
Vor sieben Jahren hat Claudia Greubel ein Confiserie-Geschäft in der Kesslergasse eröffnet. Erst unter Hussel-Flagge, dann unter eigenen Namen als "Claudias Schokowelt". Zuvor führte sie 18 Jahre die Confiserie Hussel in der Spitalstraße (früher das Café "Fleischerei", jetzt "Mainbar"), einige Zeit leitete sie auch die Filiale in der Stadtgalerie. Jetzt schließt sie den Laden in der Kesslergasse 6. Schweren Herzens, wie sie sagt. "Der Laden war mein Baby." Viel Freude habe ihr die Arbeit gemacht. Aber selbständig sein, geht einfach nicht mehr, sagt die 56-Jährige.
25 Prozent Rabatt beim Ausverkauf
Zurzeit läuft der Ausverkauf, es gibt 25 Prozent Rabatt. Offiziell läuft die Rabatt-Aktion bis Februar. Claudia Greubel schätzt aber, dass schon Ende Januar alles verkauft sein wird, die Schokowelt dann schließt. Die gute Nachricht: Eine langjährige Mitarbeiterin übernimmt das Geschäft. Im März soll es dann weitergehen. Claudia Greubel freut sich darüber. Sie hofft, dass die Kunden auch ihrer Nachfolgerin treu bleiben werden. Denn das Konzept, das Sortiment, die Mischung aus Süßigkeiten und kleinen Geschenkideen, will ihre Nachfolgerin beibehalten.
"Ich bin so traurig, dass Sie aufhören", sagt eine Kundin, die noch mal nach ihren Lieblingspralinen, den Mini-Trüffeln, schaut. "Sie haben alles immer so schön eingepackt." Claudia Greubel freut sich über das Kompliment und über das Gespräch. Sie redet gerne mit ihrer Kundschaft. Und weiß natürlich auch, wer was am liebsten mag. "Sie haben sich gemerkt, dass ich am liebsten dunkle Schokolade mag", freut sich die Kundin über einen kleinen, süßen Gruß zum Abschied.

Einbußen beim Weihnachtsgeschäft
Was waren jetzt die Gründe fürs Aufhören? Zum einen achten die Leute mehr darauf, was sie ausgeben, befürchten Nachzahlungen für Strom und Heizung, seien verunsichert durch die Kriege. "Die Leute halten ihr Geld zusammen." An Luxus, wie Pralinen und Schokolade, werde gespart. Einbußen habe sie schon beim Weihnachtsgeschäft 2022 gemerkt: 20 Prozent weniger. Das sei schon schwierig wegzustecken. Dazu kommt noch: "Der Staat macht es einem schwer. Als Selbstständiger musst Du ständig bezahlen", sagt sie. Sie soll jetzt wie so viele die Corona-Soforthilfen zurückzahlen. Auch das ist nicht einfach.
Von der Selbständigkeit ins Angestelltenverhältnis
Claudia Greubel hat sich mal ihren Stundenlohn als Selbständige ausgerechnet. Das war auch ein Grund, in ein Angestelltenverhältnis wechseln zu wollen. Claudia Greubel wird in Zukunft bei Aldi in der Filiale in Niederwerrn arbeiten. Sie freut sich sehr darauf. Die Gespräche in ihrem Laden wird sie vermissen, auch die Nähe. Aber sie ist stolz auf das, was sie sich aufgebaut hat in den letzten 25 Jahren. "Es war nicht einfach, es war eine aufregende Zeit, aber ich habe es geschafft".
Ärger über erhöhte Parkgebühren in Schweinfurt
Aber auch von der Stadt Schweinfurt fühlt sie sich alleingelassen. Stichwort: Anheben der Parkgebühren. "Wie kann man nur so etwas machen?", schüttelt sie den Kopf. "Statt auf 2 Euro pro Stunde parken zu erhöhen, hätten doch auch 1,50 Euro gereicht." Auch eine Brötchentaste, die Möglichkeit, kurz umsonst zu parken, hätte sie gut gefunden als Geschäftsfrau. "Ein Kunde will nur kurz was holen in der Stadt und muss 2 Euro bezahlen." Das halte viele ihrer Meinung nach ab, in der Innenstadt einzukaufen. Wenn das Parken in Schweinfurt so viel kostet wie in Würzburg, würden viele dann gleich einen Einkaufsausflug nach Würzburg machen.
Selbständig mit so einem Lädchen, (nicht abwertend zu sehen) erfordert wahnsinnigen Enthusiasmus und eine klare betriebswirtschaftliche Analyse ALLER Faktoren.
Wenn dann die Einnahmensituation einbricht, gibts nur eine Reaktion.
Leider graben die Verantwortlichen in den Städten, nicht nur in SW, an diesen Gräbern des kleinen, stationären Einzelhandels mit und wenn dann so eine hässliche Schmuddelstadt wie SW mein Einkaufsziel werden soll, dann suche ich Alternativen.
SW, quo vadis? Seit 35 Jahren beobachte ich die Entwicklung und sehe nur einen schleichenden Untergang. Die Vermieter habens auch noch nicht kapiert, die kassieren immer noch wie zu Anfang der 80er Jahren, sind ja eh alle ziemlich satt...
Es geht um die Ignoranz der Schweinfurter Stadtführung, welche über die Parkgebühren Geld generieren will und den autofahrenden Kunden über den Löffel barbiert. ÖPNV funktioniert ja wunderbar, wenn man ausserhalb der Stadtbusverbindung anreisen muss.
Das Einkaufserlebnis, das man mal kannte, ist doch schon lange passe`. Da hat der Onlinehandel genau in die Kerbe getroffen, welche durch die Zahlenakrobaten in den Städten vorbereitet wurde. Der Prozess ist doch unumkehrbar. Der Kunde ist durch den Onlinehandel verwöhnt und solange die Rücksendegebühren und Rücksendungen nicht höher eingepreist werden, wird da keine Umkehreinsicht eintreten.
Ich war bekennender Ama....gegner, seit dem letzten Jahr, wo bei meinen Lieferanten massive Engpässe auftraten, A.. immer und innerhalb 24h bzw 48 h liefern konnte, musste ich mich revidieren. Es bringt nichts, als Don Quichotte gegen die Windmühlen anzugehen.