
Mit Menschen direkt ins Gespräch kommen – darum ging es den Schweinfurter Stadt-Grünen beim politischen Austausch im Biergarten des Naturfreundehauses. Das neue Format kam gut an. Der Einladung der beiden Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Stadtrat, Holger Laschka und Barbara Mantel, waren interessierte Bürgerinnen und Bürger gefolgt. Und es wurde engagiert diskutiert.
Im Fokus standen vor allem die drei aktuellen Aufregerthemen: der Neubau der Max-Brücke, der falsche Asphaltbelag in der Rückertstraße und die Kostenexplosion bei der Fernwärme aus dem Gemeinschaftskraftwerk GKS. Bei Letzterem habe die Stadt ein "echtes Problem", so Holger Laschka. Der Fernwärmeanschluss sei so teuer geworden, dass man ihn weder der Industrie noch Privathaushalten anbieten könne. Im Zuge des Netzausbaus durch die Stadtwerke sind drei Fälle bekannt geworden, bei denen die Rede von Anschlusskosten zwischen 16.900 und 60.000 Euro war. Bis vergangenes Jahr gab es eine Anschluss-Pauschale von 2545 Euro.
Laschka verwies auf die gestiegenen Baupreise. Wurde früher eine Million Euro für einen Leitungs-Kilometer veranschlagt, seien es jetzt zwei Millionen Euro und mehr. Hinzu komme, dass die Stadtwerke – anders als früher – mit einer schnellen Amortisierung der Netzausbaukosten kalkulieren, was folglich zu höheren Anschlussgebühren führe.
Die Kalkulationen der Stadtwerke könnte man ja beeinflussen, forderte ein Diskussionsteilnehmer die grünen Ratsmitglieder auf, sich für eine längere Amortisierungsphase und somit niedrigere Anschlussgebühren starkzumachen. "Die Stadtwerke brauchen aber Geld", meinte Laschka mit Blick auf die Kosten für die Modernisierung des ÖPNV. Bereits bis Mitte 2025 soll die halbe Flotte auf E-Mobilität umgerüstet sein.
Flusswärmepumpe als Alternative
Ein weiteres Problem für die Stadt auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2035: Im GKS wird zur Produktion von Fernwärme nicht nur Hausmüll verbrannt, sondern auch Kohle aus Kolumbien verfeuert. Und das mit hohem Aufwand, denn sie muss zum Waschen erst noch in die Niederlande gebracht werden. Kohle ist nicht nur schlecht für die Umwelt, sie ist auch teuer und wird mit steigendem CO2-Preis noch teurer werden. Angedacht sei deshalb der Ausstieg aus dem fossilen Energieträger und der Einstieg in die Klärschlammverbrennung. Doch ob und wann das kommt, "steht in den Sternen", so Laschka.
Reginhard von Hirschhausen informierte in diesem Zusammenhang über die Möglichkeit der Wärmeversorgung aus Flusswasser. In Deutschland gibt es bereits Modell-Projekte in Mannheim und in Rosenheim in Oberbayern. Auf Antrag der grünen Stadtratsfraktion werde nun bei den Stadtwerken geprüft, ob die Realisierung einer Flusswärmepumpe wirtschaftlich machbar sei. "Das könnte ein Alternativszenario sein."
Drei Brückenvarianten werden intensiv geprüft
Intensiv diskutiert wurden auch nochmal die möglichen Varianten für den Neubau der Max-Brücke. Der Stadtrat beschloss in seiner jüngsten Sitzung, dass in einem sogenannten Vergabeverfahren bundesweit ein neues Ingenieurbüro gesucht wird, das die weitere Planung übernimmt. Laschka verwies darauf, dass hierbei nicht nur die vom Stadtrat bevorzugte Variante einer Stabbogenbrücke als Ersatz anstelle der jetzigen Maxbrücke geprüft werde, sondern darüber hinaus noch einmal vertiefend eine neue Brücke auf Höhe des Bahnhaltepunktes Schweinfurt Mitte bzw. die vom Handelsverband präsentierte Variante mit Anschluss an die Kreuzung Paul-Rummert-Ring/Alte Bahnhofstraße.

Die Kosten spielten bei der Wahl der Variante eine untergeordnete Rolle. Die Investition sei auf ein halbes Jahrhundert ausgelegt, erklärte Laschka. Seit Jahren ringe man um die beste Lösung. Die wahrscheinlichste und realistischste Variante sei wohl der Ersatzneubau an gleicher Stelle. Bei allen anderen Optionen seien die Hinderungsgründe "massiv". Trotzdem müsse aber eine ernsthafte Überprüfung erfolgen.
Falsches Asphaltband in der Rückertstraße
Zu guter Letzt kam noch der falsche Asphalt in der Rückertstraße aufs Tapet. Die neue Fahrspur für Busse und Lieferverkehr hat die falsche Farbe. Sie ist dunkelgrau und nicht – wie geplant und vom Bauausschuss beschlossen – beige. "Der Fehler ist in der Stadtverwaltung passiert", sagte Laschka. Man habe es versäumt, die Farbe in der Ausschreibung festzulegen. Es werde jetzt geprüft, ob die städtische Haftpflichtversicherung die Kosten übernimmt, wenn der Asphalt ausgetauscht und ein neuer mit der richtigen Farbe eingebaut wird. Auch eine farbliche Beschichtung sei im Gespräch.
Die Grünen halten einen Ausbau und eine Erneuerung des Asphaltbandes weder ökologisch noch finanziell für sinnvoll. Schon gar nicht dürften dem Steuerzahler die Kosten aufgebürdet werden, meinte Laschka. In der Bauausschusssitzung im Juni soll das Thema nun noch einmal diskutiert und dann entschieden werden, wie es weitergehen soll.