Festzelt mit 60 Personen, großer Bagger, sehr große Bauschilder, gut gelaunter Oberbürgermeister, SWG-Chef und Architekt – der Spatenstich für den ersten Bauabschnitt des Neubauprojekts der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWG wurde groß gefeiert. Ab Frühjahr 2020 beginnen die Rohbauarbeiten für die ersten Häuser, in die ab 2021 die ersten Mieter einziehen können. Insgesamt entstehen in vier Bauabschnitten acht Häuser mit 121 Wohnungen unterschiedlicher Größe. 74 davon sind Sozialwohnungen.
Für die SWG ist das Projekt aus mehreren Gründen ein besonderes, wie Vorstandsvorsitzender Alexander Förster betonte. Zum einen sei es das bisher größte Neubauprojekt der Wohnungsbaugesellschaft, die mit gut 5000 Wohnungen im Bestand eine der größten in Unterfranken ist. Zum anderen freue man sich, dass man im Auftrag der Stadt den wichtigen Eingang des neuen Stadtteils Bellevue, vormals das amerikanische Wohnquartier Askren Manor, neu gestalten darf.
Neues städtisches Wohnen gestalten
Die "Torwirkung" war auch Architekt Daniel Opitz vom Büro HPA aus Köln besonders wichtig. Rund um den Amerikaplatz werde neues städtisches Wohnen gestaltet mit Häusern, die bewusst so geplant wurden, dass sie einen einladenden Eingangsbereich für die zukünftigen Bewohner des Areals bilden. Am Ende des Ausbaus in Bellevue werden dort auf 28 Hektar von verschiedenen Bauherren insgesamt 650 neue Wohneinheiten geschaffen sein, die Stadt geht davon aus, dass in einigen Jahren Platz für gut 3000 Einwohner in dem neuen Stadtteil ist.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Baureferent Ralf Brettin gingen noch einmal auf die bisherige Geschichte der Konversion ein seit dem Abzug der amerikanischen Soldaten 2014. Insgesamt bekam die Stadt 80 Hektar neues Gelände, das man nun in Bellevue, der Ledward Kaserne, Yorktown und Kessler Field vor allem zu neuer Wohnnutzung weiterentwickelt. "Der Abzug der Amerikaner war eine Zäsur, aber auch eine Chance, die Stadt zukunftsfest zu machen", so der OB.
Ralf Brettin verwies auf den städtebaulichen Wettbewerb, der der Gestaltung in Bellevue zu Grunde liegt. Erhalten und bereits verkauft und renoviert sind die ehemaligen Offiziershäuser, ansonsten wird schon seit Monaten gebuddelt, gebaggert, abgerissen und neu aufgebaut, was das Zeug hält. Die Firma Glöckle baut in Sichtweite zum SWG-Projekt, im Norden ist die alte Grundschule der Amerikaner im Abriss, dort entsteht die neue Körnerschule mit Kita und Zweifach-Turnhalle. Auch der Eingangsbereich im Norden wird neu gestaltet, außerdem im kommenden Jahr ein Wettbewerb gestartet für einen Einkaufsmarkt mit Büronutzung. Brettin betonte auch, dass es eine große neue Grünanlage im Herzen Bellevues geben wird.
Die SWG beginnt nun am Quartierseingang vom Kennedyring kommend mit dem ersten Bauabschnitt. Gebaut werden energieeffiziente Häuser nach dem so genannten KfW-55-Standard. Die Wohnfläche im ersten Bauabschnitt ist 2076 Quadratmeter groß, es entstehen zunächst 31 öffentlich geförderte Mietwohnungen, die Investitionssumme beträgt 8,5 Millionen Euro. Vom Freistaat werden 4,4 Millionen Euro Fördermittel aus dem Wohnungsbauprogramm erwartet sowie 2,5 Millionen Euro aus einem KfW-Förderprogramm.
Alle Wohnungen sind barrierefrei
Insgesamt entstehen auf 9100 Quadratmetern 121 Wohnungen, 74 davon sind Sozialwohnungen, 47 frei finanziert. Alle Wohnungen sind barrierefrei, haben einen Balkon und bodengleiche Duschen. Gebaut werden vier Ein-Zimmer-, 37 Zwei-Zimmer-, 53 Drei-Zimmer-, 23 Vier-Zimmer- und vier Fünf-Zimmer-Wohnungen. Die Rohbauarbeiten beginnen im Frühjahr 2020, die Häuser sollen im Frühsommer 2021 bezugsfertig sein. Der zweite Bauabschnitt soll Anfang 2021 beginnen.
Der OB ging in einer kurzen Podiumsdiskussion auch auf die aktuelle Diskussion über das Bürgerbegehren "Bezahlbar Wohnen in Schweinfurt" ein. Er erklärte, die Stadt habe eine andere Einschätzung der Lage auf dem Wohnungsmarkt als die Initiatoren. Mit dem Bau der 74 Sozialwohnungen durch die SWG "kommen wir unserer Pflicht als Kommune nach, dass ein Mix aus Wohnungen und Angeboten für alle Schichten bereit gehalten wird". Es sei eine Daueraufgabe: "Wir sagen Ja zu gefördertem Wohnungsbau in dem Maße wie sich die Bevölkerung entwickelt und wir es leisten können", so Remelé.
Wenn die Stadt mit derart hochwertiger Planung bzw. Wettbewerbsentscheidungen so wie hier(!) weiter macht (Fr.-Schäfer-Heim, Kulturforum, Mönchkutten ohne "Hundehütten", neue Maxbrücke einschließlich Wittek Brix und dadurch wieder sehr hohen Zuschüssen) dann könnte sie vielleicht doch wieder in die großen Fußstapfen von G. Grieser treten, an denen sie allein gemessen wird.
Bellevue grenzt an die Gemarkung Oberndorf. Morgen jährt sich zum 100. Mal die Eingemeindung Oberndorfs, die letzte Eingemeindung nach SW und deshalb ein deutsches Unikum und zudem ein Thema, das derzeit wieder aktuell wird. Wurde das von der Redaktion übersehen? Zum 70. Jahr gab's sogar eine Sonderbriefmarke der Deutschen Post.