Es weht ein neuer Geist des Zusammenhalts durch Schweinfurts Kulturszene seit Andrea Brandl ihr Amt als Kulturamtsleiterin im Mai 2020 antrat. Die Chefin der Kunsthalle verstand es mit einem großen Team mit Ralf Väth (Organisation), Philipp Riedl von der Firma PASE und DDC-Geschäftsführer Marcel Geißler sowie Gerald Günther (KulturPackt) und Jürgen Dahlke (Disharmonie) als Veranstalter schon den Kultursommer 2021 auf dem Kessler Field zum Erfolg zu führen. Nun will man in diesem Sommer das Ganze noch einmal toppen. Was ist das Besondere am Kultursommer 2022?
"Schweinfurt beleben, Verbindungen schaffen", lautet das Motto, wie Brandl und Citymanager Thomas Herrmann in der Stadtratssitzung Ende Dezember erklärten. Dabei geht es nicht nur um ein "Anknüpfen an das Sommermärchen 2021", als die über 30 Veranstaltungen am Kessler Field von mehr als 10 000 Menschen besucht wurden, sondern um einen ganz neuen Aspekt: Kultur und Innenstadt.
Gerade die Schweinfurter Innenstadt und die dort ansässigen Händler leiden unter der Corona-Pandemie, aber auch unter großen strukturellen Schwächen der Innenstadt. Die Probleme sollen durch ein Bündel an Maßnahmen nun endlich angegangen werden, im Herbst 2021 gab es deswegen eine Sondersitzung des Stadtrates. Ein Thema dabei war auch, wie man durch Kunst und Kultur die Innenstadt beleben kann.
Buntes Programm an 25 Samstagen in der Innenstadt
Die Verwaltung setzt nun einen Vorschlag der CSU um, den Stadtrat Werner Christoffel machte, der auch die Werbegemeinschaft "Schweinfurt erleben" leitet: An Samstagen in der Innenstadt ein Programm bieten, so dass die Menschen, die nach Schweinfurt zum Shoppen fahren, sich darauf verlassen können, dass es ein "Shopping-Erlebnis" nicht nur wegen der mutmaßlichen Schnäppchen, sondern auch des Ambientes wegen gibt.
Los geht dieses Angebot ab dem 5. März bis 29. Oktober. An 25 Samstagen in Folge gibt es dann in der Stadt ein Programm. Straßenmusik, Korbtheater, Theatergruppen – Kunst und Kaufkraft miteinander verbinden.
Verschiedene kleine Bühnen am Marktplatz und an der Kunsthalle
Die Stadt plant eine kleine Bühne am Vorplatz der Kunsthalle, um so auch eine Verbindung der Laufwege zwischen dem Einkaufszentrum Stadtgalerie, der Galeria (Kaufhof) und der Innenstadt zu schaffen. Dort soll es Auftritte am Marktplatz, Georg-Wichtermann-Platz, am Roßmarkt, in der Rückert- und der Spitalstraße geben. Für den Rathausinnenhof ist auch eine kleine Bühne als Veranstaltungsort geplant.
Am genauen Programm wird derzeit auf Hochtouren gearbeitet, der Rahmen ist aber gesetzt, auch wenn es natürlich ein Damoklesschwert gibt. "Wir hoffen, dass uns Corona keinen Strich durch die Rechnung macht", so Andrea Brandl.
Zur Belebung der Innenstadt gibt es noch weitere Ideen, zum Beispiel das Einrichten von Kunst-Ateliers in Leerständen oder, dass in größeren, derzeit nicht vermieteten Flächen vorübergehend ein Artist-in-Residence-Konzept umgesetzt werden könnte, wie es Oliver Schulte (CSU) im Rahmen der Haushaltsberatungen im November vorgeschlagen hatte.
Mit eingebunden in das vielfältige Kulturprogramm soll auch die städtische Musikschule werden, die in diesem Jahr 150 Jahre alt wird. Die jungen Musikerinnen und Musiker werden ihr vielfältiges Können bei zahlreichen Konzerten, auch auf der Open Air Bühne am Kessler Field, zeigen.
Die Open Air Bühne gibt es im übrigen wieder, allerdings nicht mehr so lange wie 2021: Geplant ist, vom 30. Juni bis 17. Juli Konzerte oder Kabarett-Auftritte am Kessler Field zu haben. Denn der Fokus, das machten nicht nur Andrea Brandl und Thomas Herrmann, sondern auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) klar, soll 2022 auf der Belebung der Innenstadt liegen.
Neben den beschriebenen Ideen hofft die Verwaltung natürlich, dass etablierte Publikumsmagneten wieder stattfinden können, zumindest in einem entsprechenden Rahmen. Das Volksfest am Volksfestplatz soll es zwischen dem 17. und 25. Juni geben. Das beliebte Straßenmusikfestival Pflasterklang des KulturPackts ist für den 6. August geplant. Ebenfalls im Kalender stehen das Weinfest am Marktplatz vom 11. bis 15. August und das Stadtfest vom 25. bis 28. August, das zuletzt 2019 stattfand und damals rund 80 000 Besucher anzog.
Mitte September wird es in der Innenstadt ruhiger, dafür soll der Nachsommer wieder vom 16. September bis 9. Oktober im ZF Kesselhaus die Besucher anziehen. Außerdem soll es im Sommer die Bürgervereins-Feste ebenso geben wie das Mittelalterfest Mitte September.
Fördermittel aus dem Programm "Neustart Kultur" und anderen Quellen
Die Stadt nimmt für ihr nun vorgestelltes Konzept viel Geld in die Hand. Gefördert werden die Investitionen unter anderem mit bis zu 80 Prozent aus dem Programm "Neustart Kultur 2022", aber auch mit Mitteln des Bezirks und der Kulturstiftung. Ebenfalls soll ein Teil des Etats des derzeit geschlossenen Theaters verwendet werden.
Der OB sieht das Programm als wichtigen Bestandteil zur Revitalisierung der Innenstadt, mahnt aber auch, dass eine Stadt der Größe Schweinfurts ein derart ambitioniertes kulturelles Angebot nicht dauerhaft bieten könne. Es sei ausdrücklich auch als eine Überbrückung bis Herbst 2024 zu sehen. Dann wird das Theater nach der Generalsanierung wieder eröffnet. Und dann ist auch hoffentlich das Corona-Virus nicht mehr das beherrschende Thema.