
Zum 1. Januar wurden Taktung, Linienführung, Nummern der Linien, Haltestellen, Preise und Bezahlsystem im Schweinfurter Busverkehr geändert. Das sorgt für Unmut. Thomas Kästner, Geschäftsführer der Stadtwerke, und Mirko Hrnjak, Leiter Personenverkehr und Fahrzeugtechnik, äußern sich zur Kritik.
Thomas Kästner: Die Stadtwerke haben zum Jahresbeginn drei maßgebliche Veränderungen im ÖPNV umgesetzt: Erstens werden durch den Beitritt der Stadt Schweinfurt zum Verkehrsverbund Nahverkehr Mainfranken (NVM) die neuen Tarife und die neue „Wabenstruktur“ des NVM angewendet. Dies bedeutet, dass die Stadtwerke keine eigenen Produkte mehr anbieten und die Tarife nicht mehr eigenständig festlegen können. Zweitens gilt das neue Stadtbusnetz mit neuen Linien, neuen Bushaltestellen und veränderten Abfahrtszeiten. Und drittens wurde auf ein bargeldloses Bezahlsystem umgestellt. Kritik war absehbar. Dennoch sind wir überzeugt, dass die mit großer Mehrheit vom Stadtrat und den Gremien beschlossenen Veränderungen den ÖPNV in Schweinfurt als Teil des Nahverkehrs im NVM deutlich verbessern werden.
Die Kritik an der bargeldlosen Bezahlung erinnert an die Kritik bei der Einführung des e-Tickets mit der Flexikarte 2017, mit der bereits digital eingecheckt und automatisch abgerechnet werden konnte. Heute erhalten wir Rückmeldungen, dass sich viele unserer Kunden den Beibehalt der Flexikarte gewünscht hätten. Dies zeigt, dass sich Neues etablieren kann und akzeptiert wird.
Mirko Hrnjak: Wir waren darauf eingestellt, dass es zu Beschwerden und Nachfragen kommen wird, da ÖPNV immer ein sehr sensibles Thema ist und eine sehr große Personengruppe betroffen ist.
Kästner: Man sagt, dass Kritik die höchste Form der Zuneigung ist, die uns zwar nicht schmeichelt, uns aber besser macht. Wir nehmen alle kritischen Rückmeldungen ernst und prüfen sie sorgfältig. Erste kleinere Anpassungen, wie zum Beispiel Verstärkerbusse im Schülerverkehr, wurden bereits umgesetzt. Wir arbeiten an weiteren Anpassungen, um sinnvolle Änderungen, wo möglich, umzusetzen. Wir sind direkt mit Kritik und Problemen vor Ort und in den Bussen konfrontiert. Für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den letzten Wochen mit Hochdruck und viel Engagement an der Umsetzung der Veränderungen gearbeitet haben, ist es allerdings manchmal schon hart, den manchmal sehr deutlich geäußerten Frust abzubekommen.
Hrnjak: Wir sind nach wie vor von den Maßnahmen überzeugt, da der Nahverkehrsplan objektive Handlungsempfehlungen gibt, um einen attraktiven und zuverlässigen ÖPNV für alle Fahrgäste sicherzustellen. Der Beitritt zum NVM vereinfacht die Nutzung des ÖPNV durch einen einheitlichen Tarif im Verbund. Das neue Bezahlsystem „SWeasy“ verkürzt die Aufenthaltszeiten an den Haltestellen, verbessert die Pünktlichkeit und entlastet das Fahrpersonal. Das neue Stadtbusnetz umfasst eine verbesserte Linienführung mit Hin- und Rückfahrten auf der gleichen Linie sowie eine einheitliche Taktung. Es ist logisch aufgebaut und greift mit seinen Anschlussverbindungen räumlich und zeitlich ineinander über. Durch die Stärkung des Roßmarkts als zentraler Busbahnhof wird die Innenstadt sehr gut angebunden und damit die Attraktivität unterstützt. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Fahrgäste das neue System schon bald schätzen und nach einer Eingewöhnung mit etwas Stolz auch auf den modernen Stadtbusverkehr in Schweinfurt blicken werden.
Kästner: Das Auschecken ist technisch erforderlich, damit der richtige Tarif entsprechend den Vorgaben des NVM berechnet werden kann. Das System ist für unsere Fahrgäste vorteilhaft, weil keine Waben gezählt werden müssen und bei mehreren Einzelfahrten automatisch nur der Tagespreis als „Bestpreis“ berechnet wird. Bei der Betrachtung ist unbedingt zu berücksichtigen, dass mit SWeasy nur der bisherige Tarif- oder Einmalfahrschein aus Papier ersetzt wird. Nicht betroffen sind Deutschlandticket, Handyticket oder ein Aboprodukt.
Hrnjak: Wir sehen es als Vorteil, dass jetzt niemand mehr vorne beim Busfahrer einsteigen muss und unsere Fahrgäste an jeder Türe ein- und aussteigen können. Gerade für Senioren ist es ein großer Vorteil, weil sie an jeder Tür einsteigen und sich gleich hinsetzen können. Zusätzlich gibt es nach wie vor die Möglichkeit, sich ein Terminal im Kundencenter anzuschauen und sich die Funktionen dort erklären zu lassen.
