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Schweinfurt
Schweinfurt muss sparen: Sind Pflasterklang und Nacht der Kultur gefährdet?
Die freien Kulturträger Schweinfurts wie der KulturPackt bekommen 2025 weniger Zuschüsse. Woran das liegt und warum der OB kein Problem sieht.
Innenstadtbelebung par excellence: Veranstaltungen wie der Pflasterklang des KulturPackts sind von großer Bedeutung auch für die Händlerinnen und Händler in der Stadt.
Foto: Tanja Scheller | Innenstadtbelebung par excellence: Veranstaltungen wie der Pflasterklang des KulturPackts sind von großer Bedeutung auch für die Händlerinnen und Händler in der Stadt.
Katja Beringer
 und  Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 24.11.2024 02:31 Uhr

Eine Szene, die sich vor wenigen Wochen ereignete, sagt alles über die derzeitige Stimmung in der Schweinfurter Kulturszene. Kurz nachdem im Kulturausschuss das erste Mal öffentlich darüber gesprochen wurde, dass in den kommenden Jahren womöglich bis zu einem Drittel der Kosten eingespart werden sollen und davon auch die Honorare für externe Anbieter im Theater betroffen sein könnten, gab es eine Vorstellung im Theater. Bei dieser erläuterte Theaterleiter Christof Wahlefeld dem Publikum die Situation. Seine Sorgen waren ihm anzumerken.

Doch ist es wirklich so schlimm, wie es bei den Kulturanbietern, ob nun städtisch oder der freien Szene, ankam? Bei den Haushaltsberatungen des Stadtrates mit der Verwaltung war es jedenfalls Finanzreferentin Anna Barbara Keck ein Anliegen, beim Thema Kultur etwas geradezurücken. "Es gibt keine Kürzungen für die laufende Spielzeit im Theater, das Programm läuft ganz normal weiter", betonte sie.

Dass die Stadt angesichts der stark gesunkenen Gewerbesteuer und der Tatsache, dass der Haushalt seit Jahren nicht gedeckt ist, sparen muss, ist klar. Keck und Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) haben auch einen Weg skizziert, wie das gehen soll: Gemeinsam mit dem Stadtrat soll bis Sommer 2025 ein Konzept entwickelt werden, was man sich noch leisten muss und was man sich ausdrücklich leisten will, auch an freiwilligen Leistungen. "Es ist ganz sicher nicht das Ziel, einfach alles zu streichen, sondern zu hinterfragen und zu schauen, wo man auch mehr Erträge erzielen kann", so die Finanzreferentin.

Linken-Antrag zur erhöhten Förderung für den KulturPackt ohne Mehrheit

Thema waren bei den Haushaltsberatungen auch die Zuschüsse für die freie Kulturszene. So hatte die Linken-Fraktion den Antrag gestellt, dass die Förderung für verschiedene Projekte des KulturPackts nicht um 11.000 Euro gekürzt wird, sondern auf dem Niveau von 2023 bleiben soll. Der Antrag wurde von der Mehrheit abgelehnt.

Doch bei diesem Thema waren die Sorgen der Stadträte vor einem Kahlschlag und den Folgen spürbar: Was, wenn wegen der Kürzungen Veranstaltungen wie der Pflasterklang oder die Nacht der Kultur nach Jahrzehnten nicht mehr stattfinden?

Zahlreiche Besucher kamen zur Eröffnung der Theater Ersatzspielstätte in das evangelische Gemeindehaus
Foto: Josef Lamber | Zahlreiche Besucher kamen zur Eröffnung der Theater Ersatzspielstätte in das evangelische Gemeindehaus

Ralf Hofmann (SPD) und Frank Firsching (Linke) betonten deren Bedeutung, gerade für die Belebung der Innenstadt. "Das ist eines unserer wesentlichen Ziele", plädierte Frank Firsching auch deswegen für finanzielle Hilfe für den KulturPackt.

Um Entwarnung waren der OB und Kulturamtsleiterin Andrea Brandl bemüht. Der Hintergrund der Kürzung der Zuschüsse ist, dass bei einer Prüfung der Antragsteller klar wurde, dass deren finanzielle Lage besser ist als vermutet. Diese Prüfung ist wegen der Kulturförderrichtlinien notwendig, zumal es Unterschiede zwischen institutioneller und auf Projekte bezogene Förderung gibt. "Es braucht keinen Abgesang auf die Kultur", betonte der OB, der darauf verwies, dass es weitere Förderung durch die Kulturstiftung der Stadt wie durch einen anderen städtischen Fördertopf gibt. Diese Wege seien mit dem KulturPackt auch detailliert besprochen worden.

Ein Masterplan für die Kultur wird als Chance gesehen

Eine Antwort auf die Frage, welche Kultur sich Schweinfurt in Zukunft leisten kann und muss, soll auch ein Masterplan Kulturentwicklung geben. Der Auftrag dazu soll nach außen gehen. Denn der interne Blick wird nicht reichen, darin waren sich Ralf Hofmann (SPD) und Oberbürgermeister Sebastian Remelé einig. Für Hofmann, der den fraktionsübergreifenden Antrag von SPD, CSU, Grünen, Freie Wähler und Linke vorstellte, ist klar: Die städtischen Mittel für die Kultur werden in den nächsten Jahren sinken. Selbst wenn man Konzerte oder Ausstellungen streiche, stünden dem doch steigende Kosten gegenüber.

Freie Kulturträger wie die Disharmonie in Schweinfurt an der Gutermann-Promenade sind für mehr als ein Drittel aller jährlich in Schweinfurt stattfindenden Kulturveranstaltungen verantwortlich.
Foto: Oliver Schikora | Freie Kulturträger wie die Disharmonie in Schweinfurt an der Gutermann-Promenade sind für mehr als ein Drittel aller jährlich in Schweinfurt stattfindenden Kulturveranstaltungen verantwortlich.

Weil die Kultur aber wichtig sei – sowohl als Standortfaktor für die Wirtschaft als auch für das Zusammenleben in der Stadt –, müsse man nicht nur eine Strategie finden. Es brauche konkrete Handlungskonzepte. Das Jahr 2025, so Hofmann, sei ein geschenktes Jahr, in dem fast alle Finanzierungen für die Kultur fortgesetzt würden. Das müsse man nutzen.

Aus Sicht der Antragstellenden brauche die Kultur in Schweinfurt mehr Geld, doch das werde aus dem städtischen Haushalt nicht kommen. Und das vorhandene Geld müsse effizienter eingesetzt werden. Denkbar sei auch, einen städtischen Kulturfonds einzurichten, der neue Finanzierungsquellen erschließe; oder auch die vielen Stiftungen in Schweinfurt strategischer einzusetzen.

Neue Impulse erwartet sich auch OB Remelé, qua Amt Kulturreferent der Stadt, von einem solchen Kulturentwicklungsplan. Und Antworten auf die Frage, was sinnvolle Angebote seien, wo man diese ausweiten oder auch zurücknehmen müsse. Das kulturelle Angebot Schweinfurts sei überdurchschnittlich, die Zahl derjenigen, die es in Anspruch nehmen, werde eher kleiner. Manche Bevölkerungsschichten erreiche man gar nicht in einer Stadt, deren Gesellschaft sich dramatisch schnell verändere. Als "riesengroße Chance" sieht auch Kulturamtsleiterin Andrea Brandl ein solches Konzept.

 
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