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Schweinfurt
Nicht nur meckern, sondern selbst testen: Die Linken nutzen Schweinfurts Busverkehr und ziehen ihr Fazit
Die Kritik an den Neuerungen im ÖPNV der Stadtwerke reißt nicht ab. Bei der Stadtratssitzung am 28. Januar erzählen die Linken von ihrer Testfahrt.
Ein großes Fragezeichen: Warum die Haltestelle in der Hauptbahnhofstraße an den Kreisel gegenüber dem Kaufland verlegt wurde, konnten sich die Linken-Stadträte Robert Striesow (links) und Frank Firsching bei ihrer Testfahrt nicht erklären.
Foto: Michael Horling | Ein großes Fragezeichen: Warum die Haltestelle in der Hauptbahnhofstraße an den Kreisel gegenüber dem Kaufland verlegt wurde, konnten sich die Linken-Stadträte Robert Striesow (links) und Frank Firsching bei ihrer ...
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 31.01.2025 02:38 Uhr

Seit knapp einem Monat sind die Neuerungen im Schweinfurter Stadtbusverkehr wie das neue bargeldlose Bezahlsystem SWeasy, neue Haltestellen und die Änderungen der Tarife wegen des Beitritts zum Verkehrsverbund Mainfranken gültig. Die Kritik an den Stadtwerken reißt nicht ab. Klar ist schon jetzt: Bei der Stadtratssitzung am Dienstag, 28. Januar, ab 14.30 Uhr im großen Sitzungssaal im Rathaus wird dem Stadtwerke-Geschäftsführer Thomas Kästner vor allem von Seiten der Opposition ein rauer Wind ins Gesicht blasen.

Es liegen bereits mehrere Anträge zum Thema von verschiedenen Fraktionen vor, unter anderem von den Linken, der SPD und Zukunft./ödp. Viele greifen Erzählungen von Bürgerinnen und Bürgern auf. Als bisher einzige Fraktion haben die Linken nun selbst eine "Testfahrt" unternommen. Laut einer Pressemitteilung waren Fraktionssprecher Robert Striesow und Frank Firsching mit den Stadtbussen unterwegs, "um sich selbst einen Eindruck verschaffen, was die Stärken und Schwächen sind".

Das Fazit der Linken-Fraktion: "Die Stadtwerke müssen berechtigte Kritiken aufnehmen und nachsteuern. Die Rückkehr zum Linienbusnetz von früher muss es ja nicht sein. Wir erwarten aber die Bereitschaft, falsche Entscheidungen wieder zu ändern", wird Robert Striesow zitiert. Man erwarte, dass Oberbürgermeister Sebastian Remelé, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrates der Stadtwerke ist, den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern durch Stadtteilversammlungen sucht, "um das neue Bussystem besser an die Bedürfnisse der Fahrgäste anzupassen", so Frank Firsching.

Kommunikation der Stadtwerke zu den Neuerungen eine "Katastrophe"

Die erste Testfahrt begann laut Linke an einem Werktag um 7.30 Uhr morgens mit einem Bus, in dem auch Schülerinnen und Schüler unterwegs waren, vom Roßmarkt Richtung Bergl. Die zweite Testfahrt führte zum Hochfeld mit Endstation Wildpark, die dritte in die Gartenstadt. Fünf zentrale Punkte kennzeichnen das Fazit. "Das neue Netz wurde anscheinend am Reißbrett geplant und die Bedürfnisse der Fahrgäste hinten angestellt. Auch die Informationstiefe gegenüber dem Stadtrat war sehr seicht", so Firsching. Als "Katastrophe" bewerte man die Kommunikation seitens der Stadtwerke mit den Nutzerinnen und Nutzern. 

Als positiv bewertet wurde das neue Bezahlsystem, das funktioniert habe. Die Tester hätten mit EC-Karte gezahlt, kritisiert wurde aber, dass man nicht angezeigt bekomme, was die Fahrt genau koste. Diesbezüglich brauche es mehr Transparenz, so Frank Firsching. Gut sei auch, dass es an den Endhaltepunkten keine Standzeiten gegeben habe und auch das Umsteigen am Roßmarkt problemlos gewesen sei. 

