Das Schweinfurter Theater ist nicht wiederzuerkennen: Der markante Steinfußboden im Foyer – abgedeckt; der Teppich auf den Stufen zum Zuschauerraum und zum oberen Foyer – abgenommen; die 750 Stühle im Zuschauerraum – alle weg, abgebaut und eingelagert; die wunderbaren Leuchter aus Murano-Glas, 863 an der Zahl – abmontiert und eingelagert.
Sie hat endlich begonnen, eine der größten Sanierungsmaßnahmen der Stadt Schweinfurt seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Generalsanierung des Theaters in der Roßbrunnstraße ist mit 52,9 Millionen Euro das derzeit größte Projekt der Bauverwaltung der Stadt. Auch wenn die geschätzten Kosten aufgrund der langen Planungszeit um rund 24 Prozent gestiegen sind, hat Baureferent Ralf Brettin dennoch gute Nachrichten für alle, die sich um die städtischen Finanzen sorgen: Die bisherigen Ausschreibungen haben ergeben, dass man im Kostenrahmen bleibt.
Ein Szenario wie in Würzburg, wo sich die Sanierung des dortigen Theaters hinzieht und nun 103 Millionen statt geplanter 65 Millionen Euro kosten soll, wird es in dieser Form in Schweinfurt nicht geben. Die Förderung des Freistaates Bayern beträgt 75 Prozent der förderfähigen Kosten, dazu kommt eine Million Euro vom Bezirk, so dass der Eigenanteil der Stadt Schweinfurt 16,1 Millionen Euro beträgt.
Im evangelischen Gemeindehaus beginnt die neue Saison am 28. September
Während wenige hundert Meter vom Standort des Theaters in der Friedenstraße im evangelischen Gemeindehaus der seit Februar 2022 amtierende neue Theaterleiter Christof Wahlefeld sich auf die am 28. September beginnende neue Spielzeit in der Ersatzspielstätte vorbereitet, ist seine eigentliche Spielstätte nicht wiederzuerkennen. Aber auch Wahlefeld dürfte einen Satz von Ralf Brettin unterschreiben: "Wir freuen uns, dass das Theater nun eine Baustelle geworden ist."
Auf den ersten Blick klingt das ungewöhnlich, würde man sich ja grundsätzlich freuen, dass in einem Theater auch Theater stattfindet. Doch in diesem Fall ging eine jahrelange Planung voraus, kam die Corona-Pandemie dazwischen und verdient die Generalsanierung im Gegensatz zu der Sanierung im Jahr 2000 diesen Namen auch.
Natürlich, am Ende der Sanierung zur Wiedereröffnung im Herbst 2026, wird der "Besucher nicht viel von der Generalsanierung sehen", betont Ralf Brettin. Im Zuschauerraum sind dann zwar die alten Stühle neu aufgepolstert, aber die bekannten Lampen sind ebenso wieder installiert wie die Pyramidalkörper an den Wänden im Innenraum. Das so beliebte Ambiente bleibt gleich, die Technik dahinter aber wird brandneu.
Führungen für Interessierte sind in den nächsten Monaten geplant
Ein großes Thema ist die Schadstoff-Sanierung, vor allem Asbest. Die ist auch der Grund, warum es derzeit keine Führungen über die Baustelle gibt. Erst wenn die Baustelle sicher betreten werden kann, wird es auch Führungen wie angekündigt geben. Die Bauarbeiter sind derzeit damit beschäftigt, sich durch alle Zimmer im 50.000 Kubikmeter umbauten Raum umfassenden Gebäude zu arbeiten und dort, wo nötig, die Schadstoffsanierung in entsprechenden Schutzanzügen durchzuführen.
Dass gerade Asbest so ein großes Thema ist, ist angesichts der Bauzeit des Gebäudes in den 1960er-Jahren wenig verwunderlich. Viele andere Gebäude aus dieser Zeit, die nun saniert werden müssen, haben das gleiche Problem. Asbest kommt dabei in unterschiedlicher Form vor: im Teppichkleber, in Spachtelmasse, im Gipskarton, in Dichtungen.
Neben der umfangreichen Schadstoff-Sanierung wird die komplette Haustechnik auf den neuesten Stand gebracht, dazu natürlich auch die Bühnentechnik. Für ein wenig Aufregung sorgte im Frühjahr eine Baumfällaktion hinter dem Theater Richtung der Straße "An den Schanzen", die aus Sicht der Stadt nötig war, weil es eine unterirdische Erweiterung des Gebäudes mit Funktionsräumen gibt. Wenn das alles fertig ist, werden neue Bäume gepflanzt.
Bastian Gunzl, Projektleiter der Skena Planungsgesellschaft, die die Sanierung betreut, erklärt, die Ursache für viele Probleme des Hauses sei das defekte Kupferdach, durch seine grüne Farbe ein echter Hingucker in der Stadt. Das neue Dach wird nicht nur dicht sein, sondern auch aus entsprechend gefärbtem Aluminium und nicht Kupfer.
Die Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege ist laut Baureferent sehr eng, insbesondere wenn es um den Schutz der Besonderheiten des Theaters geht. So ist überall, wo nicht gearbeitet wird, mittlerweile eine Schutzhülle mit OSB-Platten oder anderen Materialien angebracht. Auch die Ansicht der Fassade zum Park bleibt wie man sie kennt, nur mit modernen Scheiben.
"Wir öffnen viele Decken, schauen dahinter, erneuern und schließen die Decken wieder", beschreibt Gunzl eine Vorgehensweise bei der Sanierung, die dazu führt, dass die Besucherinnen und Besucher die Veränderungen kaum bemerken werden. Beim Thema Lampen ist man natürlich besonders vorsichtig. Die wurden zuerst von einer Spezialfirma mit 3D-Laser gescannt, so dass sie – ausgerüstet mit neuer LED-Technik – wieder exakt da hinkommen, wo sie vorher waren: "Als wäre nichts passiert", wie Bastian Gunzl mit einem Lächeln bemerkt.