Eineinhalb Jahre hat Bernward Tuchmann von der Tuchmann Kulturberatung nun mit der Schweinfurter Kulturszene zu tun. Sein positives Urteil, das er schon bei den ersten Besprechungen im Herbst 2017kund tat, musste er bis heute nicht revidieren: "Für eine Stadt dieser Größe hat Schweinfurt ein extrem gutes Kulturangebot, sowohl institutionell als auch von Seiten der freien Szene."
Ein Lob, das die Stadträte im Kulturausschuss freute, zeigt es doch, dass der Weg, als Stadt der Industrie und Kultur für sich zu werben, der richtige ist. "Nicht modisch, aber modern und zeitgemäß", so nennt Tuchmann das Angebot, das rund 650 Veranstaltungen pro Jahr nur von den großen Einrichtungen Theater, Museum Georg Schäfer, Kunsthalle, Disharmonie, KulturPackt oder Stattbahnhof und vielen weiteren umfasst.
Den Finger in die Wunde gelegt
Tuchmann legte aber auch den Finger in die Wunde, denn bei aller Dynamik und Breite des Angebots, wurde in den Interviews, Gesprächsrunden und Workshops auch ein Kernproblem klar: die Werbung für das Angebot außerhalb der Stadt- und Landkreisgrenzen. "Warum wusste ich nicht, was diese Stadt für ein Angebot hat", fragte sich der gebürtige Münsteraner Tuchmann.
Jetzt weiß er es ja, in Zukunft soll er es aber auch wissen, ohne bei Kulturamtsleiter Christian Kreppel anrufen zu müssen. Kreppel zeigte verschiedene Konsequenzen auf, die sich aus seiner Sicht nun aus dem 42-seitigen Bericht über den Ist-Zustand der Schweinfurter Kulturszene ergeben. Darin war natürlich auch verstärkte Werbung für das Angebot enthalten, zum Beispiel Videowände, aber auch gezielte bundesweite Vermarktung und eine noch bessere Zusammenarbeit zwischen der Schweinfurter Touristinfo 360 Grad und den großen Kultur-Anbietern.
Weiteres Thema, das die Verwaltung angehen will, ist die personelle Aufstockung des Kulturreferats, um Kulturamtsleiter Kreppel neben seiner Arbeit als Leiter des Theaters zu entlasten. Die auch von Tuchmann als angenehm empfundene Gesprächsatmosphäre auf Augenhöhe unter den Kultur-Akteuren soll nicht nur erhalten, sondern ausgebaut werden durch eine neue Art der Kulturkonferenz und des offenen Austausches untereinander. Natürlich, so Kreppel, müsse auch über das Thema Finanzierung geredet werden, vor allem der freien Kunstszene.
Bernward Tuchmanns Bitte an die Stadträte, das Kulturprofil "nicht in den Regalen verschwinden zu lassen", sondern als Grundlage für politische Weichenstellungen zu nehmen, scheint zu fruchten, nimmt man die rege Diskussion als Grundlage. Man habe sich, betonten Tuchmann und Kreppel unisono, "bewusst für ein Kulturprofil und nicht für einen Kultur-Entwicklungsplan entschieden". Das Profil "beschreibt einen Rahmen, in dem sich das lebendige künstlerische und kulturelle Leben in der Stadt Schweinfurt in Zukunft entwickeln kann – und dient somit als Instrument und Richtschnur für zukünftiges kulturpolitisches Handeln", fasst es Bernward Tuchmann zusammen.
Kritische Anmerkungen der Kulturstadträte
Die Kulturstadträte lobten im Grunde das Kulturprofil, hatten aber auch kritische Anmerkungen. Klaus Rehberger (CSU) verwies darauf, er hätte lieber einen tatsächlichen Kulturentwicklungsplan gehabt. Er betonte, man müsse sich dem Thema Jugendkultur annehmen und beim neuen Kulturforum am Martin-Luther-Platz verhindern, dass die freie Kulturszene dort keinen Platz findet. "Die CSU wird nicht locker lassen, dass im Kulturforum nicht nur die Hochkultur ihren Platz hat, sondern auch die freie Szene", so Rehberger.
Seine Fraktionskollegin Ljubow Hurlebaus wunderte sich, wieso nicht mit Gruppen mit Migrationshintergrund gesprochen wurden, die kulturelle Veranstaltungen anbieten. In diesem Zusammenhang verwies sie auch darauf, das Thema Migration und Flucht bei der Gestaltung des Stadtmuseums entsprechend zu würdigen.
Auch SPD-Fraktionsvorsitzender Ralf Hofmann hatte kritische Anmerkungen. Warum wurden die Stattbahnhof-Macher oder die DDC beim Thema Jugendkultur nicht eingebunden? Warum fehlt Friedrich Rückert gänzlich? Wie geht es weiter mit dem Gunnar-Wester-Haus?
Hofmann betonte, eines der wichtigsten politisch zu diskutierenden Themen sei die finanzielle Förderung der freien Szene in institutioneller Weise. Er sehe durchaus Schnittmengen mit der CSU und appellierte an die Kollegen, "die große Chance, die das Kulturprofil bietet, auch zu nutzen."
Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) erklärte, die Stadt habe noch nie so viel Geld im Haushalt für Kultur gehabt wie derzeit. Außerdem verwies er darauf, dass der freien Szene auch Projektförderungen aus der Kulturstiftung oder einem Extra-Topf der Stadt zur Verfügung stünden. Dafür aber gebe es kaum Anträge.
Antwort: Münster ist Universitätsstadt mit 55.000 Studenten. SW (FH 2.915 Stud.) wird jedoch ohne Uni, trotz größter Anstrengung/Werbung, nie das Image der kulturellen Bedeutungslosigkeit los! Ja Städte ohne Uni werden heute von jungen Leuten überhaupt nicht mehr wahrgenommen und sind auf der Deutschlandkarte weiße Flecken!
Die Stadt SW hält viel von Gutachten, hat aber das wichtigste vergessen: vor ca. 20 Jahren gab es die Stadt in Auftrag - Fazit: SW braucht eine Uni mit mindestens 10.000 Studenten.
Wir haben aber leider keine führenden CSU-Leute in München, wie einst B. Stamm (WÜ) oder jetzt MP Söder (Nbg.), die das Füllhorn ausschütten: mit einer Uniklinik in WÜ für 1,2 Mrd. oder neue TU & Hochschulförderung in Nbg. für 3 Mrd.! SW sitzt am CSU-Katzentisch. i-Campus-Gelder sind sehr gut, aber dagegen Peanuts.