"Allerdings haben wir vom Wildpark kommend den Bus in die Gartenstadt gerade noch erwischt. Und das, obwohl wir gut zu Fuß sind. Hier sollte die Taktung den Fahrgästen noch etwas mehr Luft lassen", heißt es in der Mitteilung. Als wenig nutzerfreundlich wurden die in den Bussen relativ hoch angebrachten neuen Linienpläne empfunden, die aus Sicht der Linken zu klein seien, um sich während der Fahrt zu informieren.

Neue Bushaltestellen ohne überdachte Sitzgelegenheiten ein Ärgernis

Einen Punkt kritisieren die Linken besonders: "Viele bisherige Bushaltestellen mit überdachten Sitzgelegenheiten, teils vor wenigen Jahren erst erneuert, sind nun außer Betrieb, zahlreiche neue ohne Bänke und Schutz vor Regen wurden eingerichtet. In der Galgenleite fiel beim Vorbeifahren spontan eine um vielleicht 20 Meter verlegte Haltestelle auf. Der Sinn dahinter ist nicht zu erkennen", so die Mitteilung.

Ein verwundertes "Schulterzucken", so die Linken, erntete bei ihnen die neue Haltestelle "Am Kreisel" in der Hauptbahnhofstraße am Supermarkt Kaufland. Beide Stadträte der Linken-Fraktion hätten darüber gerätselt, weshalb der alte Stoppunkt in der Friedrichstraße nun außer Betrieb ist, "trotz Buswartehäuschen und Haltespur mit direkter Verbindung zum anzubindenden Wohngebiet".

"Mit einem Rollator oder mit einer Gehbehinderung kommt man da aber unmöglich über die Straße", so Frank Firsching, "das ist lebensgefährlich." Robert Striesow würde die Verlegung verstehen können, "wenn der Bus Richtung Stadt dann am Kreisel zur Stadtgalerie abbiegen würde. Aber er fährt an der verwaisten Haltestelle Friedrichstraße vorbei. Das ist absolut sinnlos!", heißt es.

Weiter heißt es von den Linken, auf ihrer Fahrt haben ihnen auch ein Busfahrgast erzählt, er sehe "fast immer beim Vorbeifahren und dem Blick aus dem Fenster jemanden, der/die rätselnd den nicht (mehr) haltenden Bus zur Kenntnis nimmt."

 
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  • Fred Reinshagen
    Die gute Neuerung wird nicht erwähnt oder in der Provinz nicht verstanden. Was in Großstädten (bei Trams) selbstverständlich ist wurde endlich(!) in SW eingeführt. Statt dem Provinzsystem mit vielen Stichlinien, die sternförmig zum Roßmarkt fahren und dort enden gibts jetzt Pendellinien, wodurch Umsteigen reduziert wird und auch außerhalb des Roßmarkts möglich ist, wie in jeder Großstadt. Das bisherige Wirrwarr mit vielen, kleinen Linien, wie Mozartstraße, wurde durch 9 lange Pendellinien ersetzt. Das ist viel effektiver, man kann mit weniger Personal gleich viel leisten. Da müsste eigentlich zur Hauptzeit auf allen Linien 20Min.Takt möglich sein.
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  • Stefan Fuchs
    Robert Striesow und Frank Firsching , sind die noch bei den Linken, oder nicht schon längst "Wagenknechte"geworden?

    Bitte um Aufklärung
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  • Andrea Greber
    Es handelt sich unverändert um die Stadtratsfraktion DIE LINKE. Schweinfurt. Ich hoffe, dass ist Aufklärung genug. Gruß von der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden
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  • Stefan Fuchs
    Neh Fr.Greber, is mir nicht Aufklärung genug.
    Kann mich noch an ein paar Zeitungsartikel vor ein paar Monaten erinnern.
    Ganz verkalkt bin ich noch nicht!

