erstmals auch den früheren, inzwischen verstorbenen Ortspfarrer aus Willmars des schweren sexuellen Missbrauchs sowie massiver körperlicher und psychischer Gewalt. Der Pfarrer hatte zeitweise die Heimaufsicht inne. Ammon und Spyra zufolge erhebt auch ein dritter Betroffener, der anonym bleiben möchte, Vorwürfe gegen Diakon und Pfarrer.

Im November 2024 meldeten sich zwei Frauen. Auch sie schilderten dieser Redaktion ihre leidvollen Erfahrungen im Kinderheim in den 1960er Jahren. Grund für ihren Schritt an die Öffentlichkeit war, dass Gerhard Schätzlein, der frühere Dorfschullehrer und Bürgermeister von Willmars, Ammon und Spyra der Lüge bezichtigte.

Bislang Vorwürfe von sechs Betroffenen bekannt 

Im Januar wurde nun bekannt, dass es weitere Betroffene gibt - und neue Vorwürfe gegen weitere Personen. So beschuldigt eine Frau eine Person aus dem Umfeld des Kinderheims der Vergewaltigung, als sie 14 Jahre alt gewesen sei. Somit haben bislang sechs betroffene Männer und Frauen schwere Vorwürfe gegen fünf Personen erhoben. 

Informationen zufolge soll es inzwischen weitere Beschuldigte geben. Und weitere Betroffene, die erwägen, an den Aufarbeitungsgesprächen in Willmars teilzunehmen. Diese Gespräche der Betroffenen mit Ansprechpersonen des örtlichen Diakonievereins sowie der Diakonie Bayern und der evangelischen Landeskirche finden seit Mai 2024 statt.

Schweinfurter Oberstaatsanwalt: Mögliche Taten verjährt

Ammon und Spyra sagen, sie würden die Ermittlungen der Schweinfurter Justiz unterstützen und wären bereit auszusagen. Ihre Fälle liegen jedoch lange zurück. Oberstaatsanwalt Küstner teilt mit, dass mit Blick auf die Zeit mögliche Taten im Fall der beiden bislang der Justiz bekannten Personen verjährt sind.

 
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