Kästner: Das bargeldlose Bezahlen ist mittlerweile flächendeckend etabliert und hat sich als sichere und zuverlässige Zahlungsmethode bewährt. In vielen Städten im Ausland funktioniert das gleiche System im ÖPNV reibungslos und wird von allen Nutzern, einschließlich Senioren, sehr gut angenommen. Wir haben dennoch volles Verständnis für diese Bedenken. Aus diesem Grund bieten wir im Kundencenter in der Wolfsgasse eine Prepaidkarte an. Zum Jahreswechsel gab es bei den Karten Lieferverzögerungen unseres Dienstleisters, die jetzt erfolgreich behoben wurden.
Kästner: Wir haben ab Anfang des letzten Jahres mit öffentlichen Kommunikationsmaßnahmen begonnen und diese im zweiten Halbjahr verstärkt. Das umfasste insbesondere Außen- und Innenwerbung in den Bussen, Pressemitteilungen, Pressegespräche, Einbindung des Senioren- und Behindertenbeirats, Informationsbusse am Marktplatz. Wir setzen an den Knotenpunkten derzeit zusätzliches Personal zur Hilfe und Unterstützung ein. An alle Haushalte im Bediengebiet der Stadtwerke wurde zusätzlich eine Sonderausgabe des SWJournals und des Fahrplanbuchs versendet, in dem alle Veränderungen und die neuen Linien und Zeiten anschaulich erklärt werden. Leider ist es durch einen regionalen Dienstleister zu fehlerhaften oder verspäteten Auslieferungen gekommen.

Kästner: Bei jeder Veränderung kann es zu Anlaufschwierigkeiten kommen. Auch die Busfahrerinnen und Busfahrer sowie unsere Fahrgäste brauchen Routine auf den neuen Routen. Wir haben analysiert, dass die Verspätungen zu Beginn des neuen Systems zwar spürbar waren, mittlerweile aber deutlich abgebaut werden konnten.
Hrnjak: Wir behalten die Situation im Blick, prüfen Rückmeldungen zu den geänderten Haltestellen und analysieren, ob und wie Optimierungen möglich sind – stets unter Berücksichtigung der Vorgaben des Nahverkehrsplans. Wie auch schon beim alten Fahrplan wird es laufende Weiterentwicklungen geben. Ich werbe um Verständnis, dass es in den ersten Wochen an der einen oder anderen Stelle noch quietschen kann.
Hrnjak: Wir erleben von einzelnen Kundinnen und Kunden die subjektive Erwartungshaltung, dass „meine Haltestelle“ und „meine Linie“ nicht verändert werden sollen. Als Verkehrsbetrieb müssen wir auf Grundlage des geltenden Nahverkehrsplans aber das große Ganze im Blick haben, das heißt, das gesamte Netz und seine Fahrgastströme betrachten und auch die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten. Jede Busminute mehr, die beispielsweise auf einer Schleifenfahrt entsteht, um eine bestimmte Haltestelle anzubieten, kostet sehr viel Geld – und zwar für alle Fahrgäste. Es ist nicht auszuschließen, dass ein Fahrgast bei der Verlegung einer Haltestelle einen längeren Fußweg hat, für einen anderen Fahrgast sich der Weg aber verkürzt.
Hrnjak: Etwas mehr Rücksicht auf die Mitfahrerinnen und Mitfahrer. Der Sonderbereich für Kinderwägen und Rollatoren wird oft unsachgemäß besetzt. Diesen Bereich freizuhalten, ist eine Hilfe, vor allem für die Älteren. Ich sehe auch oft, dass junge Leute ihren Rucksack auf den Sitz neben sich stellen oder ihn auflassen, wenn sie im Gang stehen – so wird es anderen schwerer gemacht, durchzukommen und einen Bus– zum Beispiel im Schülerverkehr–optimal auszulasten.
Plus für die idiotischen Entscheidungen bei den Haltestellenverlegungen, weg von Häuschen hin zu einfachen Masten. Nur wenig konnte im Vorfeld verhindert werden.
Macht ein Praktikum in den Niederlanden. Da bekommt ihr gezeigt, wie ÖPNV und auch das mitfahren funktioniert. Ich war letztes Jahr dort und war verwundert, erstaunt und angenehmst überrascht, wie das dort funktioniert.
Aber auch an alle, die glauben, dass auf sie Rücksicht genommen werden muss…
Das läuft dort auch anders, da macht einfach jeder mit.
und vielleicht auch hilfsbedürftiger Menschen in den Panungen keine Rücksicht genommen wurde . Man hat das Gefühl die reden und entscheiden alle nur , aber wissen gar nicht was sie tun !
an.
Ich hatte die ganze Woche Schüler, die mindestens 10 Minuten später zum Unterricht gekommen sind! Wenn Stegreifaufgaben oderSchulaufgaben anstehen ist das auch schulorganisatorisch höchst problematisch und mit unnötigen Sonderaufwand verbunden!
Busfahrpläne müssen bedarfsgerecht ausgerichtet sein am Unterrichtsbeginn und -ende der Schüler. Wo ist die Schnittstelle zwischen Schulen, Stadtwerken und ÖPNV? Gute Arbeit für gutes Geld! Die Planung erscheint mir an den tatsächlichen Bedürfnissen vorbeizugehen! Ich selbst habe als Gemeinderatsmitglied in Poppenhausen diese Woche zum Thema „Busfahrpläne“ mehr als 25 kritische Nachrichten mit nachvollziehbaren Klagen erhalten! Meine eigene Tochter kann diese Woche mehrfach zu spät zum Unterricht, obwohl die Busse früher abfahren! Das Umsteigesystem von Oberwerrn nach Kronungen und Kützberg ist unpraktikabel.
Für Senioren bestehen kaum Chancen, mitzuhalten!