    Also was ist los mit Genosse Striesow und mit Genosse Firsching?
    Demnächst Wagenknechte im Stadtrat?!
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  • Thomas Hemmerich
    @Stefan Fuchs
    Was soll das, was hat die Zugehörigkeit der beiden Herren zu einer Partei mit diesem Thema zu tun? Es geht hier um den ÖPNV in SW und nicht um Parteizugehörigkeit. Und wenn Sie nicht wissen, welcher Partei / Fraktion die beiden nun angehören, si möchte ich Sie bitten bitte entsprechend selbst danach zu googlen. Danke.
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  • Ulrike Schneider
    Um alle "Baustellen" des neuen Systems kennen zu lernen, müsste man Tage unterwegs sein... Insofern ist auch das Feedback der betroffenen Bürger Gold wert und es geht täglich, stündlich, minütlich ein ! Es wird nun Aufgabe der Stadtwerke und des Stadtrats sein, das neue System zu prüfen, deutlich nachzujustieren und - sollte es nötig sein - den "Reset" Knopf zu drücken. Die Diskussion in der Stadtratssitzung kann im Livestream mitverfolgt werden: Dienstag, 28.01.25, ab 14.30 Uhr unter www.schweinfurt.de/livestream
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  • Dieter Hartwig
    Da muss ich den Testern widersprechen. Das Bezahlsystem ist schlecht . Den den um ca.40 Cent billigeren Fahrprei der 6er Karte erhalten nur Fahrgäste mit Smartphone über die App. Ein Unding. Nicht jeder ist mit Smartphone unterwegs und kann dies auch richtig nutzen. Eine Unverschämtheit. Da spricht man von Barrierefreiheit in der Gesellschaft und man wird von Vergünstigungenals nicht Smartphonenutzer ausgeschlossen
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  • Robert Striesow
    Guten Abend. Mit dem Smartphone haben wir nicht ausprobiert und lese es gerade zum ersten Mal. Werde den Punkt weiterleiten zu den Kollegen der Fraktion, denn ich kann leider morgen nicht selbst in der Stadtratssitzung teilnehmen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Robert Striesow
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  • Robert Striesow
    Edit: Wir hatten das Bezahlsystem nicht bewertet sowie nicht für gut befunden siehe Orginal Pressemitteilung:

    Grundsätzlich hatten beide an den drei Fahrten selbst wenig auszusetzen. "Check in /check out hat jeweils gut funktioniert", berichtet Striesow. Das als Punkt zwei. Die Tester zahlten jeweils mit EC-Karte am Automaten im Bus. "Nicht akzeptabel ist aber, dass man da nicht weiß, was es kostet, da darüber keine Anzeige erfolgt", so Firsching. "Wir müssen nun abwarten, welcher Preis abgebucht wird." Mutmaßlich sollten es 4,30 Euro sein als maximaler Tages-Ticket-Preis im Schweinfurter Stadtgebiet "Wabe 500", die frühere Tarifzone 1. Hier ist Transparenz und somit ein Nachsteuern nötig.

    Mit freundlichen Grüßen
    Robert Striesow
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  • Frank Firsching
    Missverständnis. Hier ist der Originaltext der PM:
    „Grundsätzlich hatten beide an den drei Fahrten selbst wenig auszusetzen. "Check in /check out hat jeweils gut funktioniert", berichtet Striesow. Das als Punkt zwei. Die Tester zahlten jeweils mit EC-Karte am Automaten im Bus. "Nicht akzeptabel ist aber, dass man da nicht weiß, was es kostet, da darüber keine Anzeige erfolgt", so Firsching. "Wir müssen nun abwarten, welcher Preis abgebucht wird." Mutmaßlich sollten es 4,30 Euro sein als maximaler Tages-Ticket-Preis im Schweinfurter Stadtgebiet "Wabe 500", die frühere Tarifzone 1. Hier ist Transparenz und somit ein Nachsteuern nötig.“
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