"Die Zeiten billiger fossiler Import-Energie sind endgültig vorbei", glaubt Detlef Fischer vom Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW). Deshalb sei es notwendig, "mehr Energie in Bayern zu produzieren", fordert er: "Und in unseren Flüssen steckt sehr viel Heimatenergie."
Wärme aus dem Fluss: In anderen Ländern bereits eine erprobte Technik
Wohngebäude heizen mit der Wärme aus Flüssen? In Schweden, der Schweiz oder Dänemark sei dies längst erfolgreich erprobt. Und auch in Deutschland gibt es bereits Modell-Projekte: In Mannheim etwa und in Rosenheim in Oberbayern.
Um das tatsächliche Potenzial der Wärmeversorgung aus Flusswasser für Bayern zu ermitteln, gab die VBEW zusammen mit dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und Wasserkraft-Verbänden eine umfassende Studie in Auftrag. "Die Ergebnisse sind beeindruckend", freut sich Fischer.
Begrenzt man die Abkühlung des Flusswassers auf 1,5 Grad, könnte demnach der gesamte private Wärmebedarf in Bayern von zuletzt gut 142 Terawattstunden rechnerisch mit Fluss-Wärmepumpen gedeckt werden. Realistisch könnten rund 20 Prozent der bayerischen Kommunen sogar ganzjährig ihre Gebäude mit Wärmeenergie aus benachbarten Flüssen decken, so die Modellrechnung.
Experten: Viele Kommunen an Main oder Saale könnten Wärmebedarf aus dem Fluss decken
Viele dieser Kommunen liegen laut den Autorinnen und Autoren der Studie von der Münchner Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) am Main und seinen Zuflüssen wie etwa der Fränkischen Saale: Entlang der Mainschleife, aber auch in der Rhön könnten demnach etliche Städte und Gemeinden ihren Gebäudeenergiebedarf sogar im Januar vollständig aus der Flusswärme gewinnen.
Nach Ansicht der Energieexperten könnten die Fluss-Wärmepumpen vor allem bei bestehenden Wasserkraftwerken oder Industrieanlagen installiert werden. Dort würden ökologische Eingriffe minimiert. Zudem könnten die Wasserkraftwerke sofort den "grünen Strom" für den Betrieb der Wärmepumpen liefern.
Abkühlung der Flüsse durch die Wärmepumpen "ökologisch sogar vorteilhaft"
Die Abkühlung etwa des Mains um 1,5 Grad bezieht sich zudem nur auf die Ausschöpfung des kompletten Wärmepotenzials, nicht auf den Betrieb nur einzelner Wärmepumpen. "Zudem wäre die Abkühlung der Gewässer angesichts des Klimawandels und damit steigender Fluss-Temperaturen ökologisch sogar vorteilhaft", wirbt Fischer: "Die Fische würden es uns danken."
Auch die notwendige Technik sei erprobt und verfügbar. Offen ist allerdings noch die Wirtschaftlichkeit der Anlagen, der rechtliche Rahmen sowie die Kosten für die Infrastruktur eines Wärmenetzes von der Fluss-Wärmepumpe bis in die einzelnen Gebäude.
Die kommunalen Energieversorgen seien deshalb jetzt gefragt, zu prüfen, wo eine Realisierung wirtschaftlich machbar ist, erklärt Fischer. Der dafür zuständige VKU-Verbandschef Gunnar Braun sieht aber auch die bayerische Politik gefordert: Etwa bei einer schnellen konkreten Umsetzung des Wärmeplanungsgesetzes der Berliner Ampel-Regierung für Bayern.