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Grafenrheinfeld
Atomkraftwerk Grafenrheinfeld: Wie geht der Rückbau nach der Sprengung der Kühltürme weiter?
55.000 Tonnen Schutt sind von den Türmen übriggeblieben, die nun beseitigt werden. Bis die nächsten Schritte sichtbar werden, dürften noch Jahre vergehen. Was geplant ist.
Am 16. August wurden die Kühltürme des stillgelegten Atomkraftwerks Grafenrheinfeld gesprengt. Übrig blieben 55.000 Tonnen Bauschutt.
Foto: PreussenElektra GmbH, Christopher MacNeil | Am 16. August wurden die Kühltürme des stillgelegten Atomkraftwerks Grafenrheinfeld gesprengt. Übrig blieben 55.000 Tonnen Bauschutt.
Lisa Marie Waschbusch
 |  aktualisiert: 18.09.2024 02:39 Uhr

Seit dem 16. August, es war kurz vor 20 Uhr, sind die Kühltürme des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld Geschichte. Tausende Schaulustige hatten das Spektakel beobachtet, das schon nach wenigen Sekunden vorbei gewesen war. Was übrig blieb: 55.000 Tonnen Schutt und eine riesige Staubwolke, die noch Stunden später sichtbar war. 

Für den Betreiber des Kraftwerks, Preussen Elektra, stellte die Sprengung der Kühltürme nach eigenen Angaben einen Meilenstein dar, ein "sichtbares Zeichen für den Rückbau". Gut zehn Jahre vor dem eigentlich geplanten Zeitpunkt. Das Kraftwerk ist seit dem 27. Juni 2015 stillgelegt. Nachdem die Genehmigung erteilt war, begann der Rückbau im April 2018. 180 Beschäftigte von Preussen Elektra und gut 300 Mitarbeitende externer Firmen sind aktuell an dem Projekt beteiligt.

Was passiert nun mit dem übriggebliebenen Schutt? Wie weit ist der Rückbau fortgeschritten und was steht als Nächstes an? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Was passiert mit dem übriggebliebenen Schutt nach der Sprengung?

Von den Kühltürmen sind rund 55.000 Tonnen Bauschutt übrig – hauptsächlich Beton. Nach der Sprengung übergab das Sprengunternehmen aus Thüringen die Baustelle an das Abbruchunternehmen. Dieses kümmert sich in Eigenregie um die anstehenden Arbeiten, die vergangene Woche begonnen haben. "Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt zunächst auf dem Abbruch der übrig gebliebenen Strukturen sowie der Zerkleinerung durch einen Betonbrecher zum Ziele der Sortierung des Materials", erklärt Almut Zyweck, Pressesprecherin von Preussen Elektra. Zwei Drittel des Materials komme in eine Kühlturmtasse, um diese aufzufüllen. Das restliche Drittel werde verwertet. "Wir gehen davon aus, dass die Arbeiten bis Ende des Jahres abgeschlossen werden können."

Was passiert mit den übrigen Gebäuden – etwa dem hohen Turm?

Bei dem hohen Turm handelt es sich um den Abluftkamin. Dieser soll im Rahmen des konventionellen Abbruchs mit den übrigen Kraftwerksgebäuden ab circa 2033 abgebrochen werden. Wie dieser Abbruch aussieht, also ob es etwa eine Sprengung geben wird, lässt der Betreiber noch unbeantwortet. "Da die Planung der Kraftwerksgebäude noch nicht begonnen hat, steht auch die Abbruchmethode für einzelne Bauwerke noch nicht fest", teilt Pressesprecherin Zyweck dazu mit. Wie auch immer dieser Abbruch erfolgen wird: In jedem Fall müsse nachgewiesen werden, dass er "für noch vorhandene atomrechtliche Gebäude rückwirkungsfrei ist". Gemeint ist damit das Zwischenlager, das sich in unmittelbarer Nähe zu den restlichen Kraftwerksgebäuden befindet.

Mithilfe eines Litzenhebesystems wurde der Reaktordruckbehälter aus seiner Einbaulage im Reaktorgebäude ausgehoben. 
Foto: Preussen Elektra | Mithilfe eines Litzenhebesystems wurde der Reaktordruckbehälter aus seiner Einbaulage im Reaktorgebäude ausgehoben. 

Wie ist der aktuelle Stand des Rückbau-Prozesses?

Anfang August teilte Preussen Elektra mit, dass der Reaktordruckbehälter (RDB) vollständig demontiert und zerlegt sei. Dabei handelt es sich um ein 400 Tonnen schweres Bauteil, dessen fachmännische Zerlegung im November 2023 begonnen hatte. Zunächst mussten aber Transport- und Zerlegeeinrichtungen aufgebaut und der Reaktordruckbehälter freigelegt werden. Mithilfe eines fahrbaren Litzenhebesystems konnte der RDB in das entleerte Brennelementlagerbecken transportiert werden. Dort konnte er schließlich zersägt, die Schnittstücke in Entlagerbehälter verpackt werden.

Liegt der Rückbau im Plan?

"Der Rückbau des Kraftwerks liegt voll im Plan", erklärt Zyweck. Seit Beginn des Rückbaus seien bereits rund 13.200 von insgesamt 20.500 Komponenten stillgesetzt, 4400 von insgesamt 27.000 Tonnen Material demontiert worden.

Der Abluftkamin, der hohe Turm, soll zusammen mit den anderen Kernkraftgebäuden ab 2033 entfernt werden. Wie das geschehen soll, steht noch nicht fest. Daneben befindet sich das Zwischenlager.
Foto: René Ruprecht | Der Abluftkamin, der hohe Turm, soll zusammen mit den anderen Kernkraftgebäuden ab 2033 entfernt werden. Wie das geschehen soll, steht noch nicht fest. Daneben befindet sich das Zwischenlager.

Was steht als Nächstes an?

Als Nächstes stehen laut Preussen Elektra der Ausbau der Dampferzeuger und der Umbau der Materialschleuse an. Mit der Demontage des "Biologischen Schilds" – eine Betonstruktur, die den Reaktordruckbehälter umgab – kann voraussichtlich Mitte 2025 begonnen werden.

Wann soll der Rückbau abgeschlossen sein?

Der Rückbau des Kraftwerks soll circa 2033 abgeschlossen werden – daran schließt sich der konventionelle Abbruch der restlichen Kraftwerksgebäude an. Preussen Elektra strebt ab 2035 eine "für die Region wertschöpfende Nachnutzung des Kraftwerksgeländes" an. Wie genau diese aussieht, lässt das Unternehmen auf Anfrage offen und teilt mit: "Mit Blick auf die Nachnutzung konzentrieren wir uns derzeit auf unsere Anlagen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Daher gibt es hier noch keine konkreten Entwicklungsschritte."

 
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Kommentare
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  • Heike Pauline Grauf
    Warum müssen die Löcher überhaupt gefüllt werden? Und warum wurde der Turm gesprengt? Was hat dieser blinde Symbolaktivismus noch mal gekostet? Das einzig Interessante ist doch, wo wird das radioaktive Material zwischen- und endgelagert ?
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  • Dietmar Eberth
    Aufräumen gehört nun mal dazu wenn die Nutzungsdauer abgelaufen ist. Egal ob das ein (Atom-)Kraftwerk ist oder ein Windrad, PV, Auto, Smartphone, uvm.
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  • Bernhard Roschlau
    Eine höherwertige Entsorgung des Betons wäre wünschenswert, da die Herstellung neuen Betos bezüglich Ressourcen und Energie sehr aufwendig ist. Beton ist recyclebar und muss nicht dazu verschwendet werden, um Löcher zu verfüllen.
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  • Dietmar Eberth
    Um 55.000 Tonnen Schutt wegzutransportieren braucht man geschätzte 2000 LKWs und dann nochmal 2000 LKWs für recyceltes Auffüllmaterial von wo weis wo her.

    So schlecht ist die Bilanz also auch nicht.
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